Projekte
Die Forschungsschwerpunkte der Würzburger Indogermanistik liegen auf den Gebieten Phonologie, Morphologie, Syntax und Lexikologie der indogermanischen Einzelsprachen, vor allem des Altindischen, Altiranischen, Griechischen, Lateinischen, Germanischen, Hethitischen, Armenischen, Keltischen sowie der gemeinsamen Grundsprache; Theorien der Allgemeinen Sprachwissenschaft, vor allem über Syntax, Sprachtypologie, Sprachwandel, grammatische Kategorien.
Laufende Projekte
Eine historische Grammatik des Gorani
Leiter: Dr. Shuan Karim
Laufzeit: 2024–2026
In diesem Projekt werden Daten von 15 Sprachvarietäten zusammengetragen, die bekanntermaßen zum Gorani-Zweig des Iranischen gehören. Anhand dieser Daten wird eine vergleichende Rekonstruktion der frühen Gorani-Phonologie, -Morphologie und -Syntax durchgeführt und die einzelnen Entwicklungen innerhalb der Sprachfamilie verfolgt. Gorani ist seit langem für seine Komplexität (Konservatismus?) innerhalb der westiranischen Welt bekannt. Ein Großteil dieser Diskussion basiert jedoch auf Daten einzelner Varietäten und der Fehlannahme, dass Komplexität gleich Konservatismus sei. In dieser Untersuchung von Gorani wird eine Kombination aus der „junggrammatischen“ Vergleichsmethode und innovativen Computertechniken zum Einsatz gebracht — zusammen mit Daten, die im Rahmen des ERC-finanzierten Projekts „ALHOME: echoes of vanishing voices in the mountains“ gesammelt wurden.
A Digital Corpus of the Issyk-Kushan Inscriptions
Leitende: Dr. Svenja Bonmann & Dr. des. Jakob Halfmann
Laufzeit: 2024–2027
In einem Gebiet, das sich vom kasachischen Ili-Tal bis in den südlichen Hindukusch erstreckt, wurden bei archäologischen Ausgrabungen seit Ende der 1950er Jahre mehrere Dutzend Inschriften in einem nicht entzifferten Schriftsystem entdeckt, das man später als „Unbekannte Schrift“ bezeichnete.
Die meisten Funde dieser Art konnten zwischen dem Hissar-Gebirge (Usbekistan/Tadschikistan) und dem Fluss Amudarja (i. d. Antike: Oxus) ausgemacht, in die Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. datiert und dem historischen Baktrien zugeordnet werden. Ein Team um Dr. Bonmann und Dr. Halfmann hat 2022/23 Licht in das Dunkel der „Unbekannten Schrift“ bringen und das Schriftsystem teilweise entschlüsseln können. Auf der Grundlage einer Verbreitungsanalyse, eines systematischen Zeichenkatalogs und eines Vergleichs von Zeichenfolgen zweier mehrsprachiger Inschriften konnten plausible phonetische Werte für mehrere Zeichen der unbekannten Schrift ersetzt werden. Dabei wurde die in der tadschikischen Almosi-Schlucht kürzlich aufgefundene zweisprachige Inschrift (Almosi-Bilingue) mit der um 1960 unweit von Kabul entdeckten dreisprachigen Inschrift (Trilingue von Dašt-i Nāwur) abgeglichen. Die vorläufigen Untersuchungsergebnisse legen nahe, dass die Schrift zumindest im Bereich ihrer Fundorte (Almosi/Tadschikistan, Dašt-i Nāwur/Afghanistan) zur Aufzeichnung einer bisher unbekannten mitteliranischen Sprache gedient haben könnte.
Das Projekt hat ein zweiteiliges Arbeitsprogramm, bei dem sich Forschungsaufenthalte in Zentralasien mit Analyse- und Auswertungsphasen in Deutschland abwechseln. Die Forschungsaufenthalte dienen der Erfassung von Daten aus erster Hand, sowohl zu bereits identifiziertem Inschriftenmaterial in zentralasiatischen Museumssammlungen als auch zu möglichen weiteren vielversprechenden Fundstellen. Während die aktuellen politischen Umstände keine Forschungsaufenthalte in Afghanistan zulassen, dienen Reisen nach Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan dazu, bereits identifizierte Objekte persönlich zu inspizieren und zu dokumentieren.
Die Studie dient dazu, die Erforschung der Issyk-Kushan-Schrift zu vertiefen, die Arbeit an der z. T. bereits gelungenen Entzifferung des Schriftsystems fortzusetzen und eine digitale Edition aller Issyk-Kushan-Inschriften zu erstellen. Dabei erarbeiten Dr. Bonmann und Dr. Halfmann eine komplette Sammlung der Quellentexte mit Katalog und etymologischem Wörterbuch der zugrundeliegenden Sprache. Ferner suchen sie in Kooperation mit zentralasiatischen Archäologen nach neuen Inschriften, um das lnschriftenkorpus nach Möglichkeit um bedeutende Neufunde zu erweitern.
Fritz Thyssen Stiftung
An Etymological Dictionary of the Nuristani Nominal Lexicon
Leiter: Dr. des. Jakob Halfmann
Die Nuristan-Sprachen sind eine kleine Gruppe miteinander verwandter Sprachen, die in der afghanischen Provinz Nuristan und in angrenzenden Regionen Afghanistans und Pakistans gesprochen werden. Sie werden zum indoiranischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie gerechnet, nehmen aber innerhalb dieses Zweiges eine historische Sonderstellung ein und sind höchstwahrscheinlich neben den indoarischen Sprachen und den iranischen Sprachen als unabhängige dritte Untergruppe anzusehen. Sie bilden damit den einzigen indogermanischen Sprachzweig dieser Zeittiefe, für den noch kein etymologisches Wörterbuch vorliegt. Der große zeitliche Abstand zwischen den frühesten schriftlichen Belegen des Indoarischen und Iranischen auf der einen Seite (ca. seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. belegt) und des Nuristanischen auf der anderen (verlässliche Belege erst seit dem 20. Jahrhundert n. Chr.) erschwert die Einschätzung der genauen Verwandtschaftsverhältnisse erheblich. Um die historische Sonderstellung der Nuristan-Sprachen besser zu verstehen, ist daher eine umfassende Untersuchung ihrer Übereinstimmungen und Unterschiede zu den anderen beiden Sprachzweigen notwendig.
Das im Rahmen des Walter-Benjamin-Programms von der DFG geförderte Projekt „An Etymological Dictionary of the Nuristani Nominal Lexicon“ soll hierzu durch eine etymologische Untersuchung der nuristanischen Nominalstämme einen ersten Beitrag leisten. Nach der innernuristanischen Zuordnung von Kognaten soll insbesondere der Anschluss an die frühesten belegten Sprachstufen der anderen indoiranischen Sprachzweige gesucht werden, d.h. einerseits an das Altindoarische (Vedisch, klassisches Sanskrit), andererseits an die altiranischen Sprachen (Avestisch, Altpersisch). Jüngere Sprachstufen können in zweiter Linie ebenfalls relevant sein, z.B. wenn sie direktere Entsprechungen oder klarere Belege von Vergleichsformen bieten als die früher belegten oder wenn Entlehnung aus einer der jüngeren Sprachstufen wahrscheinlich ist. Weiter entfernte Verwandte aus anderen indogermanischen Sprachzweigen sollen ebenfalls genannt werden, sofern die nächsten Kognaten nur hier zu finden sind.
Ein wichtiges Ziel des Projekts ist die Feststellung der charakteristischen Merkmale (z.B. in der Lautentwicklung) der aus urindoiranischer Zeit ererbten lexikalischen Schicht im Gegensatz zu der umfangreichen mittelindoarischen Lehnwortschicht, sowie eine klare Trennung der beiden, um eine bessere historische Einordnung der ererbten Schicht zu ermöglichen. Hierbei ist der Vergleich zu den in der Region ab dem 3. Jhd. v. Chr. belegten Formen des Mittelindoarischen (Gāndhārī) von besonderer Bedeutung.
Die etymologischen Daten werden konsequent in TEI-Markup formatiert, wodurch eine maschinenlesbare Version der Daten entsteht, die nicht nur zu einem gedruckten Wörterbuch verarbeitet werden kann, sondern auch die Möglichkeit bietet ein Online-Wörterbuch zu generieren und die Daten für eine Weiterverarbeitung zur Verfügung zu stellen.
einBLICK
MagEIA: Magic between Entanglement, Interaction and Analogy
KFG-Leiter: Prof. Dr. Daniel Kölligan, Prof. Dr. Daniel Schwemer, Prof. Dr. Martin Stadler
Laufzeit: 01.11.2023—31.10.2027
Texte, die in der modernen Forschung als 'magisch' bezeichnet werden, sind in den schriftlichen Überlieferungen aller antiken Kulturen Westasiens und des östlichen Mittelmeerraums prominent vertreten und stellen eine wichtige Quelle für die Religions- und Ideengeschichte des Altertums dar. Auch wenn die Problematik des Konzepts 'Magie' wohlbekannt ist, wird der Begriff selbst weiterhin produktiv in Bezug auf vergleichbare kulturelle Praktiken verwendet, die sich durch die Durchführung von transformativen Ritualen verschiedener Art auszeichnen. In übergreifenden Studien zur Geschichte der Magie in westlichen Kulturen werden heute neben der griechisch-römischen Welt routinemäßig die magischen Texte aus dem alten Ägypten und Mesopotamien als die frühesten Einflüsse auf die sich im spätantiken und nachantiken Europa entwickelnden Traditionen dargestellt. Handbücher und Tagungsbände dieses Typs spiegeln jedoch in hohem Maße disziplinäre Grenzen wider und gehen kaum auf kulturübergreifende Entsprechungen und Beziehungen ein. Fragen nach den Verflechtungen, Wechselwirkungen und Analogien zwischen den verschiedenen Traditionen magischer Texte bleiben unerforscht, und die wechselseitigen Beziehungen bleiben weitgehend unverstanden.
Eine Kollegforschungsgruppe bietet das ideale Format, um dieses Desiderat anzugehen. In diesem Sinne soll MagEIA als Forum für die Verbindung von philologischer und komparatistischer Forschung zu antiken magischen Texttraditionen dienen und die nachhaltige Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Philologien sowie der Religionsgeschichte, Kulturanthropologie und Archäologie fördern.
Die Forschungsziele von MagEIA entfalten sich in zwei Hauptphasen von jeweils vier Jahren. In Phase 1 wird sich die Arbeit auf drei Forschungsbereiche konzentrieren: (1) Das interdisziplinäre und vergleichende Studium magischer Texttraditionen des Alten Orients, Ägyptens und benachbarter Regionen. (2) Die philologische und vergleichende Erforschung der emischen Terminologien für Praktiken und Konzepte, die mit magischen Texttraditionen verbunden sind. (3) Die Entwicklung einer Annotationsmethode für die vergleichende Analyse und Darstellung magischer Texte.
Das Rückgrat von MagEIA bilden die PIs und ihre Teams an der Universität Würzburg. Das Fellow-Programm für Forschende, die sich auf die Erforschung der Magie in der Antike spezialisiert haben, wird sicherstellen, dass eine repräsentative Auswahl von Quellen Berücksichtigung findet. Die Fellows werden den Diskurs von MagEIA bereichern, indem sie unterschiedliche Forschungsdesigns, Methoden, Datentypen und disziplinäre Perspektiven einbringen. MagEIA wird Methoden der Textanalyse und Modelle des kulturübergreifenden Vergleichs entwickeln, die das Studium der Magie im Altertum auf eine neue Ebene heben und die Erforschung der Verbreitung von Wissen und der Überlieferung von Texten in Westasien und im östlichen Mittelmeerraum vom dritten Jahrtausend v. Chr. bis in die Spätantike befruchten werden.
MagEIA-Homepage
Altarmenisches Valenzlexikon
Projektleiter: Dr. Petr Kocharov (Universität Würzburg)
DFG Projektnummer: 518003859
Laufzeit: 2023–2025
Das Projekt "Altarmenisches Valenzlexikon" (CAVAL: Classical Armenian Valency Lexicon) widmet sich der Erstellung eines korpusbasierten Valenzlexikons, das den Zugang zur und das Studium der verbalen Morphosyntax des Altarmenischen erleichtern soll.
Das ab dem 5. Jh. n. Chr. belegte Altarmenische ist die älteste erhaltene Varietät der armenischen Sprache. Seine Grammatik stellt eine komplexe Verschmelzung indogermanischer Archaismen und Innovationen dar, die sich sowohl aus internen Veränderungen als auch dem Kontakt mit Nachbarsprachen Ostanatoliens und des Südkaukasus ergeben. Trotz seines Wertes für die allgemeine, typologische und historische Linguistik ist das altarmenische Korpus bislang nur unzureichend technisch aufbereitet worden.
Zu den derzeit verfügbaren digitalen Ressourcen gehören Sammlungen digitalisierter altarmenischer Texte. Nur ein relativ kleiner Teil dieser Texte ist mit morphologischen Annotationen versehen, syntaktisch annotierte Texte sind die Ausnahme. Auf der Grundlage der vorhandenen Ressourcen wird CAVAL ein Korpus morphologisch und syntaktisch annotierter Texter erstellen, auf dessen Grundlage ein umfassendes Valenzlexikon automatisch generiert werden wird. Das Lexikon wird mit einer flexiblen Benutzerschnittstelle ausgestattet sein, die Suchabfragen nach Argumentstrukturen, ihrer morphologischer Ausprägung und der lexikalischen Verteilung und deren Frequenz ermöglichen wird.
Das angestrebte Projekt wird an eine Reihe digitaler Valenzlexika anknüpfen, die in den letzten Jahren für andere altindogermanische Sprachen erstellt wurden, insbesondere Latein (IT-VaLex Projekt, itreebank.marginalia.it) und Homerisches Griechisch (HoDeL Projekt, hodel.unipv.it/hodel-res). Es wird die darin entwickelten bestehenden methodischen und technologischen Lösungen weitgehend wiederverwenden. Um die Forschung im Bereich der vergleichenden historischen Syntax zu erleichtern, wird CAVAL eine etymologische Annotation einführen, welche die Verknüpfung von CAVAL mit Valenzlexika anderer altindogermanischer Sprachen ermöglichen und damit einen neuen Typus diachroner Valenzlexika indogermanischer Sprachen initiieren wird.
Bislang gibt es keine digitalen Valenzlexika für Varietäten des Armenischen; CAVAL ist somit ein Modellprojekt, das auch auf nachklassische Varietäten des Armenischen angewendet werden kann, einschließlich der beiden modernen Literatursprachen, Ost- und Westarmenisch, und der modernen Dialekte.
azg.am
Pilotversion der UD-Treebank für klassisches Armenisch
CAVAL
Postclassical Greek Network
Projektleiter*innen: Dr. Giuseppina di Bartolo (Universität Köln) & Prof. Dr. Daniel Kölligan (Universität Würzburg)
2022/2023
Greek is one of the few languages in the world with an uninterrupted written tradition that spans more than three thousand years. Nearly all periods of Greek are well-documented by large amounts of heterogeneous sources. However, the attention scholarly research has devoted to the different phases of the Greek language is very disproportionate. While the pre-Classical and Classical periods of Greek have been studied for centuries, Postclassical Greek has been focused on only recently.
This scientific network aims at bringing together scholars from all over the world who have been working on Postclassical Greek from different, but especially linguistic, perspectives. Moreover, it seeks to bridge the distance between philological and linguistic approaches regarding the study of Greek.
We are planning a thematic publication and numerous (online and in person) events over the next two years in order to continue the discussion of the "First Postclassical Greek Conference Cologne", to address further research questions related to the network topic and to set up a scientific community.
Further information here.
VedaWeb 2.0
Projektleiter*innen: Prof. Dr. Daniel Kölligan; Prof. Dr. Uta Reinöhl (Universität Freiburg); Dr. Claes Neuefeind (Universität zu Köln); Prof. Dr. Patrick Sahle (Universität Wuppertal)
DFG, Januar 2022 – Dezember 2024
Im Rahmen des DFG-geförderten Projekts VedaWeb 1.0 wurde eine webbasierte Open-Access-Plattform für den Rigveda mit morphologischer Annotation und Verknüpfung zu den auf Cologne Digital Sanskrit Dictionaries (https://www.sanskrit-lexicon.uni-koeln.de) verfügbaren Sanskrit-Wörterbüchern entwickelt.
In der zweiten Phase soll das VedaWeb (https://vedaweb.uni-koeln.de) um Funktionen wie User-Accounts ergänzt werden, die ein kollaboratives Arbeiten auf der Plattform ermöglichen. Auf diese Weise sollen alle, die an altindoarischen Texten forschen, die Entwicklung des VedaWeb nach ihren Bedürfnissen mitgestalten können. Darüber hinaus wird das VedaWeb um weitere Texte wie den Atharvaveda und weitere Lexika der Cologne Digital Sanskrit Dictionaries ergänzt. Audiodateien von Rezitationen des Rigveda und anderen altindoarischen Texten werden von der National Library of Denmark (https://www.kb.dk/en) zur Verfügung gestellt. Als CLARIN-Ressourcen werden sie Teil des Language Archive Cologne (https://lac.uni-koeln.de/). Als weitere Neuerung ist eine Ähnlichkeitssuche geplant, die Forschung zu Phraseologie, Motiven und Zitaten ermöglichen soll.
Alle Daten werden nach den FAIR-Prinzipien (Findability, Accessibility, Interoperability, and Reusability) aufbereitet, sodass ein nachhaltiger Zugang gewährleistet wird.
Abgeschlossene Projekte
Akzent im Altgriechischen
Projektleiter: Prof. Dr. Éric Dieu
Alexander-von-Humboldt-Stiftung, Oktober 2021 – August 2022 und Februar 2023 – August 2023
Das Projekt beschäftigt sich mit der altgriechischen Akzentuierung und zielt darauf ab, ein detailliertes und umfassendes Handbuch zu diesem Thema zu verfassen, sowohl in synchron-deskriptiver als auch in diachroner Perspektive. In den letzten Jahrzehnten hat das Studium der Akzentuierung in altindogermanischen Sprachen eine tiefgreifende Erneuerung erfahren: Besonders erwähnenswert sind zum Beispiel das Buch von Alwin Kloekhorst (2014) über die Akzentuierung im Hethitischen sowie die vielen Publikationen, die aus den zahlreichen Konferenzen im Bereich der baltischen und slawischen Akzentuierung hervorgegangen sind. Das Projekt konzentriert sich zwar auf das Altgriechische, richtet sich aber nicht ausschließlich an Forscher im Bereich des Altgriechischen, sondern an alle Philologen und Linguisten aus dem Bereich der Indogermanistik und an alle, die sich für die Genese von Sprachsystemen allgemein interessieren. Das Projekt zielt darauf ab, Joseph Vendryes' Traité d'accentuation grecque (1904), die bisher einzige umfassende Behandlung der griechischen Akzentuierung aus sowohl synchroner als auch diachroner Sicht, zu ersetzen und einige Lücken dieses Werks zu füllen, z.B. bzgl. der Akzentuierung in griechischen Dialekten, von Nominalbildungen und bzgl. Klitika.
Eine neue Edition des zweitältesten indischen Textes, der Śaunakasaṃhitā des Atharvaveda nebst Wortindex der Paippalādasaṃhitā und Śaunakasaṃhitā
Projektleitung: Dr. Jeong-Soo Kim
DFG, 01.01.2022 – 31.05.2023
Der bereits vor fünf Jahren begonnene Index Verborum der Paippalāda- und Śaunakasaṃhitā des Atharvaveda soll als Fortsetzungsprojekt (Eine neue Edition des zweitältesten indischen Textes, der Śaunakasaṃhitā des Atharvaveda nebst der Erstellung eines Index verborum der Paippalādasaṃhitā und Śaunakasaṃhitā) zu Ende gebracht werden. Die Lemmata aus der Śaunakasaṃhitā wurden während des abgeschlossenen Projektes des Antragstellers (Atharvavedasaṃhitā der Śaunakaśākhā. Eine neue Edition unter besonderer Berücksichtigung der Parallelstellen der Paippalādasaṃhitā. Stand: Dezember 2021) vollständig aufgenommen. Der Indexteil der Paippalādasaṃhitā wird im Fortsetzungsprojekt fertiggestellt. Der Index der Paippalādasaṃhitā wird ein Novum darstellen und als Grundlage für weitere Forschungen dienen. Am Ende des Projektes werden sowohl ein Index Verborum der Śaunakasaṃhitā als auch einer der Paippalādasaṃhitā vorliegen.
[Demnächst Harvard Oriental Series (HOS) No. 101]
Die Geschichte des altarmenischen Verbs an der Schnittstelle zwischen Lexikon und Grammatik (März 2021 – November 2022)
Projektleiter: Dr. Petr Kocharov
Alexander-von-Humboldt-Stiftung, März 2021 – November 2022
Die sich über drei Jahrtausende erstreckende Entwicklung des urindogermanischen Verbalsystems zum Klassischen Armenischen gibt der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft weiterhin viele Rätsel auf. Nur eine relativ kleine Anzahl armenischer Verben kann sicher aus bekannten urindogermanischen Verbalwurzeln abgeleitet werden. Diese Verben zeigen in ihrer morphologischen Struktur eine komplexe Mischung aus Archaismen und Neuerungen. Nach mehr als einhundert Jahren Forschung wird der genaue Umfang dieser Archaismen und Neuerungen immer noch debattiert, und die Faktoren, welche die jeweiligen morphologischen Merkmale bedingen, harren zum Großteil einer Erklärung.
Entsprechende Ansätze erfordern unter anderem die Herstellung diachroner Verbindungen zwischen mehreren grundsprachlichen und armenischen Verbalklassen. Das Ziel des Projekts ist es, die Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Verbalklassen vom Urindogermanischen zum Armenischen nachzuvollziehen und die morphologischen Veränderungen zu beschreiben, die lautgesetzlich oder analogisch bedingt sein können. Das Projekt zielt darauf ab, die Quellen und Faktoren für die analogischen Veränderungen zu identifizieren, basierend auf a) den formalen Merkmalen der Verbalklassen; b) der Argumentstruktur; c) der Aktionalität und aspektuellen Merkmale der Verben; d) ihrer lexikalischen Semantik. In Übereinstimmung mit den Forschungszielen wird eine detaillierte Untersuchung der Argumentstrukturen und der aspektuellen Eigenschaften der ererbten armenischen Verben und ihrer grundsprachlichen Vorläufer durchgeführt. Die erzielten Ergebnisse werden einen wesentlichen Beitrag zur vergleichenden Grammatik des Armenischen leisten und neue Daten bzgl. der langfristigen Entwicklung von Verbsystemen für angrenzende Gebiete wie die allgemeine Sprachwissenschaften und die Typologie liefern.
Atharvavedasaṃhitā der Śaunakaśākhā. Eine neue Edition unter besonderer Berücksichtigung der Parallelstellen der Paippalādasaṃhitā.
Projektleiter: Dr. Jeong-Soo Kim
DFG, 2018–2021
Nach Abschluss des Projektes „Die Paippalādasaṃhitā des Atharvaveda. Kāṇḍa 8 und 9. Eine neue Edition mit Übersetzung und Kommentar“ (Dettelbach 2014) wurde Anfang 2015 die Erstellung eines Index verborum von Dr. Jeong-Soo Kim in Angriff genommen. Als Erstes wurde eine verbesserte Version des Kāṇḍa 16 der Paippalādasaṃhitā erstellt, der sich mit 155 Kāṇḍikās durch seinen großen Umfang auszeichnet. Danach wurden die bereits publizierten und teilweise noch nicht publizierten Kāṇḍa-Bearbeitungen der Paippalādasaṃhitā sukzessiv durchgelesen und deren Wörter in den Index aufgenommen.
Die 2018 begonnene und 2021 abgeschlossene Neuedition der Śaunakīyasaṃhitā (DFG-Projektnummer 405347009) liegt jetzt als Teilergebnis (Atharvavedasaṃhitā der Śaunakaśākhā. Eine neue Edition unter besonderer Berücksichtigung der Parallelstellen der Paippalādasaṃhitā. Stand: Dezember 2021) des insgesamt für fünf Jahre geplanten Projektes (Eine neue Edition des zweitältesten indischen Textes, der Śaunakasaṃhitā des Atharvaveda nebst der Erstellung eines Index verborum der Paippalādasaṃhitā und Śaunakasaṃhitā) vor. Dieses Teilergebnis wird demnächst in digitaler Form der Allgemeinheit zugänglich gemacht: Die Daten werden in TEI modelliert, um ihre Weiterverwendbarkeit und Nachhaltigkeit sowie die Kompatibilität mit anderen Projekten zu gewährleisten. Die im Projekt entstandenen TEI-Daten werden über den Webdienst der Universität Würzburg zur Verfügung gestellt.
Publikation auf dem Server der UB Würzburg: Atharvavedasaṃhitā der Śaunakaśākhā. Eine neue Edition unter besonderer Berücksichtigung der Parallelstellen der Paippalādasaṃhitā
Für Atharvavedasaṃhitā der Śaunakaśākhā. Eine neue Edition (TEI) siehe Links zu VedaWeb related resources.
VedaWeb (Juli 2017 – Juni 2020)
Projektleiter*innen: Kölligan, Daniel; Reinöhl, Uta (Universität Freiburg); Neuefeind, Claes (Universität zu Köln); Sahle, Patrick (Universität Wuppertal)
DFG, Juli 2017 – Juni 2020
Dieses von der DFG geförderte Projekt stellt eine webbasierte Open-Access-Plattform zur Verfügung, welche die linguistische Recherche in altindischen Texten ermöglicht. Das Textkorpus wird in morphologisch und gegebenenfalls metrisch annotierter Form zur Verfügung gestellt und kann nach lexikographischen und korpuslinguistischen Kriterien durchsucht werden. VedaWeb ist Teil der Plattform Cologne South Asian Languages and Texts (C-SALT).
Der Pilottext des Projekts ist der Rigveda, der über die C-SALT APIs für Sanskrit-Wörterbücher mit den auf Cologne Digital Sanskrit Dictionaries verfügbaren Wörterbüchern verknüpft ist . Die morphologische Annotation des Rig-Vedas wurde an der Universität Zürich (UZH) durchgeführt und dem Projekt zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung gestellt.
Eine neue Edition von Kanda 8 und 9 der Paippaladasamhita des Atharvaveda mit Übersetzung und Kommentar
Projektleiter: Dr. Jeong-Soo Kim
DFG, 2011–2014
Bei der Atharvaveda Paippalada-Sarnhita handelt es sich um „einen der ältesten Texte Indiens, einen Text, der sowohl für die Kulturgeschichte als auch für die Sprachwissenschaft von höchster Bedeutung ist". Diese nach dem Rigveda älteste vedische Samhita existierte ursprünglich in 9 Sakhas. Allerdings sind uns nur zwei Rezensionen, Paippalada- und Saunaka-Sarnhita, überliefert. Während der Atharvaveda-Text der Saunakiya-Rezension durch Roth / Whitney 1856 gut ediert und durch Vishva Bandhu 1960-1962 hervorragend ergänzt ist, hat die Beschäftigung mit dem Text der Paippalada-Rezension aus Orissa erst durch die neu gefundenen Manuskripte der jüngsten Zeit einen großen Schub bekommen. Angeregt durch Zehnder 1999, Lubotsky 2002 und Griffiths 2009 beschäftigen sich inzwischen einige Forscher auf internationaler Ebene mit verschiedenen Büchern der Paippalada-Rezension aus Orissa, Das Ziel des hier beantragten Projektes besteht darin, durch die kommentierte Edition von Kanda 8 und 9 der Paippalada-Sarrihita einen Beitrag zu diesen Forschungen zu leisten.
Untersuchung der liebesmotivierten Zaubertexte aus der griechisch-römischen Antike
Projektmitarbeiterin: Dr. Tiziana Quadrio
April 2017 – Oktober 2018
Im Zuge des Forschungsprojektes werden die griechischen und lateinischen liebesmotivierten Zaubertexte im Hinblick auf ihren Wortschatz, ihre morphologischen und syntaktischen Besonderheiten sowie v.a. ihre Formeln und ihre textliche Strukturierung untersucht. Ziel ist es dabei, die lexikalischen, phraseologischen, syntaktischen und textuellen Merkmale herauszuarbeiten, die für diese Gattung von Zaubertexten charakteristisch sind. Die so gewonnenen Ergebnisse können dann als Ausgangspunkt für eine sprachübergreifende Analyse ähnlicher Zaubertexte in anderen Sprachtraditionen dienen, denn magische Texte zu Liebeszwecken aus der Antike stammen aus vielen Regionen wie dem Alten Orient und Ägypten und sind auch im Atharvaveda gut bezeugt. Aus einer vergleichenden Untersuchung können also Rückschlüsse auf gemeinsame Grundlagen gezogen werden.
Erste Ergebnisse der Untersuchung des griechischen Korpus sollen demnächst erscheinen. Hierunter findet man eine Übersicht über die diesen Arbeiten zugrunde liegenden Instruktionstexte und Primärzeugnisse (Fluchtafeln), die das griechische Korpus bilden, und die Zusammenstellung der Bezeichnungen für liebesmotivierte magische Rituale und deren Komponenten.
Körperverletzung im altirischen Recht
Projektmitarbeiter: Dr. Bernd Vath
August 2016 – Juli 2019
Das Projekt behandelt den altirischen Rechtstext Di ércib fola „Über die éric-Strafen beim Blutvergießen“ unter Einbeziehung der zugehörigen mittelirischen Kommentare.
Der Rechtstext selbst liegt bereits in zwei Editionen mit recht freier Übersetzung in englischer Sprache vor. In der Auseinandersetzung mit diesem Text in insgesamt vier Lektürekursen am Lehrstuhl für Vergleichende Sprachwissenschaft der Universität Würzburg zum Altirischen Recht (Sommersemester 2014 bis Wintersemester 2015/16) wurde der Text grammatisch annotiert und mit einer – zunächst noch vorläufigen - deutschen Übersetzung versehen. Dabei wurde vor allem das Fehlen eines Glossars zu diesem Rechtstext von den Beteiligten zunehmend als problematisch empfunden. Darüber hinaus sind aufgrund der oftmals freien Übersetzung in den englischen Bearbeitungen an einigen Stellen durchaus andere Lesungen der Textstellen zu erwarten; ferner dürften auch die Bedeutungen einiger der in diesem Text verwendeten (Rechts)Termini durch eine genaue philologische und semantische Untersuchung besser festlegbar bzw. enger eingrenzbar sein.
Geplant ist daher eine Textedition mit deutscher Übersetzung und angehängtem Glossar als Dissertation an der Universität Würzburg durchzuführen, bei der auch die wichtigen Rechtstermini ausführlich behandelt werden. Beim Glossar ist dabei eine möglichst große Kompatibilität mit dem Standardlexikon für das Alt- und Mittelirische, das „Dictionary of the Irish Language“ (DIL) angestrebt, um später eine mögliche Einarbeitung des Wortmaterials in das DIL für dessen Bearbeiter zu erleichtern. Da in das DIL nur das Wortmaterial einiger weniger alt- und mittelirischer Rechtstexte eingearbeitet ist, könnte mit einer wissenschaftlichen Aufbereitung vor allem des juristischen Wortschatzes aus Di ércib fola zumindest der Anfang gemacht werden, eine sicher nicht unbeträchtliche Lücke im DIL zu schließen. Die Arbeit an dem Glossar zum Rechtstext Di ércib fola hat dabei gewissermaßen auch Pilotcharakter für die lexikografische Aufbereitung der sprachlich schwierigen juristischen Ausdrucksweise im Irischen: Die zur Zeit maßgebliche Textausgabe zum älteren irischen Recht, das Corpus Iuris Hibernici (CIH), umfasst insgesamt 6 Bände mit über 2300 Seiten. Die Mehrzahl des Wortmaterials dieses Corpus wurde bisher im DIL noch nicht erfasst. Es wird angestrebt zu versuchen, hierzu grundlegende Überlegungen und Lösungen zu bieten.
Siehe Abgeschlossene Arbeiten
Infinitive und ihre Vorstufen im Vedischen und Griechischen
Projektleiter*innen: Prof. Dr. Karin Stüber; Prof. Dr. Heinrich Hettrich †
Untersucht wird einerseits die Verwendung von Verbalabstrakta im Vedischen, insbesondere in finaler Funktion, andererseits jene des Infinitivs im homerischen Griechischen. Ziel ist es, syntaktische Strukturen aufzuzeigen, die beiden Sprachen gemeinsam sind und daher als ererbt gelten dürfen. Ausdrucksmittel im Vedischen sind im wesentlichen Kasusformen von mit unterschiedlichen Suffixen gebildeten Verbalabstrakta, während das Griechische in denselben Kontexten einen eigentlichen Infinitiv einsetzt, der daneben auch als Komplementinfinitiv verwendet wird.
Der vedische Teil der Studie wird von Heinrich Hettrich verantwortet, der griechische Teil von Karin Stüber.
Die Funktion und Entwicklung von Lokalpartikeln im Vedischen
Projektleiter: Prof. Dr. Heinrich Hettrich †
DFG, 2008–2016
In der Indogermanistik gilt es als weitgehend gesicherte Erkenntnis, dass Präverbien und Adpositionen der Einzelsprachen sich aus einer Klasse voreinzelsprachlicher selbständiger Adverbien (Lokalpartikeln - LP - genannt) entwickelt haben. Für die Verben ist dies in den frühesten Phasen der Einzelsprachen (Hethitisch, Vedisch, Altavestisch, homerisches Griechisch) daran zu erkennen, dass vielfach eine - semantische ebenso wie formale - Univerbierung von LP und Verb noch nicht erfolgt ist, so dass vielfach noch nicht von Präverbien im eigentlichen Sinn gesprochen werden kann. Desweiteren können viele dieser nachmaligen Adpositionen in diesen frühen Sprachstadien noch als selbständige Adverbien, ohne feste Zuordnung zu einem Nomen oder Verb, gebraucht werden.
Bisher fehlt eine umfassende Untersuchung, die die Tragweite dieser Thesen für die indogermanische Grundsprache sowie die vorauszusetzenden Entwicklungen hin zu den ältesten Einzelsprachen untersucht. Dies soll durch das Projekt für die Sprache des Rgveda geschehen. Es zeichnen sich bereits erste Ergebnisse ab, wonach einerseits die LPs an einem großen Teil ihrer Belege in der Tat noch als selbständige Adverbien zu verstehen sind, die - soweit sie ein Bezugsnomen haben - dieses nicht wie später regieren, sondern lediglich als Attribut oder Apposition modifizieren und - soweit sie syntaktisch enger zu einem Verb gehören - mit diesem vielfach weder semantisch noch formal verschmolzen sind. Allerdings scheint dieser Regelfall für die verschiedenen vedischen LPs in einem sehr unterschiedlichen Ausmaß zu gelten, und es stehen Fälle daneben, die auf einer gestuften Übergangsskala von adverbialer LP bis zur voll ausgebildeten Adposition schon näher an diesem letzteren Pol stehen. Das Projekt strebt in diesen Punkten eine grundsätzliche und auch eine Detailklärung für die Sprache des RV an, die dann eine wesentliche Voraussetzung für eine verläßliche Rekonstruktion des uridg. Sprachzustandes sein wird.