Intern
Lehrstuhl für vergleichende Sprachwissenschaft

Ignaz Hetzel, M.A.

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Atharvaveda-Paippalāda. Kaṇḍa 16, Odana-Hymnen. Edition und Kommentar

Als ältester vedischer Text nach dem Ṛgveda ist der Atharvaveda für die historische Sprachwissenschaft und die Vedistik von besonderer Bedeutung. Während von den beiden uns überlieferten Textfassungen der gesamte Text der Śaunaka-Saṃhitā (ŚS) sowie einige der 20 „Kāṇḍas“ (=Bücher) der Paippalāda-Saṃhitā (PS) inzwischen als kritische Editionen vorliegen und andere aktuell in Arbeit sind, steht eine Bearbeitung von Kāṇḍa 16 noch aus. Die Doktorarbeit soll sich in das von verschiedenen internationalen Forschern getragene Unterfangen einer vollständigen kritischen Edition der PS einreihen und dazu beitragen diese Lücke zu schließen. Als methodische Vorbilder dienen insbesondere die Arbeiten von Zehnder (1999) und Griffiths (2009).

Die Edition von Zehnder (1999) etabliert die methodischen Grundlagen, auf denen alle weiteren Editionen der PS aufbauen. Die späteren Editionen orientieren sich in Form der Darstellung und in den wesentlichen Punkten der Aufgabenstellung an Zehnder. Diese umfasst die Etablierung des Textes, eine metrische Analyse, eine syntaktische Analyse in Form einer Übersetzung, das Verzeichnen von Parallelstellen und Abweichungen, eine Diskussion von Textvarianten, die Verfassung eines Kommentars zu grammatikalischen, metrischen und inhaltlichen Besonderheiten sowie die Erstellung eines index verborum.

Griffiths Edition von 2009 hat mit ihrer sorgfältigen Kollationierung zusätzlichen Manuskriptmaterials und der ausführlichen Behandlung orthographischer und anderer Besonderheiten der Manuskripte (Sandhis, Texteinteilung, Abkürzungen, etc.) einen neuen Editionsstandard gesetzt. Die von ihm in Odisha zusammengetragenen Manuskripte erlaubten eine größere Unabhängigkeit von Bhattacharyas Edition und seine Einleitung liefert wertvolle methodologischen Vorüberlegungen.

Im Laufe der Arbeit soll in Anlehnung an diese Editionen auf der Grundlage der verfügbaren Handschriften ein Text samt kritischem Apparat erstellt werden. Ein Zugang zu den Manuskripten besteht dank der Zusammenarbeit mit dem Züricher Projekt „Online Edition of the Paippalāda Recension of the Atharvaveda“ unter Frau Prof. Dr. Malinar und Herrn Prof. Dr. Widmer. Darüber hinaus soll eine Übersetzung angefertigt und durch eine metrische Analyse sowie einen sprachwissenschaftlichen und inhaltlichen Kommentar ergänzt werden. Auch die Abweichungen zur Textfassung der ŚS und anderen ggf. vorhandenen vedischen Parallelstellen sollen diskutiert werden.

Aufgrund des Umfangs von Kāṇḍa 16 (über 1300 Strophen) ist jedoch eine Begrenzung des Textmaterials auf eine im Rahmen einer Doktorarbeit zu bearbeitende Menge nötig. Als thematisches Bindeglied bietet sich aus mehreren Gründen die Bearbeitung der Hymnen zum odana-Reisbrei an.

Das odana-Ritual ist bisher nur unzureichend untersucht. Eine zugängliche Edition der für dieses Ritual relevanten Texte ist die Grundvoraussetzung für jede weitere Untersuchung zu diesem Thema. Jan Gonda, der odana im Rahmen seiner Bearbeitung der Savayajñas des Kauśikasūtra (Gonda 1965) bespricht, bezieht sich noch fast ausschließlich auf den Text der Śaunaka-Saṃhitā (ŚS). Es zeigt sich jedoch, dass in Buch 16 der PS, das die meisten Hymnen zu odana umfasst, etwa die Hälfte des Materials ohne Parallele in der ŚS ist.
Die Untersuchung zum odana-Ritual soll dabei im Wesentlichen auf die hier edierten Hymnen beschränkt bleiben. Hierzu wird ein entsprechendes Einführungskapitel verfasst, das zwar auch die wenigen relevanten Textstellen des Ṛgveda und die Atharvaveda-Stellen außerhalb von Buch 16 berücksichtigen soll, auf die spätere Literatur aber nur knapp verweisen kann. Die Arbeit soll somit keine umfassende Studie dieser Ritualtradition liefern. Stattdessen soll das vedische Material so aufbereitet werden, dass darauf aufbauend Untersuchungen zur weiteren Tradition dieser Rituale ermöglicht werden.

Die Edition soll alle Hymnen aus Buch 16 enthalten, die sich mit dem odana-Ritual befassen. Diese geben der Arbeit nicht nur einen geschlossenen thematischen Rahmen, sie umfassen auch den Großteil derjenigen Strophen, die keine Parallele in der ŚS haben und deren Edition daher von besonderem Interesse für die Forschung ist.