Gudrun Samberger, M.A.
Promovierende
gudrun.samberger@stud-mail.uni-wuerzburg.de
Oswald-Külpe-Weg 84
97074 Würzburg
Forschungsschwerpunkte
Germanische Sprachen, Etymologie, Nominale Wortbildung
Kurzbiographie
Gudrun M. J. Samberger studierte Indogermanistik, Indoiranistik und Buchwissenschaft in Erlangen, La Plata und Marburg. Das Studium wurde gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes. Im Jahr 2020 schloss sie ihr Studium ab mit einer Masterarbeit über "Das Wort für die 'Ente': eine lexikalische Untersuchung." Gudrun M. J. Samberger war in den Projekten des "Digitalen philologisch-etymologischen Wörterbuchs der altanatolischen Kleinkorpussprachen" (eDiAna) in Marburg, des "Thesaurus Linguarum Hethaeorum digitalis" (TLHdig) in Würzburg und des "Corpus der hethitischen Festrituale (HFR)" tätig. Seit August 2022 promoviert sie am Lehrstuhl für Vergleichende Sprachwissenschaft, unterstützt durch ein Stipendium des Cusanuswerks.
Lehrerfahrung
Phonologie der indogermanischen Sprachen, Einführung in die wissenschaftliche Arbeit, Gotisch, Altnordisch
Publikationen
Samberger, Gudrun. (2024). "Ein indogermanisches Wort für ‚Bart' und die lateinische palma-Regel". In: E litoribus Balticis etymologiae. Uralica Helsingiensia 15. Helsinki, S. 43–61.
Dissertationsthema
Nominale Wortbildung im appellativischen Wortschatz der Liederedda
Das Altisländische bietet durch sein reiches Formensystem großes Erkenntnispotenzial für die Untersuchung der altgermanischen Nominalbildung. Dennoch wurde es bisher nicht gesondert berücksichtigt. Das geplante Forschungsvorhaben greift diesen Missstand auf und leistet einen Beitrag zur Aufarbeitung der nominalen Wortbildung des Altnordischen. Dabei wird exemplarisch der appellativische Wortschatz der Götter- und Heldenlieder des Codex Regius (genannt Liederedda1, Archivsignatur GKS 2365 4to, heute Stofnun Árna Magnússonar í íslenskum fræðum) als Untersuchungsgegenstand herausgegriffen. Das Ziel der Untersuchung ist eine systematische Klassifizierung der 1520 im genannten Korpus belegten, nicht komponierten, Substantive nach ihrem Derivationstyp sowie die Unterscheidung der verschiedenen Typen ihrer Semantik entsprechend. Aus dem altisländischen Befund des Textkorpus werden mithilfe der vergleichenden Methode Erkenntnisse über die Wortbildung des Urgermanischen und Urindogermanischen abgeleitet. Ergebnisse der jüngeren Forschung zur Wortbildung werden einbezogen. Dadurch wird ein Brückenschlag zur allgemeinen Sprachwissenschaft gesucht, insbesondere zur Theorie der Natürlichen Morphologie und der Wortbasierten Morphologie. Ferner werden Erkenntnisse über den Bedeutungswandel an der Schnittstelle zwischen Lexembedeutung und Derivationsmorphologie und über die Messbarkeit von Produktivität berücksichtigt. Durch die Anknüpfung an die allgemeine Sprachwissenschaft soll auch zur Theoriebildung im Bereich der Derivationsmorphologie beigetragen werden.
1Der Begriff „Liederedda“ (engl. Poetic Edda, isl. Eddukvæða) ist die heute geläufige Bezeichnung für die genannte Textsammlung, allerdings nicht ganz unproblematisch. Genau genommen trägt nur das Werk von Snorri Sturluson bereits in altisländischer Zeit den Titel „Edda“, es wird zur Abgrenzung als Snorra Edda bezeichnet. Da man bei der Entdeckung des Codex Regius davon ausging, dass Snorris Werk auf dieser Textsammlung beruhe, hat auch sie den Namen „Edda“ erhalten (vgl. Ólason 2019:221–4, van Nahl und van Nahl 2019:141 f., Simek und Pálsson 1987:63, 228, Schier 1986:355 f.). Da „Liederedda“ dennoch eindeutig und gut zu verstehen ist, bleibe ich hier bei dieser Bezeichnung.
Schlüsselbegriffe
Altisländisch, Derivationsmorphologie, Codex Regius, Historische Semantik, Urgermanisch, Urindogermanisch, Wortbasierte Morphologie, Natürliche Morphologie
Ausgewählte Literatur
Archivalien
Stofnun Árna Magnússonar í íslenskum fræðum (1260-1280). GKS 2365 4to. Eddukvæði.
Literatur
Blevins, James P. (2006). „Word-based morphology“. In: Journal of Linguistics 42 (3), S. 531– 573.
Casaretto, Antje (2004). Nominale Wortbildung der gotischen Sprache. Die Derivation der Substantive. Heidelberg: Winter.
Gering, Hugo (1903). Vollständiges Wörterbuch zu den Liedern der Edda. Halle: Buchhandlung des Waisenhauses.
Jóhannesson, Alexander (1927). Die Suffixe im Isländischen. Reykjavík: Gutenberg.
van Nahl, Jan Alexander und Astrid van Nahl (2019). Skandinavistische Mediävistik. Einführung in die altwestnordische Sprach- und Literaturgeschichte. Hamburg: Buske.
Ólason, Vésteinn (2019). „The Codex Regius – A book and its history“. In: The Codex Regius of the Poetic Edda. Hrsg. von Guðvarður Már Gunnlaugsson, Haraldur Bernharðsson und Vésteinn Ólason. Reykjavík: Mál og Menning, S. 217–256.
Rainer, Franz (2005). „Semantic change in word formation“. In: Linguistics. An Interdisciplinary Journal of the Language Sciences 43 (2), S. 415–441.
Sandell, Ryan Paul (2015). Productivity in Historical Linguistics. Computational Perspectives on Word-Formation in Ancient Greek and Sanskrit. Diss. Los Angeles: University of California Los Angeles. URL: https://escholarship.org/uc/item/2z1476f8 (besucht am 02. 07. 2021).
Schier, Kurt (1986). „Edda, Ältere“. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Hrsg. von Johannes Hoops et al. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Ausgabe. Berlin, New York: de Gruyter, S. 355–394.
von See, Klaus et al. (1993–2019). Kommentar zu den Liedern der Edda. 8 Bde. Heidelberg: Winter.
Simek, Rudolf und Hermann Pálsson (1987). Lexikon der altnordischen Literatur. Stuttgart: Kröner.
Sommer, Gerlind (1964). Abstrakta in der altisländischen Familiensaga. Diss. Göttingen: Georg-August-Universität zu Göttingen.
Torp, Alf (1909). „Gamalnorsk ordavleiding“. In: Gamalnorsk ordbok. Med nynorsk tyding. Hrsg. von Marius Hægstad und Alf Torp. Oslo: Norske Samlaget, S. XXVIII–LVIII.
Wessén, Elias (1958). Svensk Språkhistoria. Bd. 18: Ordbildningslära. Tredje upplagan. Stockholm studies in scandinavian philology. Stockholm: Almqvist & Wiksell.