Schatzsucher oder Forscher?
09.06.2012Die in den 80er Jahren durch die Würzburger Universität begonnenen Ausgrabungen auf dem Bullenheimer Berg wurden nach langer Pause wieder aufgenommen. Eine Dokumentation zeigt die Methoden und räumt mit Legenden um die vorgeschichtliche Burganlage auf.
Mönchsondheim - In das Kirchenburgmuseum Mönchsondheim ist in dieser Woche eine Sonderausstellung eingezogen, die Fakten liefern und mit Legenden Schluss machen will. Die Verantwortlichen, Stephanie Nomayo, die Leiterin des Städtischen Museums Kitzingen, und Professor Dr. Frank Falkenstein vom Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Würzburg, haben die wissenschaftlichen Ergebnisse archäologischer Untersuchungen der Siedlungen auf dem Hochplateau des Bullenheimer Berges zusammengestellt. Nun werden die Fakten der Öffentlichkeit präsentiert, auf etlichen Schautafeln dokumentiert und in einem Begleitband näher erläutert.
Auf dem Bullenheimer Berg gab es in der so genannten Urnenfelderzeit im 13. bis 9. Jahrhundert v. Chr. Höhensiedlungen. 1973 erkannten Mitarbeiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege die Bedeutung der Erhebung als vor- und frühgeschichtliches Geländedenkmal. Nachdem 1981 Phaleren, das sind metallene Zierscheiben, entdeckt wurden, wurden die Hinterlassenschaften der früheren Siedler nicht nur behördlicherseits aufgegraben und untersucht. Auch Privatsammler machten sich mit Sonden auf die Suche nach verborgenen Schätzen. Mit einigen privaten Sammlern wie Mark Brooks arbeitete das Amt für Denkmalpflege zusammen.
Frank Falkenstein machte bei seinem Festvortrag illegalen Sondengängern den Vorwurf, auf dem Bullenheimer Berg Kulturgut zerstört zu haben. „Das kriminelle Motiv der bis heute anonymen Schatzsucher war vor allem die kommerzielle Bereicherung. "
Die Schatzsuche und Entdeckungslust der Sammler kam noch einmal so richtig in Fahrt, nachdem bekannt geworden war, dass es auf dem Bullenheimer Berg Gold geben könnte. Denn die Prähistorische Staatssamlung in München erwarb 1990 über den Antiquitätenhandel mehrere Fundkomplexe mit der Herkunftsangabe „Bullenheimer Berg", darunter das berühmte Depot mit dem goldenen Ornat. Der Goldschatz lag in einem Keramikgefäß. Spezielle Untersuchungen der Universität Würzburg, die seit 2011 gemacht werden, sollen Rückschlüsse auf die Herkunft des Gefäßes möglich machen und später eine Antwort auf die Frage erlauben, ob der Goldschmuck tatsächlich vom Bullenheimer Berg stammen könnte. Die dabei eingesetzte Laserablations-ICP-Massenspektrometrie könne man mit einem Vaterschaftstest vergleichen, sagte Professor Falkenstein. Diese Methode ermöglicht über das Muster der Spurenelemente in der Keramik, die Tonlagerstätten zu identifizieren. Der Fingerprint der Tonlagerstätten auf dem Bullenheimer Berg ist eines der Ergebnisse der neuen Forschungen. Das Goldornat ist der Anhaltspunkt, warum man bei der Stadt Kitzingen von einer „heiligen" Stadt spricht und dort auch an einen „Priestermythos" und ähnliche Vorstellungen anknüpft. Kitzingens Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) gestand bei der Ausstellungseröffnung: „Und es ist zu erwarten, dass es dem jungen Forscherteam gelingen wird, das Fränkische Troja wieder auferstehen zu lassen." Er könnte sich vorstellen, dass in Zukunft um den Bullenheimer Berg und den Schwanberg eine Archäo-Tourismus-Region entsteht. Zu denken sei hier an Wiederaufbauten vorgeschichtlicher Wall- und Tor-Anlagen, archäologische Erlebnispfade und multimediale Info-Pavillons. „Auch sollte man für die Zukunft prüfen, ob der Bullenheimer Berg in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen werden könnte", fügte Müller hinzu.
Wall- und Toranlagen könnten rekonstruiert werden, nicht aber eine Siedlung, lautete der Hinweis des Wissenschaftlers Falkenstein. Denn es gebe tatsächlich bisher nur einen rekonstruierten Hausgrundriss. Dieser gelte aber in der Forschung als umstritten.
Stephanie Nomayo, die Leiterin des Städtischen Museums Kitzingen, dankte in ihrer Ansprache dem Archäologischen Netzwerk Kitzinger Land, einer Arbeitsgruppe des Städtischen Museums Kitzingen, für regelmäßige und systematische Feldbegehungen im Umland des Bullenheimer Berges. Die Mitglieder haben erstmals Oberflächenfunde via GPS-Empfänger eingemessen. Nomayo dankte auch der Sparkassenstiftung Mainfranken, der VR-Bank Kitzingen eG und der Kitzinger Freimaurer-Loge Thekla für die Finanzierung des Begleitbandes. Dem Städtischen Museum Kitzingen seien keine Kosten entstanden. Und der Mönchsondheimer Museumsleiter Reinhard Hüßner freute sich an dem Abend auch. Die Archäologie-Dokumentation passe sehr wohl in das in Kirchenburgmuseum, sagte er. Schließlich habe es in der Vor- und Frühzeit einen regen Handel und Austausch der Menschen der Hellmitzheimer Bucht mit den Siedlern auf dem Bullenheimer Berg gegeben.
09.06.2012 - Die Kitzinger - Von unserem Redaktionsmitglied Sabine Paulus