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Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie

Prospektion 2012-13

Magnetometerprospektion auf dem "Alten Berg" bei Burgerroth

 

 

Der Alte Berg bei Burgerroth (Stadt Aub, Lkr. Würzburg) ist ein an drei Seiten steil ins Tal der Gollach, eines Zuflusses der Tauber, abfallender Sporn eines Muschelkalkplateaus (Abb. 1; Abb. 3). An prominenter Stelle erhebt sich die romanische Kunigundenkapelle (Menth 1985, Abb. 2). In der archäologischen Forschung ist der Alte Berg seit langem als spätneolithische Höhensiedlung bekannt.

Weitere Informationen zur Forschungsgeschichte und zum Projekt Burgerroth

 

Prospektion 2012–2013

Eine Lesefundstelle, die außerhalb der Steinbrüche und des 1919–21 gegrabenen Areals liegt (Spennemann 1984, 19 Abb. 6; 25), gab Anlass zu einer Magnetometerprospektion. Sollten hier noch spätneolithische Grubenhäuser vorhanden sein, so müssten gute Chancen bestehen, diese zu erfassen. Auch zum Verlauf des 1969 angeschnittenen Grabens versprach die Magnetometerprospektion neue Erkenntnisse.

Zwischen November 2012 und Juli 2013 wurde eine Fläche von insgesamt ca. 3,5 ha auf dem vor- und frühgeschichtlichen Siedlungsareal nordwestlich der Kunigundenkapelle prospektiert (Abb. 2–5). Daneben wurde mit der kleineren Fläche 2 am nordwestlichen Rand des Sporns der Verlauf eines abschnittsweise obertägig erhaltenen Grabens verfolgt (vgl. digitales Geländemodell Abb. 3). Die Messung erfolgte in Quadranten von 20 x 20 m bzw. 30 x 30 m. Zum Einsatz kam ein Dual-Fluxgate-Gradiometer vom Typ Bartington Grad 601-2. Die Messpunktdichte liegt bei 12,5 x 50 cm (interpoliert auf 12,5 x 25 cm) bzw. 25 cm x 100 cm bei Fläche 2.

Ergänzend zur Magnetometerprospektion wurden Bohrungen mit einem Handbohrer vom Typ Edelmann und Oberflächenaufsammlungen durchgeführt.

Ergebnisse der Magnetometerprospektion

Mittelalterlicher Graben (Abb. 5)

Als deutlichste Anomalie zeichnet sich wie zu erwarten der mittelalterliche Graben ab. Der im Inneren anschließende Wall ist dagegen im Magnetogramm nahezu unsichtbar. Im mittleren Bereich schmiegt sich eine massiv gestörte Zone an den Graben an, die den Verlauf des Walles nachzeichnet. Wie diese Störung zustande kommt, bleibt unklar. Evtl. besteht ein Zusammenhang mit einer Hecke, die laut G. Menth (1985, 41) bis ins Jahr 1984 auf einem Teil des Walls bestand – sie könnte zur Ablagerung von Bauschutt o. ä. genutzt worden sein.

Innerer Graben (Abb. 5)

Im Inneren des vom mittelalterlichen Graben umschlossenen Areals wurde im Magnetogramm eine weitere lineare Struktur erfasst. Es handelt sich hier mit höchster Wahrscheinlichkeit um den 1969 an der Steinbruchkante erfassten Graben, der nach einer Nachuntersuchung durch Spennemann (1984, 36–38; 42 Abb. 22) spätneolithischer Zeitstellung ist. Der Verlauf des Grabens wird durch die Magnetik nun deutlich fassbar: Er verläuft zunächst geradlinig von Süden nach Norden und wird leider durch die gestörte Zone an der Innenseite des mittelalterlichen Grabens überlagert; jenseits davon scheint er diesen unmittelbar an seiner Innenseite zu begleiten. Der parallele Verlauf des neolithischen und des mittelalterlichen Grabens kann auch den merkwürdigen mutmaßlichen Torbefund erklären, der bei der Altgrabung im Bereich des heutigen Weges aufgedeckt und von Spennemann (1984, 38–40) zu Recht sehr skeptisch begutachtet wurde.

Gruben/Grubenhäuser (Abb. 5)

Auf der Fläche außerhalb des mittelalterlichen Grabens treten an zahlreichen Stellen quadratische bis leicht rechteckige positive Anomalien auf, bei denen es sich sehr wahrscheinlich um eingetiefte Gruben handelt. Eine Deutung als Grubenhäuser liegt nahe, da auch die Form und die Größe von ca. 3–6 m den Grubenhäusern aus der Altgrabung und von anderen spätneolithischen Fundorten entsprechen. Die Befunde konzentrieren sich im Südwesten auf der Fläche, die bereits bei Spennemann (1984, 18 f.) als neolithische Lesefundstelle ausgewiesen ist. Die Zeitstellung der Befunde ist bislang dennoch fraglich; hierzu soll im Spätsommer 2013 eine Sondagegrabung Klarheit schaffen.

Äußere Gräben (Abb. 5)

Mehrere lineare Anomalien erstrecken sich etwa 80 m außerhalb des mittelalterlichen Grabens. Sie verlaufen weitgehend geradlinig quer über den Bergsporn. Für eine Deutung als vorgeschichtliche Gräben spricht eine deutlich erkennbare, torartige Unterbrechung im südwestlichen Drittel. Die Verbreitung der Grubenhäuser scheint sich auf das Innere des Grabenwerks zu konzentrieren, und auch bei Oberflächenaufsammlungen wurde außerhalb des Grabens ein abruptes Abfallen der Fundhäufigkeit festgestellt. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass es sich hier um mindestens zwei nebeneinander verlaufende bzw. sich abschnittsweise überlagernde Strukturen handeln muss. Während sie im Süden dicht benachbart sind, fächern sie sich im Norden auf. Dass es sich um eine mehrphasige Anlage handeln muss, wird auch durch Überlagerungen zwischen den Gräben und mutmaßlichen Grubenhäusern deutlich.

Im Südwesten, Westen und Norden der Prospektionsfläche sind mehrere diffuse, lineare Strukturen zu beobachten. Denkbar erscheint ein geologischer Ursprung, wie er auch für die dichten Linien im Zentrum vorauszusetzen ist.

Fläche 2 (Abb. 3)

In Fläche 2 wurde der Verlauf eines im benachbarten, mit Wald und Gebüsch bestandenen Flurstück noch obertägig erhaltenen Grabens verfolgt. Anders als bei Spennemann (33 f. Abb. 15, mit Bezug auf B.-U. Abels) dargestellt bildet der „Wall 2“ keinen bogenförmigen Abschluss des Bergplateaus, sondern setzt sich geradlinig in der Fortsetzung des erhaltenen Abschnitts fort. Eine vorgeschichtliche Zeitstellung erscheint fraglich, es ist eher an einen mittelalterlichen bzw. neuzeitlichen Landgraben o. ä. zu denken.

Bohrungen

Um die Tiefe und den Erhaltungszustand der Befunde besser beurteilen zu können, wurden punktuell Anomalien mit dem Handbohrer untersucht. Bei zwei Grubenhäusern sowie im inneren und äußeren Graben trat dabei Keramik unspezifischer, vorgeschichtlicher Machart zu Tage. Außerhalb der Befunde ist in etwa 30–40 cm Tiefe der Muschelkalk erreicht. Für drei Grubenhäuser ergab sich eine Tiefe von lediglich ca. 40–50 cm unter der heutigen Ackeroberfläche. Die Sohle des inneren, neolithischen Grabens wurde erst in ca. 1,1 m Tiefe erreicht. Einer der äußeren Gräben reicht im mittleren Abschnitt ebenfalls ca. 1 m tief, im hangabwärtigen, südwestlichen Bereich sind beide äußeren Gräben aber nur noch wenige Zentimeter tief erhalten.

Fazit

Neben dem zu erwartenden mittelalterlichen Graben erbrachte die Magnetometer-Prospektion auf dem Alten Berg bei Burgerroth wichtige neue Erkenntnisse zur vorgeschichtlichen Besiedlung. Der Verlauf des 1969 angeschnittenen neolithischen Grabens konnte geklärt und die Existenz eines weiteren Grabenwerks mit mindestens zwei einzelnen Gräben wahrscheinlich gemacht werden. Das bedeutendste Ergebnis sind aber die zahlreichen mutmaßlichen Grubenhäuser. Zwar ist eine neolithische Datierung nicht unwahrscheinlich, da aber auch die mittelalterliche Besiedlung des Bergsporns mit Grubenhäusern verbunden werden könnte, bleibt die Zeitstellung bis auf weiteres unbestimmt. Eine Klärung ist nur durch eine Ausgrabung zu erreichen.

Trotz der guten Ergebnisse der Magnetometer-Prospektion ist das Bodendenkmal ganz offensichtlich stark gefährdet. Die mit dem Handbohrer sondierten Grubenhäuser reichen nur ca. 10 cm unter den rezenten Pflughorizont. Die äußeren Grabenstrukturen scheinen im hangabwärtigen Bereich bereits nahezu vollständig erodiert zu sein. Den bedenklichen Substanzverlust des Bodendenkmals zeigt auch der heute kaum noch im Gelände sichtbare mittelalterliche Wall, der noch Anfang des 20. Jahrhunderts fast einen Meter hoch erhalten gewesen sein soll (Menth 1985, 41). Es steht zu befürchten, dass die vorgeschichtliche Siedlung auf dem Alten Berg bei Burgerroth bereits in wenigen Jahrzehnten weitgehend der Erosion zum Opfer gefallen sein wird.

Literatur

G. Menth, St. Kunigund auf dem Altenberg. Aub, Ortsteil Burgerroth, Kirchenstiftung Buch (Wolfratshausen 1985).

D. R. Spennemann, Burgerroth. Eine spätneolithische Höhensiedlung in Unterfranken. BAR Internat. ser. 219 (Oxford 1984).

Ansprechpartner:

Dr. Thomas Link
Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
Institut für Altertumswissenschaften
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Residenzplatz 2, Tor A
D-97070 Würzburg
Tel. 0931/31-82869
thomas.link(at)uni-wuerzburg.de