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Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie

Grabung 2013

Sondagegrabung 2013

Im September–Oktober 2013 wurden zwei der quadratischen magnetischen Anomalien in einer dreiwöchigen Testgrabung sondiert (Abb. 1). Die Deutung als Grubenhäuser und die spätneolithische Zeitstellung konnten bestätigt werden. Beide Hausbefunde erbrachten sehr reichhaltiges Fundmaterial, wobei besonders die große Anzahl und gute Erhaltung von Knochengeräten hervorzuheben ist.

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Durch das Zentrum beider Befunde wurde ein Streifen von jeweils einem Meter Breite gelegt. Um eine spätere Erweiterung dieser Sondagen zu einem Kreuzschnitt im selben Grabungsraster zu ermöglichen, wurden die beiden Schnitthälften in der Mitte um einen Meter gegeneinander versetzt.

Neolithische Grubenhäuser

Die Grabungsergebnisse beider Flächen decken sich sehr gut mit den magnetischen Anomalien (Abb. 2) und bestätigen deren Deutung als neolithische Grubenhäuser. Außerhalb der Befunde wurde bereits ca. 20 cm unter der heutigen Ackeroberfläche der anstehende Muschelkalk angetroffen (Abb. 2). In diesen sind die Grubenhäuser weitere 30–40 cm eingetieft. Ihre Verfüllung ist stark mit Steinen durchsetzt, darunter in den oberen Bereichen auch größere Muschelkalk-Platten, die offenbar vom Pflug aus dem Grubenrand gelöst und verlagert wurden (Abb. 2, nördlicher Rand des Befunds). Der Südosten von Fläche 1 ist zudem teilweise durch einen ehemaligen Feldweg gestört. Bei beiden Häusern sind deutlich zwei Füllschichten zu unterscheiden, wobei sich besonders die jeweils untere als ausgesprochen fundreich erwies. Die Grubensohle verläuft grob waagerecht und zieht zu den Rändern muldenförmig hoch. Im Zentrum beider Häuser fand sich eine um 10–20 cm weiter eingetiefte Mittelgrube – ein charakteristisches, auch von anderen Fundorten bekanntes Merkmal spät- und endneolithischer Grubenhäuser.

Fundmaterial

Menge und Qualität des geborgenen Fundmaterials übertrafen alle Erwartungen, wobei besonders die exzellente Erhaltung des Knochenmaterials hervorzuheben ist. Bemerkenswert sind vor allem die zahlreichen Werkzeuge aus Knochen und Geweih (Abb. 3, 5–9) – eine Gerätegattung, die an vielen anderen Fundorten aufgrund ungünstiger Erhaltungsbedingungen gänzlich fehlt. Neben einigen Zwischenfuttern und Handfassungen aus Geweih treten zahlreiche Meißel bzw. Beitel (Abb. 3, 7) sowie kleine Beile (Abb. 3, 8–9) aus Knochen auf. Dominiert wird das Gerätespektrum aber von pfriemartigen Knochengeräten mit einer zugeschliffenen Spitze, die in Anbetracht ihrer großen Zahl am ehesten als Zähne von Hecheln gedeutet werden können, wie sie z. B. bei der Verarbeitung von Textilfasern eingesetzt werden. In auffälligem Gegensatz zur Häufigkeit der Knochen- und Geweihartefakte steht die geringe Zahl der Silex- und Felsgesteingeräte. Neben einigen Mahlsteinfragmenten sind hier zwei trianguläre Silexpfeilspitzen (Abb. 3, 4) zu erwähnen. Die Keramik ist von relativ grober Machart und meist stark mit Quarz- oder Kalksteingrus gemagert. Sie bleibt überwiegend unverziert. Lediglich Aufrauhung der Gefäßwandung durch Mattenabdrücke, Besenstrich oder Schlickauftrag ist häufig zu beobachten (Abb. 3, 3). Hinzu treten gelegentlich plastische Applikationen wie Knubben oder mit Fingertupfen dekorierte Leisten (Abb. 3, 1–2).

Archäobotanische Großrestanalysen

Integraler Bestandteil der Grabungen in Burgerroth sind archäobotanische Großrestanalysen. Erste Untersuchungen von Proben aus den Grubenhäusern lieferten Reste verkohlter Kulturpflanzen, Ackerunkräuter sowie Sammelpflanzen und zeigen das große Potential des Fundplatzes für eine Region und Zeit, aus der bislang kaum Informationen zu Landwirtschaft und Umwelt vorliegen.
Da Kulturpflanzenspektren ermöglichen, kulturelle Einflüsse im Neolithikum aufzuzeigen, bietet sich hier ein Vergleich mit archäobotanischen Ergebnissen aus zeitgleichen Siedlungen, v.a. den Feuchtbodensiedlungen der Goldberg III-Gruppe und Schnurkeramik Südwestdeutschlands förmlich an (vgl. C. Herbig, Recent archaeobotanical investigations into the range and abundance of Neolithic crop plants in settlements around Lake Constance and in Upper Swabia (south-west Germany) in relation to cultural influences, J. Arch. Science 36, 2009, 1277-1285).

C. Herbig

Datierung

Das Fundmaterial bestätigt die Einordnung in das Spät- bzw. Endneolithikum. An Getreidekörnern aus der Verfüllung der beiden Grubenhäuser konnte jeweils eine C14-Datierung vorgenommen werden (Abb. 4). Für Fläche 1 ergab diese ein kalibriertes Datum von 2568–2346 cal BC (95,4% Wahrscheinlichkeit; unkalibriert 3950±30bp), für Fläche 2 von 2666–2476 cal BC (90,9% Wahrscheinlichkeit; unkalibriert 4050±30bp). Beide Daten sind bemerkenswert jung und fallen bereits in das Endneolithikum. Daraus ergibt sich für die zukünftigen Untersuchungen in Burgerroth die spannende Frage, inwiefern hier ein zeitliches Nebeneinander von Kulturgruppen mit spätneolithischer Tradition und den endneolithischen Becherkulturen fassbar wird.

Die Grabung wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von Manfred Neeser und Ludwig Kinzinger, Burgerroth, wofür beiden herzlich gedankt sei.

Ansprechpartner:

Dr. Thomas Link
Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
Institut für Altertumswissenschaften
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Residenzplatz 2, Tor A
D-97070 Würzburg
Tel. 0931/31-82869
thomas.link(at)uni-wuerzburg.de

 

Archäobotanik:

Dr. Christoph Herbig
Am Dorf 12
D-63517 Rodenbach
Tel: 06184/990958
herbig.archaeobot(at)gmx.de