Areale & Projekte
Archäologische Areale
Bubastis wurde auf einer sogenannten Gezira (arab.: „Insel“) gegründet. Geziras sind die höchsten Erhebungen der pleistozänen Deltaoberfläche, die über spätere holozäne Schwemmsande hinausragen und in der Vergangheit besonders bevorzugte Siedlungsorte bildeten. Die Gezira von Bubastis besaß mehrere lokale Erhebungen, zwischen denen kleine Wasserkanäle verliefen. Die natürliche Topographie förderte also die Abgrenzung funktionaler Siedlungszonen, denn Tempel, Friedhöfe und Wohnviertel wurden gern auf verschiedenen Höhenlagen errichtet. Diese Erhebungen werden von uns als Kom (arab.: „Siedlungshügel“) bezeichnet. Bubastis besitzt mindestens drei: einen zentrale Kom, d. h. das zentrale Plateau der Gezira, das in einen langen Abhang nach Osten übergeht, einen nördlichen und einen westlichen Kom. (Publ. Nr. 31)
Die Siedlungstätigkeit in Bubastis begann auf dem Westkom, auf dem sich frühdynastische Friedhöfe befinden. Der westliche Kom blieb auch während des Alten Reiches das Zentrum der Siedlung, als dort in der 4. Dynastie (2670–2500 v. Chr.) ein Gouverneurspalast und in der 6. Dynastie (2350–2198 v. Chr.) zwei Tempel für die Verehrung der königlichen Ka der Herrscher Teti und Pepi I. errichtet wurden. (Publ. Nr. 3, 5, 11, 23, 26) Der westliche Kom diente also im Alten Reich als Verwaltungs- und Tempelzone, während auf dem nördlichen Kom eine funeräre Zone entstand, mit mehreren Friedhöfen aus der 5. Dynastie bis zum Beginn der Ersten Zwischenzeit. (Publ. Nr. 1)
Im Mittleren Reich wurde auf dem nördlichen Teil des nördlichen Koms ein großer Palast für die Gouverneure von Bubastis errichtet, zusammen mit einem unmittelbar östlich des Palastes gelegenen Gouverneursfriedhof. Der Palast von Bubastis diente möglicherweise auch als vorübergehende Residenz für den König selbst, um beispielsweise an kultischen Feierlichkeiten für Bastet teilzunehmen. In der Folgezeit wurde der nördliche Kom jedoch wieder für Friedhöfe genutzt. (Publ. Nr. 2, 6, 12, 16, 21)
Der Tempel der Bastet wurde auf dem zentralen Kom errichtet, in der Mitte des höchsten Plateaus der Gezira. Der Tempel stand wahrscheinlich seit dem Alten Reich an dieser Stelle und verblieb dort in allen folgenden Epochen, wurde aber sukzessive vergrößert. Die heute an der Oberfläche sichtbaren Überreste stammen aus der Zeit der Dritten Zwischenzeit (1069–664 v. Chr.) und der Spätzeit (664–332 v. Chr.), als Bubastis zu einer der bedeutendsten Städte ganz Ägyptens wurde. (Publ. Nr. 4, 7, 8, 9, 17, 18, 19) Texte und Darstellungen aus der 6. Dynastie bis zum Ende des Neuen Reiches belegen seine frühere Existenz. (Publ. Nr. 1, 5, 23) Ein sehr charakteristisches Merkmal des Tempels waren die ihn umgebenden heiligen Kanäle (Ischeru), auf denen Bastet in Form ihrer Kultstatue in ihrer heiligen Barke während der ihr zu Ehren gefeierten Feste erschien. (Publ. Nr. 14, 18, 20, 24, 27, 28)
Spuren der eigentlichen Wohnstadt finden sich auf dem großen südöstlichen Teil des Tells. Die dort an der Oberfläche sichtbaren Strukturen stammen aus der ptolemäischen und römischen Zeit (306 v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.). Die Erzählungen des griechischen Historikers Herodot (ca. 450 v. Chr.) informieren uns darüber, dass sich das Stadtzentrum von Bubastis mindestens seit der Spätzeit dort befand. Damals verband eine große, mit Steinen gepflasterte Prozessionsstraße, der sogenannte Dromos, den Tempel der Bastet im Westen mit einem von Herodot als „Tempel des Hermes“ bezeichneten weiteren Kultbau im Osten. Der Dromos war auch die Hauptachse der Stadt. (Publ. Nr. 10, 20, 22)