Tagesexkursion ins Kloster Bronnbach
12. Dezember 2024
Die ehemalige Zisterzienserabtei Bronnbach, gegründet Mitte des 12. Jahrhunderts, bietet allen, die sie besuchen, einen umfassenden Einblick in das mittelalterliche monastische Leben und die damit zusammenhängenden Bauten. Zudem beherbergt die Klosteranlage das 1978 eingerichtete Staatsarchiv Wertheim. Bronnbach eignet sich somit sehr gut für eine Tagesexkursion zu klostergeschichtlichen Themen, weshalb sich Ferdinand Leuxner M.A. und Dr. Frederieke Maria Schnack am 12. Dezember 2024 zusammen mit 13 Geschichtsstudierenden auf den Weg ins Kloster Bronnbach machten.
Am Busbahnhof Würzburg nahm die Gruppe um 8.30 Uhr den Überlandbus nach Wertheim, um dort nach kurzem Aufenthalt in den Regionalexpress zu steigen, der nach wenigen Minuten pünktlich in Bronnbach hielt. Gegen 10 Uhr konnte somit bereits die rund zweistündige Führung unter der fachkundigen Leitung von Kurt Lindner beginnen, in der die Gruppe zunächst eine Einführung in die Ge-schichte des Zisterzienserordens und des Klosters Bronnbach erhielt. Anschließend war der Kreuzgang mit seinen vielen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Grabplatten Thema, ehe der Weg in die 1222 geweihte Klosterkirche führte. Auch wenn ihre heutige barocke Ausstattung einen Widerspruch zu den ursprünglichen zisterziensischen Idealen eröffnet, ist die Anlage als dreischiffige Basilika ein höchst interessantes Beispiel für einen Kirchenbau mit spätromanischen sowie frühgotischen Elementen, der über einen langen Zeitraum errichtet und verändert wurde.
Nach einem Blick auf das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fertiggestellte Chorgestühl gelangte die Gruppe über eine Treppe, die früher zum Dormitorium der Mönche geführt hatte, auf einen Treppenabsatz, von dem ausgehend eine schmale Tür den Weg hinauf in den Dachstuhl wies. Weitere rund 60 Stufen später ließ sich die mittelalterliche Dach- und Gewölbekonstruktion bestaunen, wobei Kurt Lindner unter anderem ein Augenmerk darauf legte, wie die Baumaterialen vor mehreren Jahrhunderten transportiert, bearbeitet und eingesetzt wurden. Mit diesem faszinierenden Einblick in die Errichtung von Kirchenbauten endete die interessante und höchst lehrreiche Führung.
Die Gruppe hatte nun Zeit, um im Klosterladen nach Souvenirs zu stöbern und im Vortragssaal des Staatsarchivs Wertheim ein mitgebrachtes Mittagessen zu verzehren. Für die Möglichkeit, sich nach der Klosterführung bei eigens bereitgestelltem Kaffee und Tee aufzuwärmen, waren alle dem Archivteam sehr dankbar. Gegen 13 Uhr begann dann die Archivführung mit Dr. Monika Schaupp, der Leiterin des Staatsarchivs. Sie hatte sich nicht nur einen ganzen Nachmittag für die Gruppe Zeit genommen, sondern auch ein interessantes und anspruchsvolles Programm erarbeitet, während dessen der Gruppe im Magazin eine Fülle von Archivalien unter anderem zur Klostergeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit präsentiert wurde.
Für viele Studierende war dies die allererste Gelegenheit, jahrhundertealte Quellen im Original einzusehen und ihre Besonderheiten zu ergründen. Zahlreiche Urkunden, darunter auch eine Papsturkunde und eine Urkunde Friedrich Barbarossas, samt angefügten Siegeln sowie Codices, Akten, Karten, Pläne und sogar Fotos aus dem 20. Jahrhundert konnten aus nächster Nähe angeschaut werden, was alle Teilnehmenden überaus begeisterte. Auch eine kurze Einführung in die Geschichte des Archivs und seiner Bestände, ein Rundgang durch die Räumlichkeiten sowie Informationen zu beruflichen Möglichkeiten im Archivdienst durften nicht fehlen – im Anschluss war sogar noch Zeit für ein Gruppenfoto.
Nach dem sehr inhaltsreichen und informativen Aufenthalt in Bronnbach und einem kurzen Blick auf die Orangerie des Klosters stand die Rückfahrt nach Würzburg an. Weil eine über 20 Minuten geschlossen bleibende Bahnschranke den Fußweg zum Bahnhof versperrte, wurde der Zug nach Wertheim verpasst, was die Rückfahrpläne leicht durcheinanderwirbelte. Auch der Bus nach Wertheim fiel als Verkehrsmittel aus, da er zu früh eintraf und für die Gruppe gar nicht erst anhielt. Als Alternative ergab sich eine Zugfahrt durch das Taubertal nach Lauda, wo trotz kurzer Umstiegszeit der Regionalexpress nach Würzburg erreicht wurde. Gegen 18 Uhr endete die Reise, ein spontanes gemeinsames Abendessen der Gruppe rundete den erlebnisreichen Tag ab.
Zusammenfassend hat die Exkursion eine sehr gute und vertiefte Einführung in die Geschichte des Klosters Bronnbach und seiner Gebäude sowie in die im Staatsarchiv Wertheim aufbewahrten Archivalien mit ihren epochen- und quellenartspezifischen Besonderheiten ermöglicht. Die Exkursionsgruppe wird das Kloster Bronnbach dank der vielen Eindrücke in sehr guter Erinnerung behalten. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Dr. Schaupp für den faszinierenden Einblick in die mittelalterlichen bzw. neuzeitlichen Quellen und in die Arbeitsweise eines Archivs sowie bei Herrn Lindner für die engagierte und informative Klosterführung!