Die Sinologie Würzburg trauert um Dr. Helga Stahl
03.01.2018Helga Stahl wurde am 21.07.1966 in Hüttenbach geboren. Nach dem Abitur nahm sie das Studium in den Fächern Sinologie, Japanologie und Geschichte an der Universität Würzburg auf, das sie im Juni 1990 mit dem Magister abschloss. Unmittelbar im Anschluss wurde sie als Mitarbeiterin in dem von der DFG finanzierten Projekt Im Tod wie im Leben? Die Gräber der Oberschicht in den Dynastien Liao, Song und Jin (915-1279) von Professor Dieter Kuhn angestellt. Im Rahmen dieses Projekts entwickelte sie auch ihre Dissertation, die unter dem Titel Gräber in Sichuan von der Tang- bis zur Song-Zeit: Möglichkeiten einer Regionalgeschichte anhand von archäologischen Funden 1995 publiziert wurde. Im Juli 1994 hatte Helga Stahl ihre Promotion mit summa cum laude abgeschlossen. Ihre Beschäftigung mit der Epigraphie hatte auch zur Koautorenschaft der Annotated Bibliography to the Shike shilioao xinbian 1991 geführt. Bis ins Jahr 2000 war sie dann an allen Projekten des Lehrstuhls Kuhn beteiligt. So trug sie zur Ausstellung und zum Ausstellungskatalog Chinas Goldenes Zeitalter: Die Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) und Das kulturelle Erbe der Seidenstraße (1993) bei und war Teil des Projekts Seidenmanufakturen in China: Organisation und Technologie in den Seidenmanufakturen der Ming- und frühen Qing-Zeit (1994-96). In den Jahren 1999 und 2000 koordinierte sie die internationale Tagung The Presence of Antiquity im Rahmen des Projektes Die Gegenwart des Altertums: Formen und Funktionen des Altertumsbezugs in den Hochkulturen der Alten Welt und war an der Publikation der Ergebnisse beteiligt.
Im Rahmen ihres Studiums und ihrer Forschung verzeichnet sie eine Reihe von Chinaaufenthalten, darunter die Studienaufenthalte in Nanjing und Taipeh (1987-89) und die Forschungsreisen im Rahmen der Projektarbeit 1991 und 1995. Neben ihrer Forschung wurde sie zu einer etablierten Lehrenden und Mitarbeiterin des Instituts. Seit 1990 war sie regelmäßig in der Lehre tätig. Nachdem Sie krankheitsbedingt und zu einem längeren Aufenthalt in einem Kloster ab 2001 nicht an der Universität tätig war, kehrte sie 2004 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Sinologie zurück. Nach dem Ausscheiden von Professur Kuhn übernahm sie von 2009 bis 2012 die Vertretung der Professur des Lehrstuhls für Philologien des Fernen Ostens. In dieser Zeit konnte nicht nur die Kontinuität der Lehre gewahrt, sondern der geplante Ausbau der Sinologie mit Unterstützung der Universität auch umgesetzt werden. Mit der Besetzung des Lehrstuhls durch Prof. Roland Altenburger übernahm Helga Stahl eine Akademische Ratsstelle und war für die Betreuung der neu eingerichteten Studiengänge China Business and Economics sowie China Language and Economy verantwortlich. Daneben leitete sie auch die sinologische Teilbibliothek. Sie hat darüber hinaus in verschiedenen Gremien der Hochschule mitgearbeitet bis zuletzt als stellvertretende Frauenbeauftragte der Philosophischen Fakultät.
Den Studierenden war sie als kompetente und engagierte Lehrende nicht nur in den Pflichtbereichen des Bachelor- und der Masterstudiengänge, wie etwa im Klassischen Chinesischen bekannt, sondern auch in den von ihr gepflegten inhaltlichen sinologischen Themenfeldern der Religion, der Frauen, der Archäologie und der Geschichte der Song-Zeit. Sie hat bis zuletzt eine Vielzahl von Abschlussarbeiten kompetent und immer an den Bedürfnissen der Studierenden orientiert betreut.
Die Mitarbeiter des Instituts schätzen sie als langjährige fast unverzichtbare und dabei unprätentiöse Mitarbeiterin. Ihre ruhige, kritische und dabei immer kompetente, sachorientiert und zugleich freundliche Art machten sie zu einem tragenden Pfeiler des Instituts. Sie hat sich dauernde Verdienste um die Sinologie in Würzburg erworben und wird nur schwer zu ersetzen sein. Am 28.12.2017 ist sie nach langer Krankheit in Siegen verstorben.