Harfen
HARFENTYPEN
‚Elamische‘ Winkelharfe nach assyrischem Abbild (Rekonstruktion) – rechts
Bei dem bildlich im Nordwestpalastes des Assurbanipal (668–627 v. Chr.) in Ninive wiedergegebenen Sieg der Assyrer über Elam finden sich auch etliche Palastmusiker, die sich dem neuen assyrischen König ergeben. Von den dort abgebildeten Instrumenten diente eine Harfe als Vorlage für die ausgestellte Rekonstruktion.
Ninive (Irak), 7. Jh. v. Chr.
London, British Museum, BM 124802
Privatsammlung Richard Dumbrill (London)
Rekonstruktion: Richard Dumbrill
Bogenharfe aus dem Grab eines Unbekannten (Replikat) – Mitte
Bogenharfen mit einer Anzahl von vier und mehr Saiten sind in Ägypten sehr prominent. Im Gräberfeld von Dra‘ Abu el-Naga in der Nähe von Theben wurden gleich drei solcher Harfen in verschiedenen Gräbern geborgen. Nach ihrer Lage zu urteilen, gehörten sie Angehörigen der Elite.
Dra‘ Abu el‐ Naga (Ägypten), um 1600 v. Chr.
Kairo, Ägyptisches Museum, FN 1056
Replikat: Deutsches Archäologisches Institut; Orient-Abteilung (Berlin);
EMAP: Archaeomusica with the Support of the Culture Programmeof the EU
Griechische Harfe (Rekonstruktion) – links
Die triangelförmige Spindelharfe (trigonon) wird in der griechischen Ikonographie in der Regel von Frauen gespielt. Die Vorlage für diese Rekonstruktion geht auf den seltenen Fund einer Harfe im sogenannten „Grab eines Dichters“ in Daphne (nahe Athen) zurück, in dem auch noch eine Leier und Auloi gefunden wurden.
Athen (Griechenland), 430–400 v. Chr.
Athen, Nationalmuseum
Audioguide: Harfentypen
Musiker beim Festmahl (Abguss)
Das Relief aus dem Grab des Ptahhotep, Architekt und persönlicher Haushofmeister der Königin Hatschepsut, zeigt ihn beim Speisen vor einer Gruppe von Musikern, die das Festgelage mit zarten Musikklängen einer Harfe, einer Längsflöte und wohl einem Sänger umrahmen.
Sakkara (Ägypten), 15. Jh. v. Chr.
Martin von Wagner Museum
Meerkatze mit Harfe
Die Figur unbekannter Herkunft zeigt Parallelen Objekten aus dem ägyptischen Kulturkreis. Tiere in der Rolle von Musikern sind in allen antiken ulturen anzutreffen. Affen stehen dabei häufig stellvertretend für den schaustellerischen Bereich.
Ägypten (?), 1.–3. Jh. n. Chr. (?)
Martin von Wagner Museum, H4875
Tonfigur einer Harfenspielerin
Auf einer Winkelharfe spielend ist diese Frau über den Kranz als Teilnehmerin eines Kulfestes (Isis?) gekennzeichnet. Der groteske Phallus-Kopf mag als Anspielung auf die erregende Wirkung der Musik zu verstehen sein.
Ägypten, hellenistisch, 3.–1. Jh. v. Chr.
Martin von Wagner Museum, A1145
Harfenistinnen bei Festprozession
Terrakottafiguren von Harfenistinnen, die wohl zu Festprozessionen auftraten, sind aus allen Regionen des griechisch-römischen Einflussgebietes überliefert, so auch aus Uruk in M esopotamien sowie aus Ägypten.
Babylon (Irak); Ägypten; um 300 v. Chr.
Heidelberg, Uruk-Warka-Sammlung der Universität, W 18978;
Leipzig, Ägyptisches Museum – Georg Steindorff – der Universität, 2847
Kykladenidol (Replikat)
Der Harfenspieler ist die älteste Darstellung eines Harfenspielers im griechischen Kulturraum. Die besondere Stellung der Musik in der ägäischen Bronzezeit wird auch durch den thronartigen Stuhl unterstrichen.
Keros (Griechenland), 2700–2200 v. Chr.
Athen, Nationalmuseum, 3908
Replikat: Deutsches Archäologisches Institut; Orient-Abteilung (Berlin);
EMAP: Archaeomusica with the Support of the Culture Programme of the
European Union
Pyxis
Unter den zahlreichen Geschenken, die eine athenische Frau zu Hochzeit bekommt, befinden sich unter anderem Musikinstrumente. Hier ist die in Griechenland eher selten belegte Winkelharfe zu sehen, die auf den Bildern bevorzugt von Frauen gespielt wird.
Attika (Griechenland), 430–420 v. Chr.
Martin von Wagner Museum, H4455
Wandmalerei
Eine grazile junge Frau sitzt auf einem Ornamentband und hält in ihrer linken Armbeuge die neunsaitige römische Bügelharfe. Musizierende Frauen und Eroten treten immer wieder zwischen den architektonischen Elementen in der Wandmalerei dieser Zeit auf.
Aus der Besprechung der Ausstellung durch Tilman Spreckelsen in der FAZ: "Der […] weite Blick zielt auf das Gemeinsame der musikalischen Praxis, auf das, was etwa die Lautenformen durch die Zeiten miteinander verbindet, auf die Entwicklung des Stegs bei Saiteninstrumenten oder die Gemeinsamkeiten der Mundstücke bei Bläsern. Und natürlich auf die Frage, von welchem Moment an überhaupt von Musik gesprochen werden kann. Diskutiert wird das in Würzburg anhand von Originalen, Repliken, Rekonstruktionen und nicht zuletzt bildlichen Darstellungen von Musikern, etwa einer hinreißenden Harfenistin aus Boscoreale, einer weniger prominenten Schwesterstadt von Herculaneum und Pompeji, die ebenfalls im Jahr 79 nach Christus beim Ausbruch des Vesuvs verschüttet wurde. Das Instrument ist gut zu erkennen, aber was sagt uns das Bild mit der kippelnden Musikerin, die sich mit der rechten Hand abstützt, über ihr Spiel und die dazu passende Haltung?"
Boscoreale (Italien), Mitte des 1. Jh. n. Chr.
Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum, Arch 83/1k, Foto: P. Frankenstein; H. Zwietasch
Audioguide: Harfenistin
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