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Museum und alte Kulturen

WiSe 2018/19: Der dritte Intake deutscher Studierender in Kairo

Mein Auslandssemester in Ägypten 2018/19

Erste Erfahrungen
Zwei Dinge, die mir sofort nach meiner Landung in Kairo im Oktober auffielen, waren die Temperaturen (etwa 30 Grad im Herbst) und der dichte, laute Verkehr auf den Straßen der bevölkerungsreichen Metropole. Ich wurde abgeholt und zum Campus der Faculty of Tourism and Hotel Management gebracht, wo ich nach einer Begrüßung durch Prof. Aly Omar mein Hotelzimmer bezog. Da ich allein in einem Doppelzimmer war, hatte ich keine Platzprobleme, und der grandiose Ausblick vom Balkon auf den Nil konnte mich sofort gewinnen. Ich hatte vor dem Beginn der Vorlesungen noch einige Zeit, mich in Kairo einzuleben und erste Erkundungstouren zu unternehmen. Dabei wurde ich von mehreren ägyptischen Studierenden unterstützt, die mir dabei halfen, mich einzurichten und in der Stadt zurechtzufinden. Sie nahmen mich auch auf erste Touren mit, um mir die Sehenswürdigkeiten Kairos und seiner Umgebung zu zeigen. Dazu gehörten natürlich Highlights des pharaonischen Ägypten wie die Pyramiden von Gizeh und Sakkara, aber auch die Al Azhar-Moschee und der Khan-el-Khalili-Basar im mittelalterlichen Stadtteil Kairos. Nebenbei lernte ich dadurch auch die vielseitige und reichhaltige ägyptische Küche kennen. Kairo bietet viele kulinarische Erkundungs-möglichkeiten, und auch manche Einladung bei ägyptischen Familien, die ihrem Ruf als gute Gastgeber vollkommen gerecht wurden, trug dazu bei.

Das Studium
Gastlich aufgenommen wurde ich auch von der Studierendengruppe, mit der ich das Semester über gemeinsam verschiedene Kurse belegte. Die Auswahl an Themen war vielseitig, von der Arbeit mit Exponaten über Museumspädagogik bis zu Bibliotheks- und Archivarbeit oder Museumsmanagement. Insgesamt gab es sechs Kurse, die ich mit den Ägyptern teilte und aus denen ich als Austauschstudent drei auswählen konnte, in denen ich die Prüfungen abzulegen hatte. Als Gast erhielt ich außerdem drei zusätzliche, interessante Vorlesungen zum griechischrömischen, koptischen und islamischen Ägypten. Alle Dozenten, die ich erlebte, waren sympathisch und taten ihr Möglichstes, um mein Studium zu unterstützen. Dass nahezu alle Kurse in englischer Sprache erfolgten und die Fakultätsbibliothek einen Bestand an englischsprachiger Literatur hat, war natürlich hilfreich. Durch das Studium erhielt ich auch reichen Einblick in die Museumslandschaft von Kairo, nicht zuletzt durch diverse Exkursionen und Studienarbeiten, die den Besuch der Museen vor Ort beinhalteten. Anstelle des sonst üblichen Praktikums hatte ich, nachdem meine Prüfungen abgeschlossen waren, vom Lehrstuhl der Ägyptologie in Würzburg aus das Angebot erhalten, mich an einem Grabungsprojekt zu beteiligen, das mit Forschungen an den Überresten der pharaonischen Stadt Bubastis (heute Zagazig im Nildelta) betraut war. Das war auch sehr spannend und eröffnete mir interessante neue Einblicke in die Welt der Altertumswissenschaften.

Erkundungstouren und Ausflüge
Auch während und nach der Vorlesungszeit gab es immer wieder Zeit, sich die Stadt anzusehen, oder auch Ausflüge zu anderen sehenswerten Orten Ägyptens zu unternehmen. In Kairo besichtigte ich viele Sehenswürdigkeiten, darunter die Ibn-Tulun-Moschee, die große Festungsanlage von Sultan Saladin, die koptischen Kirchen in Alt-Kairo oder auch die in Fels gebaute christliche Klosteranlage von St. Simon the Tanner.
Zu meinen persönlichen Highlights gehörte eine mehrtägige Reise durch das südliche Ägypten, bei der Luxor, das Tal der Könige, Aswan und Abu Simbel zu meinen Stationen gehörten, die mit ihren monumentalen Zeugnissen der Pharaonen einen bleibenden Eindruck auf mich hinterließen. Ich genoss aber auch die landschaftlichen Reize von Luxor und Aswan, ein angenehmer Kontrast zur manchmal anstrengenden dichtbevölkerten Megastadt Kairo. Andere Ausflüge brachten mich unter anderem nach Alexandria mit seinen römischen Ruinen und  Katakombenanlagen

 

Einige Reisetipps
– Die Hotelzimmer in der Helwan University haben keine Kochmöglichkeiten, entweder besorgt man sich eine Kochplatte oder nutzt Take-away und Lieferservice :)
– Das Fehlen einer Wasch- und Spülmaschine kann mit einer Wanne, Spülmittel und Waschpulver kompensiert werden, der Balkon ist prima zum Trocknen
– Wärmere Kleidung im Gepäck ist sehr zu empfehlen, der ägyptische Winter kann überraschend kalt werden, auch die vielen Klimaanlagen lassen einen manchmal frieren
– Ägypter sind grundsätzlich gastfreundlich und zuvorkommend, allerdings gibt es (gerade an touristischen Zielen) einige, die Europäer hauptsächlich als Geschäftsmöglichkeit wahrnehmen und ihnen alle möglichen (meist teuren) Dinge verkaufen wollen: Wenn man das bemerkt, aber eigentlich nichts kaufen will, muss man das sehr resolut und meist mehrfach zu verstehen geben, hilfreich ist ein energisches, wiederholtes „La, shokran! (nein, danke!)“.


Fazit
Insgesamt blieben mir die sechs Monate, die ich in Ägypten verbringen durfte, eine besondere Zeit, die ich sehr genossen und in vieler Hinsicht als lehrreich empfunden habe. Ich habe Ägypten als tolles Land erlebt, das durch seine reichhaltige Kultur, seine faszinierende Geschichte und nicht zuletzt viele wunderbare, gastliche Menschen besticht, die ich dort kennen lernen durfte. Ich habe meine Entscheidung für das Auslandssemester nie bereut und kann nur jedem dazu raten. Es lohnt sich!

Simon Opel