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Museum und alte Kulturen

WiSe 2016/17: Erfahrungen in Kairo - Land

Unsere Ausflüge quer durch Ägypten

Eines unserer erklärten Ziele war es möglichst viele Teile des Landes zu bereisen. Dabei hatten wir besonders zwei Gegenden im Kopf. Einerseits wollten wir unbedingt an das Mittelmeer fahren, am besten noch zu Beginn des Herbstes, um Schwimmen zu gehen und eine kleine Auszeit von Kairo zu nehmen. Andererseits wollten wir ins Landesinnere nach Assuan und Luxor fahren, um die dortigen berühmten altägyptischen Tempel und Gräber zu besichtigen.

Sicher reisen in Ägypten

Der Sicherheitsaspekt hat uns während unseres ganzen Aufenthalts begleitet, hatte aber besondere Relevanz für unsere Reisen. Allerdings muss an dieser Stelle auch bemerkt werden, dass wir keine negativen Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht haben. Unsere Fortbewegungsmittel waren meistens sicher (nicht TÜV-geprüft sicher, aber wir sind überall lebend angekommen), wir wurden auf unseren Reisen auch nie bestohlen und Züge, Busse und Flugzeuge waren meistens pünktlich.

Das Reisen in einem Land wie Ägypten erfordert spezielle Vorbereitungen. Aufgrund der Sicherheitslage gibt es, herausgegeben vom Auswärtigen Amt, bestimmte Reisewarnungen, die auf jeden Fall vorher in Erfahrung gebracht werden sollten. Für uns hieß das im Oktober 2016 hauptsächlich die Sinai-Halbinsel zu meiden. Insgesamt verändern sich die Empfehlungen aber regelmäßig, zuletzt im April 2017, weshalb es immer wichtig ist auf dem neuesten Stand zu bleiben. Eine weitere Schwierigkeit war die Fortbewegung, da wir von deutscher Seite mehrfach gewarnt wurden längere Überland-Zugreisen zu unternehmen. Wir entschieden uns für einen Kompromiss und wählten eine lange Zugreise, als wir zusammen mit Ägyptern reisten. Allein reisten wir mit dem Flugzeug und nutzten für kürzere Distanzen Reise- bzw. Mikrobusse.

Ein Wochenende am Mittelmeer – Marsa Matruh

Unsere erste Reise führte uns also in eine kleine Hafenstadt an der Mittelmeerküste, namens Marsa Matruh. Die Planung war abenteuerlich, aber schließlich erkämpften wir uns mit Unterstützung ägyptischer Kommilitonen Reiseziel, Busfahrtickets und Hotelbuchung. Am schwierigsten war die Beschaffung der Tickets, die man persönlich am Schalter kaufen musste, am besten in Arabisch. Mit jedem erfolgreich durchgeführten Ausflug wuchs unser Selbstvertrauen und unsere Sicherheit, weshalb wir uns schon nach kurzer Zeit relativ selbstständig in- und außerhalb Kairos bewegten.

Marsa Matruh selbst ist ein kleiner verschlafener Ferienort, in dem im Sommer das Leben tobt, in der Nebensaison aber wenig los ist. Das brachte uns in die unangenehme Situation als europäische Touristen besonders viel Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Der Ort ist besonders für Ägypter ein beliebtes Ferienziel, da im Sommer an der Küste noch einigermaßen erträgliche Temperaturen herrschen. Die Gegend mit ihren weißen Stränden und kristallklarem Wasser ist traumhaft schön. Ende Oktober war die Hauptsaison schon vorbei und obwohl es noch 28 Grad hatte, waren wir fast die einzigen, die noch schwimmen gehen wollten.

Das Stranderlebnis war ein ganz anderes als in Europa und wir zogen es vor uns für ein paar Ägyptische Pfund in einen privaten Hotelstrand einzumieten, um dort in Ruhe schwimmen zu gehen. Das entsprach nicht ganz unserer Vorstellung eines entspannten Strandurlaubs, da wir uns eigentlich einig waren, dass Urlaubsreisen, die sich nur auf Hotelanlagen abspielten, pauschal zu verurteilen seien. Natürlich waren wir darauf eingestellt, dass ein Sonnenbaden im Badeanzug am öffentlichen Strand eher schwierig werden wird, aber dennoch mischte sich hier ab und zu ein ungutes Gefühl in das ansonsten sehr schöne Wochenende.

Schifffahrt in Ägypten – Nilkreuzfahrt von Luxor nach Assuan

Für unsere längste Reise folgten wir dem Nil flussaufwärts nach Oberägypten. In diesem Gebiet steigen die Temperaturen im Sommer auf über 40 Grad, weswegen wir unsere zehntägige Reise im Januar unternahmen, einem der kühlsten Monate. Zu Beginn waren wir zwei Nächte in Luxor, anschließend legten wir auf einer fünftägigen Nilkreuzfahrt 210 Kilometer bis nach Assuan zurück. In Assuan blieben wir dann zwei Nächte. Begleitet wurden wir auf unserer Reise von zwei ägyptischen Kommilitonen, die als Tourguides arbeiteten, aber diesmal mit uns als Touristen reisten.

Luxor ist eine Stadt am Nil, die in der Nähe der altägyptischen Stadt Theben gelegen ist. In Luxor kann man deshalb hauptsächlich die Spuren dieser Nekropole besichtigen, was wahnsinnig faszinierend ist und wir haben ein straffes Programm durchgezogen, um möglichst viel anschauen zu können. Wir haben dennoch einiges auslassen müssen. Da ein ausführlicher Bericht hier den Rahmen sprengen würde, fasse ich das etwas zusammen. Wir haben uns unvorstellbar viele Tempel- und Gräberanlagen angeschaut. Das Tal der Könige war riesig und faszinierend und wir haben natürlich auch das bekannteste aller Pharaonengräber, das Grab des Tutanchamun, besucht. Ansonsten hat uns besonders der in den Felsen gehauene Totentempel der Pharaonin Hatschepsut beeindruckt. Der Luxor-Tempel ist direkt im Stadtzentrum zu finden, also ganz einfach zu erreichen und die Tempelanlage, die nachts beleuchtet wird stellt überraschenderweise auch einen beliebten Treffpunkt der einheimischen Jugendlichen dar. Ein Erlebnis der besonderen Art hatten wir dann noch in Form einer Heißluftballonfahrt im Sonnenaufgang. Diese war zwar an Kitsch kaum zu überbieten, aber durchaus das Geld wert. Dafür mussten wir uns allerdings um fünf Uhr morgens aus dem Bett quälen und waren dann für nervenaufreibende zwei Stunden der eher semi-guten Planungs- und Organisationskunst unseres gebuchten Anbieters unterworfen. Die Ballonfahrt selbst sowie unser Ballonführer machten dennoch einen sehr professionellen Eindruck.

Die Nilkreuzfahrt hat unzählige Eindrücke und Erinnerungen hinterlassen, sie war auf jeden Fall einer der Höhepunkte unserer Reisen. Wir verbrachten viel Zeit auf dem Sonnendeck und ließen die kleinen Ortschaften, die immer mal wieder am Ufer zu sehen waren, andere Schiffe, die unseren Weg kreuzten oder einfach die wechselnde Landschaft an uns vorbeiziehen, immer begleitet vom träge dahinfließenden Nil. Der Nil selbst ist in Ägypten immer und überall präsent, schließlich ist er die Lebensader dieses Wüstenlandes. So nah wie auf dieser Fahrt haben wir uns ihm aber sonst nie gefühlt und der Unterschied zwischen den sauberen Fluten in Oberägypten und dem verdreckten Fluss, als der er schließlich in Kairo ankommt ist immens.

Hauptverkaufsargument für die Flusskreuzfahrt sind die Tempelanlagen, die am Fluss liegen und sonst nur schwer erreichbar sind. Diese sind riesig und beeindruckend, allerdings verkommt ein Ausflug an Land schnell zu einer Massentourismusveranstaltung, da alle Schiffe ungefähr gleichzeitig anlegen und man sich mit Tausend anderen Touristen durch die Tempelanlagen kämpft. Die Belagerung durch Straßenverkäufer trägt auch nicht zu einer Entspannung der Lage bei. Dennoch war zum Beispiel die Besichtigung des Doppeltempels Kom Ombo für den Krokodilgott Sobek und die falkenköpfige Haroeris in der Abendsonne ein echtes Highlight unseres Aufenthaltes.

Die letzten Tage verbrachten wir schließlich in Assuan, einer Stadt die ganz anders als Luxor ist. In Erinnerung blieb uns besonders der Ausflug nach Abu Simbel und das obwohl wir gerade das Gefühl hatten, genug Tempel für den Rest unseres Lebens gesehen zu haben. Abu Simbel hat abgesehen von seiner eindrucksvollen Erscheinung auch eine bewegende Geschichte. Die ganze Tempelanlage wurde in den 1960er Jahren in einem wahnsinnigen Bauprojekt versetzt, da ihre ursprüngliche Stelle geflutet wurde.

Assuan befindet sich noch weiter im Süden und spätestens hier hatten wir das Gefühl die ägyptische Sonne hat uns wieder eingeholt. Es hatte annähernd 30 Grad, was sich aber am Nil ganz gut aushalten ließ. Der Nil in Assuan ist geprägt von kleinen Inseln auf denen wir unter anderem den Tempel von Philae sowie eine Ausgrabungsstätte des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) besichtigten. Von Insel zu Insel kommt man am besten mit kleinen ägyptischen Segelbooten, sogenannten Feluken, der Preis ist hier, wie so oft in Ägypten, Verhandlungssache.

Und schließlich am Ende – Siwa

Siwa ist eine Oase im Westen Ägyptens, schon nahe an der sudanesischen Grenze und natürlich mitten in der Wüste. Siwa war nicht nur unsere letzte Reise, sondern gewissermaßen unser Abschied von Ägypten, da wir zwei Tage nach unserer Rückkehr wieder nach Deutschland flogen. Unsere Siwa-Reisegruppe war bunt gemischt. Außer uns war Familienbesuch aus Deutschland dabei, mehrere ägyptische Kommilitonen und ein Brite. Siwa war unsere persönlichste Reise, die vor allem von den Leuten geprägt war, die mit uns unterwegs waren und die wir im Laufe dieses halben Jahres so gut kennengelernt haben. Hinzu kam, dass dieser Teil Ägyptens ganz anders ist als jeder Ort den wir dort kennengelernt haben. Die Oase wird mehrheitlich von Berbern bevölkert und ist damit der einzige Ort Ägyptens in dem diese Bevölkerungsgruppe eine Mehrheit stellt. Die Oase ist außerdem bekannt für ihre Salzquellen, in denen wir auch ausgiebig gebadet haben. Das gilt selbstverständlich nur für die heißen Quellen, in den kalten Quellen schwammen dann doch nur die Deutschen. Der deutsche Winter eben, der hat uns abgehärtet für solche Momente.

Hauptort der Oase ist Siwa, es gibt aber auch eine Reihe kleinerer Orte. Siwa wird dominiert von den Ruinen einer mittelalterlichen Stadt, die aus Kalk und Salz gebaut wurde und nur dank des trockenen Wüstenklimas überlebt hat. Am höchsten Punkt dieser Ruinenstadt haben wir uns an einem denkwürdigen Morgen wieder einen Sonnenaufgang angesehen. Vor dieser Kulisse war er aber auch besonders schön. Erwähnenswert ist auch eine Jeepfahrt in der Wüste. Diese war wirklich faszinierend, besonders da wir glaubten nach sechs Monaten Ägypten mit der Wüste ganz gut vertraut zu sein, aber diese völlige Abgeschiedenheit inmitten von Sanddünen war sehr beeindruckend. Krönender Abschluss war ein arabisches Essen mit anschließendem obligatorischem Bad in einer heißen Quelle. Hier hat sich die Überlegenheit der Ägypter in heißer Umgebung bestätigt, wir Deutschen mussten regelmäßig raus zum Abkühlen, während unsere ägyptischen Freunde stoisch im Wasser ausharrten.

Schließlich neigten sich auch unsere Tage in Siwa zu Ende und wir traten die doch etwas beschwerliche 12-stündige Busfahrt an, die uns zurück nach Kairo brachte.

Judith Schief