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Museum und alte Kulturen

Interviews

Interview mit Prof. Ossama Meguid und Elham Salah El Din

Elham Salah El Din ist Leiterin des museum sector des Antikenministeriums in Ägypten und hat jahrelange Erfahrung in der Arbeit in und mit Museen. Prof. Ossama Meguid ist Leiter des innovativen Kindermuseums in Kairo und außerdem Dozent Museologie im Studiengang Museum Studies der Helwan Universität.

 

1: Was waren Ihre ersten Eindrücke von Würzburg?

Elham: Für mich ist Würzburg schon fast so etwas wie eine zweite Heimat geworden. Ich war ja bereits im vergangenen Jahr zum Symposium „Perspektiven und Herausforderungen von Antikenmuseen“ hier und erkenne vieles wieder. Es ist eine unglaublich freundliche Stadt, in der man sich schnell zurechtfinden kann.

Ossama: Würzburg ist zwar eine kleine Stadt, aber die vielen kulturellen Wahrzeichen der Stadt wie die Residenz, die Marienfeste, aber auch die vielen Kirchen und Museen bezeugen seine reichhaltige Geschichte. Mich fasziniert dabei vor allem die lebendige Verbindung zwischen dem historischen und dem modernen Würzburg.

2: Wie würden Sie die momentane Situation ägyptischer Museen beschreiben?

Elham: Die ägyptischen Museen, besonders die staatlichen, stehen vor einer großen Herausforderung. Gigantische Projekte wie das Grand Egyptian Museum oder das National Museum for Egyptian Civilization müssen sinnvoll fertiggestellt und inhaltlich bespielt werden. Dafür sollen vor allem aus dem Ägyptischen Museum Objekte überführt werden. Im Kontrast zu diesen neuen Museen, haben wir außerdem viele, die in vielerlei Hinsicht veraltet sind. Auch in Ägypten ist es nicht leicht, Geld für die Instandsetzung und -haltung von Museen zu gewinnen, doch sobald die Finanzierung steht, werden wir auch damit beginnen. Auch die Ausstellungen selber müssen dringend überarbeitet werden. Viel Arbeit wartet auf uns!

Ossama: Die jetzige Situation der Museen ist zwar schwierig, birgt aber auch viele Möglichkeiten und Chancen für neue Museumsfachleute, die es bisher kaum gibt. Insofern werden unsere Studenten Pioniere auf ihrem Gebiet sein.

3: Was sind die größten Unterschiede zwischen der ägyptischen und der deutschen Museologie?

Elham: Die Museologie in Ägypten ist noch jünger, wir arbeiten noch an manchen Dingen, die in Deutschland zumindest in der Theorie schon lange etabliert sind. Wir haben viele neue Museen, die in den letzten Jahren neu gebaut wurden, wie das Nubische Museum, das eine Vorreiterrolle im Bereich der Einbindung der lokalen Bevölkerung eingenommen hat.
Im Moment gibt es in vielen Museen noch Mitarbeiter, die keine richtige Vorstellung davon haben, was Museumsarbeit bedeutet, oder die sich nicht zutrauen, diese konsequent umzusetzen. Sie sollten selbstbewusster und leidenschaftlicher werden, wenn es um die Frage geht, was ein Museum ausmacht. Das ist allerdings kein spezifisch ägyptisches Problem, sondern betrifft Musuemsleute auf der ganzen Welt.

Ossama: Die Idealvorstellung eines Museums ist im Kern überall gleich. Was sich unterscheidet ist der soziale, finanzielle und wissenschaftliche Hintergrund. Unsere Museologie ist zwar noch jung, aber jetzt haben wir eine Gruppe von ägyptischen und deutschen Studenten, die zusammen studieren, voneinander lernen und so auf ein gemeinsames Level kommen können. Ich glaube die Ideen dieser Generation von Museologen wird unsere Museen positiv verändern.

4: Was möchten Sie den Museologiestudenten in Würzburg mitgeben?

Elham: Verlasst die traditionellen Wege der Museen, bindet Gemeinschaften in eure Arbeit ein und vor allem: Ihr braucht Leidenschaft und Hingabe für euer Museum, sonst werdet ihr scheitern! Bringt die Menschen dazu, eine emotionale Bindung zu ihren Kulturgütern aufzubauen, damit sie sie zu schätzen wissen.

Ossama: Wir nehmen viel von der deutschen Museologie mit, beispielsweise, welche Wege die Partizipation hier beschreitet. In der Interaktion zwischen Museen und ihren Communities liegt meines Erachtens der größte Unterschied zwischen Deutschland und Ägypten bzw. Afrika. Die Rolle des professionellen Museumsmitarbeiters muss sich wandeln, und auch wenn die deutsche Museologie in dem Bereich schon ein paar Schritte weiter ist, darf sie sich nicht auf der gegenwärtigen Situation ausruhen. Immer wieder muss man sich fragen, wie das Museum in Kontakt mit seiner Umwelt treten kann, wie es als angesehene Institution den Menschen seiner Umgebung behilflich sein kann, diese nachhaltig zu gestalten.

 

Das Interview wurde in englischer Sprache geführt.

Interview mit Dr. Mary Kupelian

Dr. Mary Kupelian ist Dozentin für Museologie an der Helwan Universität in Ägypten und war in der Woche vom 21. bis 30. Oktober 2017 zu Gast in Würzburg. Sie ist Spezialistin für Koptische Kunst und hat uns nach ihrem öffentlichen Vortrag einige Fragen zu ihren Eindrücken beantwortet:

 

1: Was waren Ihre ersten Eindrücke von Würzburg?

Würzburg ist eine kleine, aber fabelhafte Stadt in mitten vielfältigen kulturellen Erbes und Traditionen. Überall Kirchenläuten und freundliche Gesichter, Kirchen mit wunderbarer Architektur und Kunst sowie verschiedene Museen mit starken und klaren Aussagen. Außerdem bietet Würzburg Pilgerstätten und schöne spirituelle Orte, historische Stätten und eine UNESCO Welterbestätte.
Die Stadt bietet eine exzellente Atmosphäre, um kreativ zu denken und Motivation zu finden. Es war mir wirklich eine Freude die Gelegenheit gehabt zu haben Würzburg erkunden zu können!

2: Wie würden Sie die momentane Situation ägyptischer Museen beschreiben?

Die Situation ägyptischer Museen ändert sich gerade. Viele Museumsmitarbeiter, vor allem Kuratoren, möchten sich durch den Masterstudiengang „Museum Studies“ an der Helwan Universität weiterbilden oder arbeiten sogar auf die Promotion hin.
Außerdem entsteht gerade ein Netzwerk zwischen den Universitäten und den Museen in Ägypten, was die Zukunft der Museen sicherlich bereichern wird. Viele Museumsmitarbeiter bekommen außerdem die Chance auf internationalen Konferenzen teilzunehmen und bringen so neues Wissen und neue Ideen zurück in ihre Museen in Ägypten.
Bislang haben sich ägyptische Museen außerdem sehr stark auf Touristen fokussiert. Auch das ändert sich gerade. Sie versuchen inzwischen die lokale Bevölkerung einzubinden und legen mehr Wert auf die Vermittlung von Wissen, dazu bieten sie vermehrt Sonderausstellungen an.

3: Was sind die größten Unterschiede zwischen der ägyptischen und der deutschen Museologie?

Würzburg ist ein attraktiver und idealer Ort um zu Studieren. Es bietet eine hervorragende akademische Ausbildung in Museumswissenschaften und Museologie nicht nur in der Theorie, sondern auch in praktischen Bereichen. Die Bücherei, die die Studierenden hier nutzen können, ist viel besser ausgestattet als unsere Bibliothek in Ägypten.

 

Das Interview wurde in englischer Sprache geführt.