Im Netz des Sichtbaren
Gemeinsame Ausstellung von vier Würzburger Universitätssammlungen im Rahmen des BMBF-Projekts "Insight", Ausstellungsmanagement: Anna-Sophie Karl MA, Professur für Museologie.
29. Februar bis zum 31. Mai 2020, Martin von Wagner Museum
Sichtbarkeit
Sehen
Schnittstellen
Ausstellung des INSIGHT-Projekts "Im Netz des Sichtbaren" online besuchbar
Auch die Sonderausstellung Im Netz des Sichtbaren in der Gemäldegalerie bleibt nicht völlig unsichtbar. Bereits seit einiger Zeit erhalten Sie auf Instagram Einblicke in diese Ausstellung rund um das Sehen und die Würzburger Universitätssammlungen. In Kürze können Sie zudem auf der INSIGHT-Website interaktiv in den Ausstellungsraum eintauchen und die vielfältigen Blick-Geschichten der präsentierten Objekte auch von zuhause ganz nah erleben. Oder blättern Sie doch einfach durch die Ausstellung, indem Sie den Begleitkatalog bestellen, der nicht nur alle Objekte und Sammlungen vorstellt, sondern auch zur tieferen Beschäftigung mit den Zeichnungen Martin von Wagners, medizinischen Instrumenten, Schulwandbildern vergangener Zeiten oder psychologischen Versuchen einlädt: https://www.uni-wuerzburg.de/einrichtungen/museen/insight/ausstellung
Der virtuelle Ausstellungsrundgang findet sich auch unter: https://3bd6cx.axshare.com/#id=2af9gf&p=0_1_einf_hrung
Veranstaltungsprogramm
Aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen bezüglich des Corona-Virus bleibt die Ausstellung "Im Netz des Sichtbaren" bis auf Weiteres geschlossen. Die Veranstaltungen werden in diesem Zeitraum nicht stattfinden.
Datum | Uhrzeit | Ort | Referent*in | Art und Titel der Veranstaltung |
10.03.2020 | 10-13 Uhr | (folgt) | Simone Doll-Gerstendörfer | Workshop: Blind im Museum – wie geht das? Orientierung und Vermittlung für blinde und sehbeeinträchtigte Gäste im Museum (Anmeldung erforderlich) |
15.03.2020 | 11:30 Uhr | Ausstellungsraum | Prof. Dr. Karen Nolte | Spezialführung durch die Ausstellung: Ethik des Blicks |
21.03.2020 | 10:15-12 Uhr | Graphische Sammlung (Studierzimmer) | Dr. Susanne Müller-Bechtel | Workshop: Menschen in Ruhe und Bewegung zeichnen - Theorie und Praxis (Anmeldung erforderlich) |
28.03.2020 | (folgt) | Kleine Galerie | Elisabeth Kriep | Vortrag: Glasklar - Potenziale der Vermittlung von Glasplattendias in der Medizin-historischen Sammlung Würzburg |
28.03.2020 | 10 Uhr | Ausstellungsraum | Kristin Finsterbusch | Workshop: Beobachten und Erleben: Zeichnen im Museum (Anmeldung erforderlich) |
29.03.2020 | 11-12 Uhr | Ausstellungsraum | Museumsinitiative | Sonntagsführung durch die Ausstellung |
04.04.2020 | 11-12 Uhr | Ausstellungsraum | Dr. Ina Katharina Uphoff | Spezialführung: Schulwandbilder und die Erziehung des Blicks |
18.04.2020 | 18-19:30 Uhr | Toscanasaal | Prof. Dr. Henning Hamm | Vortrag: Moulagen und der dermatologische Blick |
21.04.2020 | 10-13 Uhr | (folgt) | Simone Doll-Gerstendörfer | Workshop: Blind im Museum – wie geht das? Orientierung und Vermittlung für blinde und sehbeeinträchtigte Gäste im Museum (Anmeldung erforderlich) |
26.04.2020 | 11-12 Uhr | Ausstellungsraum | Museumsinitiative | Sonntagsführung durch die Ausstellung |
26.04.2020 | (folgt) | Kleine Galerie | PD Dr. Sabine Schlegelmilch | Vortrag: Die Suche nach der Nadel im Damen Po. Von neuen Einsichten durch Wilhelm Conrad Röntgens Entdeckung im Jahr 1896 |
29.04.2020 | 18-19:30 Uhr | Kleine Galerie | PD Dr. Oliver Herbort | Vortrag: Zeig mal - wie wir Zeigegesten nutzen und verstehen |
10.05.2020 | 11-13 Uhr | Ausstellungsraum | Corinna Schulz | Spezialführung: Die Moulage in der Dermatologie - naturgetreue Abbildung oder idealisiertes Lehrmodell? |
14.05.2020 | 17-19 Uhr | Hofgarten der Residenz | Wiebke Degler | Workshop: Mit Stock und Stein: "Musivbilder" aus Naturmaterialien (Anmeldung erforderlich, Workshop entfällt bei starkem Regen) |
24.05.2020 | 11-12 Uhr | Ausstellungsraum | Museumsinitiative | Sonntagsführung durch die Ausstellung |
31.05.2020 | 11-12 Uhr | Ausstellungsraum | Museumsinitiative | Sonntagsführung durch die Ausstellung |
Projekthintergrund
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „INSIGHT. Signaturen des Blicks – Facetten des Sehens“ (2017–2020) wurden ausgewählte Bestände erschlossen, analysiert, digitalisiert und zum Teil restauriert. Viele Objekte und Sammlungsschwerpunkte können nun, nachdem sie erforscht sind, in ihrer Einzigartigkeit, Wirkung und Aktualität gewürdigt werden und in der Ausstellung eine neue Sichtbarkeit erfahren. Es werden ausschließlich Objekte aus den an „INSIGHT“ beteiligten Würzburger Sammlungen gezeigt: dem Zentrum für Geschichte der Psychologie, der Forschungsstelle Historische Bildmedien, den Sammlungen des Instituts für Geschichte der Medizin, der Moulagensammlung der Universitäts-Hautklinik und dem Martin von Wagner Museum.
Insight-Ausstellung am 28. Februar 2020 feierlich eröffnet
Die im Rahmen des BMBF-Projekts Insight unter Mitwirkung der Würzburger Museologie erarbeitete Ausstellung "Im Netz des Sichtbaren" wurde vor kurzem im Martin von Wagner-Museum eröffnet. Zum Kurator*innen-Team gehörten: die Pädagogin Wiebke Degler, die Kulturwissenschaftlerin Maria Keil, die Kunsthistorikerin Carolin Goll, der Psychologe Sebastian Burger, die Gestalterin Michaela Lautenschlager und - last but not least - unsere Museumswissenschaftlerin Anna-Sophie Karl, die für das Ausstellungsmanagement und die gesamte Ausstellungsorganisation zuständig war.
Außerdem haben noch mehrere Studierende der Würzburger Museologie als Hilfskräfte an der Realisisdrung der Ausstellung sowie des Begleitprogramms mitgewirkt. Die Ausstellung läuft von 29.02.2020 bis 31.05.2020. Sie ist geöffnet Dienstag bis Samstag von 10:00 bis 13:30 Uhr und jeden zweiten Sonntag von 10:00 bis 13:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Weitere Infos und Presseberichte:
https://www.instagram.com/wue_macht_sichtbar/
Ohne zu sehen im Netz des Sichtbaren. Workshop zum Thema Inklusion
von Simone Doll-Gerstendörfer und Anna-Sophie Karl
Spannende und beeindruckende Erlebnisse im Museum, das wünschen sich alle Gäste!
Doch wie soll das gehen, wenn Besuchende wenig oder gar nicht sehen können? Wie orientieren sie sich? Wie kommen sie an Informationen, die sehenden Menschen einfach „ins Auge fallen“? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die Teilnehmenden des Workshops „Blind im Museum – wie geht das?“ von Simone Doll-Gerstendörfer. Gemeinsam überlegten sie, was es braucht, damit auch Menschen mit Sehbeeinträchtigung Ausstellungen genießen können. Dabei waren alle Sinne und kreatives Denken gefragt. Dieser Workshop war Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung „Im Netz des Sichtbaren“ im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg, einer Ausstellung in dem das Sehen hinterfragt wird.
Zum Einstieg durften die Teilnehmenden gleich selbst ausprobieren, wie es ist, sich ohne Sehvermögen zurecht zu finden. Die Augen bedeckt mit schwarzen Masken tasteten sie sich paarweise durch die Stockwerke der Würzburger Residenz. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck widmeten sie sich anschließend dem theoretischen Hintergrund: Was bedeutet eigentlich Inklusion? Welche unterschiedlichen Beeinträchtigungen gibt es? Wie häufig kommen sie vor? Wie kann man sich im Museum damit zurecht finden und welche Angebote gibt es für Menschen mit Beeinträchtigung? Simone Doll-Gerstendörfer hat dafür zahlreiche Beispiele aus Seminaren und inklusiven Projekten mitgebracht. Die Relevanz des Themas für die museale Arbeit wurde deutlich, als die Teilnehmenden erfuhren, dass nahezu 10% der Deutschen mit einer erheblichen Behinderung lebt. Im Folgenden wurde der Fokus auf Sehbeeinträchtigungen gelegt und inklusive Angebote für Menschen mit diesem Handicap besprochen: Tastpläne, Tastmodelle sowie verschiedene Schriften wurden getestet sowie Vor- und Nachteile erörtert. Immer wieder konnte vieles ausprobiert werden: den eigenen Namen auf Tastfolie schreiben, blind ein Glas Wasser einschenken oder die Welt durch Brillen, welche Krankheiten simulieren, mal mit ganz anderen Augen betrachten.
Anschließend erkundete die Gruppe blind die Ausstellung „Im Netz des Sichtbaren“. Mit Langstöcken und Augenmasken ausgestattet versuchten die Teilnehmenden, sich in den Räumen zu bewegen und zu orientieren. Schnell stellten sie außerdem fest, dass ein blinder Mensch in dieser Ausstellung so gut wie gar nichts selbstständig erfahren kann. So machte sich die Gruppe an die Aufgabe, anhand ausgewählter Exponate, wie z.B. einer Wachs-Moulage zum Krankheitsbild „Varizellen“ (Windpocken), inklusive Ideen der Vermittlung zu diskutieren. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass man Gästen mit einer Sehbeeinträchtigung Exponate, wo es möglich ist, im Original oder in Form einer Nachbildung als Tastmodell zur Verfügung stellen sollte. Ergänzt durch Erklärungen können sich blinde Besuchende so einen guten Eindruck von Ausstellungsgegenständen verschaffen. Werden neben dem Tasten weitere Sinne, wie z.B. der Geruchssinn angesprochen, ist das von Vorteil. In unserem Fall können Gäste damit sowohl die Form und Beschaffenheit der Moulage, als auch den Geruch von Wachs nachempfinden. Je mehr Sinne angesprochen werden, desto mehr Bausteine stehen blinden Menschen zur Verfügung, um sich ein eigenes Bild eines Exponates zu formen. Und unterm Strich, das hatte die Gruppe beim eigenen Tasten, Riechen und Ausprobieren selbst erfahren, ist es für alle Gäste eine Bereicherung, Ausstellungen mit allen Sinnen und interaktiv erleben zu dürfen!
Im Rückblick empfanden die Teilnehmenden vor allem die Selbsterfahrungsübungen als sehr bereichernd: „So kann man sich viel besser hineinversetzen, wie es ist, wenn man schlecht oder gar nichts sehen kann“, resümierte eine Teilnehmerin. „Ich hätte nie gedacht, dass es so viele verschiedene Augenkrankheiten gibt“, meinte eine andere. Und an einem Punkt des Vormittags rückte das Thema Behinderung plötzlich ganz nah an alle heran: Als die Gruppe erfuhr, dass 96% aller Behinderungen im Laufe des Lebens erworben werden. Gut sehen zu können bekommt in dem Zusammenhang eine ganz neue Qualität.