Arbeitsprogramm Ägyptologie
Das ägyptologische MagEIA-Kernteam befasst sich mit dem magischen Schutz für den König in der longue durée. So geht die Postdoktorandin in die historische Tiefe der altägyptischen magischen Textüberlieferung und zunächst an deren Anfang, zu den Pyramidentexten, die erstmals in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. in der Pyramide des Unas nachgewiesen, aber vermutlich weit älter sind. In diesem Corpus sind die ältesten Recitanda zu königlichen Schutzritualen belegt. Untersucht werden u.a. die sprachliche Ebene, rhetorische Strategien, Stilistik und der formale Aufbau der Sprüche.
In einem zweiten Schritt wird die Postdoktorandin sich anhand von Fallstudien damit beschäftigen, was Schutzrituale späterer Zeit daraus gemacht haben. Das Apophisritual oder der Recueil de prophylaxie contre les aggressions des animaux venimeux (Papyrus Brooklyn 47.218.138) - beide durch Handschriften des 4. Jahrhunderts v. Chr. überliefert - dürften beispielsweise in dieser Hinsicht relevant sein. Was hat sich seit den Pyramidentexten verändert, und wie werden bestimmte Sprüche, Phrasen oder formale Muster adaptiert? Diese Arbeit, deren Schwerpunkt in RA 2 ("Language") liegt, schlägt durch ihren sprachwissenschaftlichen Ansatz eine Brücke zum Kernteam der Vergleichenden Sprachwissenschaft.
Im akkadischen Ritual Bīt mēseri "Haus der Einschließung" wird der Raum, in dem sich der zu behandelnde Patient aufhielt, im Verlauf des Rituals über und über mit Schutzbildern versehen. Hier tun sich Analogien zu Ägypten auf. Denn wie so etwas im Ergebnis ausgesehen haben könnte, zeigt uns der zwischen 237 und 57 v. Chr. dekorierte Horus-Tempel von Edfu. Der Tempel ist aber weniger ein "Haus der Einschließung" als vielmehr ein "Haus der Ausschließung" nämlich des Bösen, was vor allem die Dekoration der Umfassungsmauer zum Ausdruck bringt, wo die beiden Rituale sa-per "Schutz des Hauses" und meket-hau "Schutz des Leibes" zu finden sind. Es handelt sich dabei um Adaptationen königlicher Rituale in den Tempelkontext, mit denen sich PI Stadler im Rahmen der KFG befassen will. Stadlers Beitrag liegt folglich schwerpunktmäßig in RA 1 ("Texts"), der sich zudem in die Forschungen der Würzburger Ägyptologie in Edfu einfügt.
Die von der Postdokorandin und Stadler bearbeiteten Texte werden in das Datenbanksystem des Thesaurus Linguae Aegyptiae eingepflegt. Diese Arbeit gehört zu RA 3 ("Annotation").