Neues DFG-Projekt am Würzburger Institut für Kunstgeschichte
17.11.2014Unter Leitung von Prof. Dr. Eckhard Leuschner (Universität Würzburg) und Prof. Dr. Gerhard Wolf (Kunsthistorisches Institut in Florenz, Max Planck Institut) geht es um "Die Typographia Medicea im Kontext: Text und Bild als Medien des Kultur- und Wissenstransfers zwischen europäischen und orientalischen Kulturräumen um 1600".
Am Beispiel der 1584-1614 tätigen, mediengeschichtlich höchst innovativen Typographia Medicea (TM) soll das Spektrum der translatio-Phänomene im Zeitraum um 1600 mit den damit gekoppelten Ein- und Ausschlussmechanismen der Zirkulation und Regulierung von Wissen, insbesondere in der Kommunikation über Text und Bild und mit Schwerpunkt auf den Beziehungen Italiens mit den osmanischen und persischen Kulturräumen, dargelegt werden. Durch Transkription und Auswertung der bislang nur in kleinen Teilen publizierten Dokumente aus dem exzeptionell gut erhaltenen Verlagsarchiv sowie durch detaillierte Analyse der Entstehung ausgewählter Schlüsselpublikationen (Manuskripterwerb, Editionsarbeit, Illustrierung, Zensur, Druck, Verbreitung und Verkauf) sollen die Prozesse der kulturellen Translation und Transformation der Epoche in den Fokus genommen werden. Ausgehend von der besonderen Bedeutung paratextueller Aspekte werden Übergänge zwischen den gedruckten Texten und Bildern und deren kulturelle Bedingungen in den Blick genommen, wobei erstmals sowohl die auf Arabisch oder Türkisch als auch die auf Lateinisch oder Italienisch gedruckten Bücher der TM berücksichtigt werden, um die Wirkungsabsichten (und die tatsächliche Wirkung) des Verlags in West- und Mitteleuropa und im Osmanischen Reich/Safavidenreich zu differenzieren. Insofern ist beabsichtigt, möglichst viele erhaltene Exemplare der TM-Publikationen aufzuspüren und auszuwerten (Bindungen, handschriftliche Zusätze und Kommentierungen etc.), um Aufschlüsse über deren zeitgenössische Verwendung zu gewinnen. Über die Kritik an dichotomisch angelegten Orientalismus-Okzidentalismus-Konzepten hinaus versteht sich dieses Projekt auch als ein Beitrag zur Methodendiskussion der sich konstituierenden Global History und Global Art History.