Die Entstehung der Würzburger Residenz. Die Architektur
26.04.2024Riesenandrang bei der Präsentation des Buches „Die Entstehung der Würzburger Residenz. Die Architektur“ von Stefan Kummer am 16. März: Der Toscanasaal platzte aus allen Nähten, anschließend wurde in der Gemäldegalerie gefeiert.
27 Jahre lang repräsentierte Professor Stefan Kummer die Würzburger Kunstgeschichte, als Lehrstuhlinhaber, als Museumsvorstand und nicht zuletzt als manchmal unbequemer Mahner in Fragen der Architektur und des Denkmalschutzes. Dass er sein Publikum in den elf Jahren seit seiner Emeritierung nicht verloren hat, konnte am vergangenen Samstag bestaunt werden: Die Massen strömten.
Warum hatte es trotz Kummers Präsenz bislang seitens der Stadt Würzburg nie eine Ehrung für ihn gegeben, fragte Oberbürgermeister Christian Schuchardt in seinem Grußwort. Möglicherweise liege es daran, dass die Kämpfernatur Kummer sich mit früheren Stadtoberhäuptern nicht so gut verstanden habe. Doch nur wo Reibung herrsche, könne auch Grandioses entstehen.
Damit war der Bogen zur Residenz geschlagen, konkret zu dem Ringen zwischen Bauherren und Baukünstlern, Handwerkern und Finanzverwaltung des Hochstifts, das in Kummers Buch en detail zum Leben erweckt wird. Es ist die erste umfassende Publikation zur Planungs- und Baugeschichte des fürstbischöflichen Residenzschlosses seit 101 Jahren; über dreißig Jahre Forschung hat Kummer in sein opus maximum investiert. Jetzt wurde das dreibändige Werk öffentlich präsentiert – und sein Autor mit dem „Tanzenden Schäfer“ der Stadt Würzburg ausgezeichnet.
Das Martin von Wagner Museum übernahm, in Kooperation mit den „Freunden der Würzburger Residenz“, die Organisation des Festakts. Schließlich sollte die Neuerscheinung in dem Gebäude vorgestellt werden, von der sie handelt. Für den anschließenden Empfang lag es nahe, die Pforten der Gemäldegalerie zu öffnen, die Kummer von 1987 bis 2013 geleitet hat.
150 Plätze fasst der Toscanasaal, fast doppelt so viele Personen kamen und mussten wegen Überfüllung teilweise wieder gehen. Für die atmosphärische Einstimmung sorgte der Pianist Michael Günther mit einem italienischen Clavicembalo aus dem 17. Jahrhundert, auf dem er Stücke aus der Erbauungszeit der Residenz darbot.
Dorothea Klein, Würzburger Professorin für Mittlere Germanistik, stellte Gliederung und Schwerpunkte des über 1200-seitigen Buches vor; Professor Georg Satzinger von der Universität Bonn ließ die Jugendzeit des späteren Residenz-Architekten Balthasar Neumann bis 1720 lebendig werden, dem Jahr der Grundsteinlegung. Schließlich kam Dr. Christiane Kummer zu Wort, um einen persönlichen – bisweilen rührenden, aber meistens sehr amüsanten – Blick auf „Stefan Kummer und die Residenz“ zu werfen: „Die Kinder waren aus dem Haus, Balthasar Neumann zog ein.“