Intern
Institut für Kunstgeschichte

Call for Papers “Peter van Lint”

25.03.2022

Am 12. und 13. Oktober 2022 wird im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg eine internationale Tagung zum Künstler Peter van Lint (1609–1690) und dessen in Italien während der 1620er bis 40er Jahre tätigen Zeichner-Kollegen aus den Niederlanden und Deutschland stattfinden. Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Instituts für Kunstgeschichte der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Prof. Dr. Eckhard Leuschner) mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (Prof. Dr. Nils Büttner) und wird von der Wolfgang Ratjen Stiftung, Vaduz, gefördert. Vorschläge für Tagungsbeiträge können bis zum 17. April eingereicht werden.

Das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg bewahrt die kunsthistorisch signifikanten, aber bislang kaum studierten Teile eines Skizzenbuchs, das Peter (Pieter) van Lint während seiner Reise nach Italien und dann vor Ort in Rom von ca. 1630 bis 1639 geführt hat. Neben einem weiteren Skizzenbuch in Paris stellen diese Blätter den größten bekannten Bestand von Werken Peter van Lints auf Papier dar. Mit aufmerksamem Blick für seine Umgebung und hoher zeichnerischer Sicherheit hat van Lint in den Würzburger Skizzen Reisende, Zecher, Wäscherinnen und andere „Leute aus dem Volk“ dargestellt, dazu Tiere, insbesondere Hunde, Schweine und Pferde, und verschiedene Pflanzen. Neben einem vermutlichen Selbstbildnis gibt es außerdem ein Porträt des Bernini-Mitarbeiters Giuseppe Drei und eine Darstellung des vom Künstler „inoffiziell“ beobachteten Kardinals Francesco Barberini.

Die Spontanität seiner Notate, die teils mit der Aufschrift „naer het leven“ (nach dem Leben) versehen sind, unterscheidet van Lints Würzburger Blätter von seinen gleichzeitigen, sorgfältig ausgeführten Studien nach Antiken und Werken Raffaels. Hier stellt sich die Frage nach den Funktionen und Praktiken des Zeichnens bei ihm und seinen niederländischen Kollegen im Italien der Zeit, die umso spannender ist, als die Themenwahl der Gemälde und Fresken van Lints keineswegs mit derjenigen der „Bamboccianten“ oder „Bentvueghels“ übereinstimmt: Im gesicherten malerischen Œuvre herrschen gelehrte Allegorien und religiöse Themen vor, die in van Lints Fresken in der Cappella Cybo-Soderini in Santa Maria del Popolo – ausgeführt im Stil Domenichinos – kulminieren.

Die Tagung soll das Studium eines exemplarischen Falls der Künstlermigration zwischen den südlichen Niederlanden und Italien in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit der Frage nach kulturell bedingten Faktoren der Stil- und Themenwahl von Zeichnern wie Patronage, nationale Netzwerke und Marktmechanismen verbinden. Erwünscht sind Tagungsbeiträge zu van Lint selbst oder zu Zeichnern aus dem niederländischen und deutschen Sprachraum im Italien der 1620er bis 40er Jahre, besonders zu solchen flämischen Künstlern, die eindeutig nicht als Schüler, Werkstattgenossen oder Nachahmer von Peter Paul Rubens zu qualifizieren sind, sondern – wie van Lint als Schüler von Artus Wolffort – dem Kreis der niederländischen „Romanisten“ des späten 16. Jahrhunderts entwuchsen.

 

Text des Call for Papers:

 

https://arthist.net/archive/36212

 

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