Ausstellung „Schatz oder Schrott?“ in Wittenberge eröffnet – JMU-Studiengang „Sammlungen – Provenienz – Kulturelles Erbe“ an Konzeption beteiligt
13.06.2023Im Stadtmuseum Wittenberge (Brandenburg) ist am 4. Juni 2023 die Ausstellung „Schatz oder Schrott – eine Ausstellung in eigener Sache“ feierlich eröffnet worden. Die Reden von Dr. Oliver Hermann (Bürgermeister von Wittenberge), Dr. habil. Susanne Müller-Bechtel (MA-Studiengang „Sammlungen – Provenienz – Kulturelles Erbe“, Julius-Maximilians-Universität Würzburg) und Marcel Steller (Stadtmuseum Wittenberge, Museumsleiter) betonten die Bedeutung des Stadtmuseums als Kultur- und Bildungsort in Wittenberge und dessen Rolle für das gemeinsame Sichtbarmachen städtischer Identität.
Die Ausstellung ist erstes Ergebnis einer Kooperation zwischen dem Stadtmuseum Wittenberge und dem MA-Studiengang „Sammlungen – Provenienz – Kulturelles Erbe“ der JMU. Museumsleiter Marcel Steller war vergangenes Jahr auf die Verantwortlichen im Studiengang zugekommen. Ziel der Kooperation ist es, die wissenschaftlichen Methoden und Ergebnisse im Vermittlungsort Museum an die Bevölkerung zu übermitteln. In einem Seminar, geleitet von Dr. habil. Susanne Müller-Bechtel, diskutierten die Studierenden, wie eine Ausstellung Aussagen zu folgenden Fragen gestalten kann: Wie arbeitet eigentlich ein Stadtmuseum und was geschieht hinter den Kulissen? Warum wird manches gesammelt, aber anderes nicht? Sind alte Dinge Schätze oder Schrott? Zusammen mit dem Museumsleiter entwickelten die Studierenden das Konzept der Ausstellung, die helfen soll, die genannten Fragen zu besprechen und zu beantworten. Denn nur ein geringer Teil einer Museumssammlung ist eindeutig „Schatz oder Schrott“. Das regelmäßige Einschätzen, das Fragen und Urteilen betrifft die Grauzone dazwischen, also einen Großteil der Objekte. Die Ausstellung erklärt wichtige Kriterien (Provenienz, Erhaltungszustand, Erinnerungsanker …), auf denen solche Entscheidungen beruhen, und fordert das Publikum auf, sich für Themen auszusprechen, die zukünftig im Stadtmuseum Wittenberge eine wichtige Rolle spielen sollen. Exemplarisch dürfen von den Besucher:innen fünf Objekte bewertet werden. Zum Ende der Ausstellung werden wir die Empfehlungen auswerten: Welche der Objekte dürfen bleiben, weil sie als kollektive Erinnerungsanker verstanden werden?
Das Ausstellungsprojekt ist ideal für den anwendungsbezogenen MA-Studiengang: Wir arbeiten im Team, direkt mit den Objekten und (teils) direkt vor Ort. Wir sprechen über Sammelstrategien, die Bedeutung von Provenienz für die Wahrnehmung und Vermittlung von Objekten und über die Herausbildung von Kulturellem Erbe. Kolleg:innen aus der Praxis geben nicht nur Einblicke, sondern auch Hinweise zu den Herausforderungen und erklären die Strategien, wie Lösungen entwickelt werden können. Die Studierenden schauen nicht nur über die Schulter, sondern gestalten das Konzept mit und schreiben die Texte. Sie erleben auch den langen Weg vom Feststellen eines Bedarfs über die Entwicklung einer Idee bis zur Organisation der Durchführung und zur finalen Form.
Im laufenden Sommersemester 2023 erhält das Seminar eine Fortsetzung: Aktuell bereiten die Studierenden theoretische Texte vor, die in einer Broschüre zusammen mit Praxisberichten von Kolleg:innen aus den Museen der Region zum Ende der Ausstellung im Januar 2024 vorgestellt werden sollen. Ausstellung und Broschüre geben dem laufenden Themenjahr in Wittenberge wertvollen Input für die Herausforderung, das Museums mit einem zeitgemäßen Sammlungskonzept gut in die Zukunft zu bringen. Die Studierenden machen anwendungsbezogen Erfahrungen im kollaborativen Arbeiten, das den Bildungsort Museum in einen praxisnahen und zugleich universitären Aus-Bildungsort verwandelt.
Kontakt: susanne.mueller-bechtel@uni-wuerzburg.de – steller@kfh-wbge.de