Punktgenaue Analyse
09/24/2011Ausstellung: Im Kitzinger Museum können die Besucher ab Sonntag erfahren, mit welchen modernen Technologien Archäologen im 21. Jahrhundert arbeiten - und welche Erkenntnisse sie am Bullenheimer Berg gewannen.
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGUED RALF DIETER
Kitzingen - Was für die Fachärzte der Computertomograph ist für die Archäologen das Magnetometer. Ein modernes Instrument, mit dem großflächige und dennoch zuverlässige Untersuchungen möglich sind, auf deren Basis dann die Detailarbeit angegangen wird. Am Bullenheimer Berg waren die Archäologen der Universität Würzburg in den letzten Monaten am Werk. Die Untersuchungsergebnisse sind ab Sonntag im Städtischen Museum Kitzingen zu sehen.
Der Bullenheimer Berg übt auf Archäologen eine ganz besondere Faszination aus. In der Ürnenfeldzeit, also vor 3500 bis 2900 Jahren, gab es dort eine Siedlung. „Mit ihren rund 30 Hektar war sie einer der größten in der Gegend", erklärt Frank Falkenstein vom Institut für Altertumswissenschaften an der Uni Würzburg. Was den Bullenheimer Berg so wertvoll macht, ist die Tatsache, dass nach der Spätbronzezeit, also ab etwa 800 vor Christus, keine weitere Bebauung erfolgte. Ein gefundenes Fressen für die Archäologen -aber nicht nur für sie. Grabräuber haben die Metallschätze zum größten Teil geplündert. Der Bullenheimer Berg hat deshalb eine „traurige Bekanntheit" erlangt, wie es der Inhaber des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie ausdrückt. Die Ausstellung im Museum konzentriert sich allerdings auf die modernen Untersuchungsmethoden und ihre Ergebnisse.
Ab dem Jahr 2010 waren die Wissenschaftler und Studenten am Berg. Unterstützt wurden sie von den Mitgliedern des Archäologischen Netzwerks Kitzinger Land, die im Umland nach Fundstücken aus der Vergangenheit suchten. Gab es andere Siedlungen in der Nähe? Gab es Wegeverbindungen? Das wollen die Mitglieder der Arbeitsgruppe des Städtischen Museums, die sich vor fünf Jahren gründete, herausfinden.
Am Berg waren Studenten mit einem Magnetometer unterwegs, liefen die rund 30 Hektar ab. Mit Airborne Laserscanning, GPS gestützten Geländebegehungen, Bohrungen und Sondagen wurde der Berg großflächig unter die Lupe genommen. Mit Hilfe der modernen Technologie ließ sich feststellen, ob noch Metallgegenstände im Untergrund zu finden sind und wie der Wallring aufgebaut war. „Wir konnten beispielsweise eine Lücke von 50 Meter im Wall feststellen", sagt Falkenstein. Ein Hinweis darauf, dass die Siedlung, in der mehrere tausend Menschen wohnten, relativ schnell verlassen wurde. Der Wissenschaftler vermutet, dass klimatische Veränderungen dafür verantwortlich waren. „Auch andere Siedlungen in der Region sind in dieser Zeit verlassen worden." Dank der modernen Technologie ist jetzt auch ersichtlich, dass die 30 Hektar beinahe ganzflächig bewohnt waren.
„Wir konnten eine Menge an Informationen sammeln, ohne in den Boden eingreifen zu müssen", beschreibt Falkenstein den Vorteil der Verfahren. Nachdem der Boden durchleuchtet ist, wissen die Wissenschaftler jetzt, wo sich Grabungen lohnen. „Und die können wir ganz gezielt angehen. " Wie der Facharzt zum Skalpell, werden die Archäologen dann wieder zu herkömmlichen Werkzeug greifen.
Service: Die Ausstellung wird am Sonntag, 25. September, ab 18 Uhr eröffnet und ist bis zum 20. November zu sehen.
aus: DIE KITZINGER, 24./25. September 2011, S. 12.