Urnenfelderzeitliche Höhensiedlung Waizenhofener Espan
Magnetometer-Prospektion auf der urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung Waizenhofener Espan, Lkr. Roth, Mittelfranken
Der Waizenhofener Espan, ein spornartiger Albausläufer zwischen Waizenhofen und Thalmässing (Lkr. Roth, Mittelfranken) trägt eine größere Anzahl vorgeschichtlicher Bodendenkmäler. Dazu gehören ein Grabhügelfeld der Bronze- und Hallstattzeit auf der nach Norden weisenden Hochfläche, eine Abschnittsbefestigung auf der nach Osten gerichteten Spornspitze sowie mehrere ungedeutete, lineare und nicht (mehr?) zusammenhängende Dammstücke dazwischen. Das Befestigungswerk ist durch späturnenfelderzeitliche (Ha B2/3) Scherben, die seit 1968 dort aufgelesen wurden, für das DFG- Projekt „Zentralisierungsprozesse auf der Südlichen Frankenalb“ von Bedeutung. Hinzu kommt, dass in nächster Nähe gleich zwei weitere befestigte Höhensiedlungen, nämlich der Hintere Berg bei Landersdorf und der sog. Burschel auf dem Auer Berg über Untermässing, offenbar in den gleichen Zeitraum gehören. Von besonderem Interesse ist daher einerseits die feinchronologische Stellung der einzelnen Wehranlagen und andererseits ein Vergleich ihrer Größe, Fortifikation, Binnenstruktur usw. Die ca. 2 ha große Spornspitze des Waizenhofener Espan ist von zwei tiefer gelegenen Hangterrassen mit unterschiedlichem Niveau und abweichender Ausdehnung umgeben. Nach der Verteilung der Lesefunde muss zumindest die höher gelegene zum Siedlungsareal gehört haben, während geringe Wallreste darauf hinweisen, dass auch die tiefere einst vollständig in die Fortifikation einbezogen war. Auf der Spornspitze (Abb. 1) finden sich in der denkmaltopographischen Aufnahme mehrere Grabhügel, die sowohl innerhalb und in nächster Nähe auch außerhalb des Walles, aber auch auf ihm selbst verzeichnet sind, sich im Gelände jedoch nicht ohne Weiteres zu erkennen geben. Die erhaltenen Wallreste geben einige Rätsel auf. Etwa in der Mitte überschneiden sich zwei Wallabschnitte, und zwar nicht so, dass daraus eine Torsituation entstehen würde, sondern in der Art, dass die Befestigung geschlossen bleibt und ihr an dieser Stelle sogar ein kurzes Stück Graben vorgelagert zu sein scheint. Ansonsten ist ein Graben nur im Bereich der südlichen Hangkante zu finden. Auch eine Torsituation zeichnet sich nirgends ab, doch dürfte dies hauptsächlich daran liegen, dass der Wall gerade an der nördlichen Hangkante, wo eine solche am ehesten zu erwarten wäre, aufgrund von Steinbrüchen bereits geschleift ist. Zahlreiche Steine im stark verflachten Wall sind grau oder rot durchglüht und belegen damit die Feuerzerstörung der Befestigung, ohne dass dieses Ereignis jedoch datiert werden könnte. Die Nutzung in der Urnenfelderzeit beschränkt sich aber scheinbar auf deren Endphase und ist allem Anschein nach auch nur von kurzer Dauer, da der Fundniederschlag nicht gerade als intensiv bezeichnet werden kann.
Den geplanten Ausgrabungen ging eine geophysikalische Prospektion voraus, die sich auf den oberen Sporn beschränken musste, da auf der mittleren Terrasse zwei größere, unlängst errichtete Kunstwerke aus Eisen und auf der unteren die Bewaldung die Messungen beeinträchtigt hätten. Der Sporn war aber zunächst auch von größerem Interesse, da dort im Falle der Verifizierung der Überschneidung mit einem Grabhügel gute Aussichten zur Datierung der Befestigung durch eine Ausgrabung bestehen würden. Im Frühjahr 2008 wurden daher von einem fünfköpfigen Würzburger Team an zwei Tagen rund 2,5 ha (bei einer Messauflösung von 1 x 0,125 m) prospektiert und damit der Großteil der Spornfläche erfasst. Leider zeigte sich das geomagnetische Bild (Abb. 1) einerseits weitgehend durch mittelalter-/frühneuzeitliche und moderne Wegtrassen gestört, während sich andererseits keine verlässlich als vorgeschichtliche Siedlungsbefunde zu interpretierenden Anomalien abzeichneten. Dies braucht allerdings nicht zu verwundern, da es sich bei der Untersuchung anderer Höhensiedlungen auf dem Jura gezeigt hatte, dass erst mit dem Aufkommen des Eisens Gruben und Pfostengruben in nennenswerter Zahl in den Fels eingetieft worden waren. Die Befestigungsanlagen im Westen des Sporns sind dagegen im Magnetogramm gut erkennbar. Der Wall selbst zeichnet sich als überwiegend leicht positive, in Teilen aber auch negative Anomalie ab – letzteres ist aufgrund des zum Bau verwendeten Kalksteins zu erwarten, die positive Magnetisierung ist dagegen eine Folge der sekundären Brandeinwirkung.
Die Überschneidung eines Grabhügels mit dem Wall ließ sich nicht bestätigen. Um die Befunde im Magnetogramm besser deuten zu können, wurde ein Grabhügel im westlich des Sporns gelegenen Gräberfeld als Referenzobjekt untersucht. Hierzu wurde eine separate Prospektionsfläche von 20x20 m gezielt auf einen an der Geländeoberfläche gut sichtbaren Hügel platziert. Deutlich ist eine ringförmige Struktur mit einer negativen inneren und einer positiven äußeren Anomalie erkennbar (Abb. 2, gelb). Die negative spricht für eine Begrenzung des Hügels mit einer Steinsetzung, während die äußere positive vermutlich durch vom Hügel herab verlagertes Erdmaterial bedingt ist. Eine schwächere Linie (Abb. 2, blau), die vor allem im Osten zu erkennen ist, könnte auf eine jüngere Belegungsphase zurückzuführen sein. Denkbar erscheint, dass in der Hallstattzeit ein älterer bronzezeitlicher Hügel erweitert wurde.
Vergleichbare Strukturen sind weder im Wallbereich noch bei den angeblichen anderen Grabhügeln im Bereich der Befestigung zu erkennen. Die starke positive, von einem negativen Kranz umgebene Anomalie im Zentrum des verbreiterten Wallbereichs (Abb. 3, blau) entstand lediglich durch eine an der rezenten Oberfläche sichtbare, mit Bodenmaterial aufsedimentierte Senke. Allem Anschein nach handelt es sich bei der fraglichen Stelle im Verlauf der Befestigung daher keineswegs um einen Grabhügel, sondern um Erdaushub, der in Zusammenhang mit der merkwürdigen Walldopplung steht. Im südlichen Teilbereich der Befestigung konnte eine weitere, etwa 4–8 m östlich, d. h. innerhalb der Wallanlage parallel verlaufende Struktur festgestellt werden, die an der Geländeoberfläche nicht zu erkennen ist (Abb. 3, gelb). Sie scheint, wie der außen vorgelagerte, ebenfalls im verbreiterten mittleren Bereich vom Hauptwall abzuzweigen. Die Verdopplung oder sogar Verdreifachung des Walls im südlichen Bereich kann letztlich auch durch die magnetischen Messungen nicht erklärt werden. Interessant ist, dass kein vorgelagerter Befestigungsgraben festgestellt werden konnte. Falls es sich also um ein mehrphasiges Befestigungswerk handelt, wurde sein letztes Ausbaustadium niemals vollendet – dies einerseits mit der letzten nachweisbaren Nutzungsphase in der ausgehenden Urnenfelderzeit und andererseits mit den schon erwähnten Hinweisen auf eine Brandzerstörung in Zusammenhang zu bringen, muss jedoch trotz einiger Wahrscheinlichkeit Spekulation bleiben.
Außer der Befestigungsanlage waren zwischen den das Bild dominierenden Wegtrassen nur wenige Merkmale auszumachen. Relativ deutlich ist ein westwärts geschwungener Bogen (Abb. 1, gelb), der vom Nordrand des Sporns ausgehend über eine Distanz von ca. 70 m nach Süden hin verläuft, um sich etwa in der Mitte der Prospektionsfläche zu verlieren. Die Topographie des Sporns legt es nahe, hier eine weitere, bislang unbekannte Befestigungsanlage anzunehmen, deren Zeitstellung allerdings im Dunkeln bleibt. Eine sich annähernd parallel von Nordwesten nach Südosten über die gesamte Prospektionsfläche ziehende, leicht unregelmäßige Linie (Abb. 1, blau) konnte bei Überprüfung im Gelände mit einer zumindest im nördlichen Bereich auch oberflächlich identifizierbaren leichten Erhöhung in Zusammenhang gebracht werden; einer Deutung entzieht sie sich aber weitgehend.
Für anfängliche Verwirrung sorgten kreisrunde, teils nur wenige Meter, teils über 20 m durchmessende Gebilde, die zunächst vor allem unmittelbar westlich des verdoppelten Wallabschnitts auffielen, bei genauerer Betrachtung aber auch an zahlreichen anderen Stellen inner- und außerhalb der Befestigung identifiziert werden konnten (Abb. 3, grün). Oft sind dabei mehrfache Überlagerungen oder konzentrische Abfolgen zu beobachten. Durch Überprüfung im Gelände konnte schnell festgestellt werden, dass es sich hier mitnichten um archäologische Befunde handelte. Verantwortlich für die merkwürdigen Kreise sind vielmehr Pilze der Art Getäfelter Großstäubling (Calvatia utriformis), landläufig bekannt als Hasenbovist. Die Pilze bilden ihre Fruchtkörper auf einem schmalen Ring aus, der sich als „Hexenkreis“ im Grasbewuchs abzeichnet und allem Anschein nach auch Auswirkungen auf die Magnetik hat.
Text: Markus Schußmann & Thomas Link
Literatur:
A. Berger, Die Bronzezeit in Ober- und Mittelfranken. Materialh. Bayer. Vorgesch. A52 (Kallmünz/Opf. 1984) 136 f.
M. Hoppe, Die Grabfunde der Hallstattzeit in Mittelfranken. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 55 (Kallmünz/Opf. 1986) 169.
J. P. Zeitler, Ein Grabhügel der Hügelgräberbronzezeit bei Waizenhofen, Gde. Thalmässing, Lkr. Roth. Natur u. Mensch. Jahresmitt. Naturhist. Ges. Nürnberg 1980, 119 ff.
Kooperationspartner:
Dr. Markus Schußmann
Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin
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Ansprechpartner:
Dr. des. Thomas Link
Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
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Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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