Feudvar bei Mošorin. Ausgrabungen und Forschungen in einer Mikroregion am Zusammenfluss von Donau und Theiß, Vojvodina, Serbien 1986-1993
Das in der historischen Landschaft Vojvodina (Serbien) gelegene Mündungsgebiet der Theiß in die Donau umfasst fruchtbare Lößebenen und ein gemäßigt kontinentales Klima, wildreiche Talauen und fischreiche Gewässer sowie hervorragende Verkehrsverbindungen entlang der Flussläufe. Diese Naturausstattung machte die Mikroregion zu einem ausgesprochenen Gunstraum für die Besiedlung in prähistorischen Zeiten.
Das 82 km2 große Lößplateau von Titel mit seinen angrenzenden Hoch- und Niederterrassen erhebt sich um bis zu 40 m wie ein Riegel im Mündungswinkel von Theiß und Donau und verbindet so die Uferlandschaften von Bačka und Banat. Auf dem steil zur Theißaue abfallenden Nordrand des Titeler Plateaus liegt die mehrschichtige bronze- und eisenzeitliche Ansiedlung „Feudvar“ beim Dorf Mošorin, Gem. Titel. Der Siedungshügel mit bis zu 3,5 m mächtigen Kulturablagerungen, eingeebneten Befestigungsgräben, einem Wall und Torbereich überragt um etwa 5 m die durch Kuppen und Muldentäler geprägte Hochebene.
Forschungsgeschichte
Erste Ausgrabungen in Feudvar und auf anderen Fundplätzen des Titeler Plateaus fanden 1951-1952 und 1960 statt. Großflächige Feldbegehungen im Theißmündungswinkel 1965 und 1969 ließen bereits eine reiche prähistorische Fundlandschaft zu Tage treten.
Mit dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten deutsch-jugoslawischen Forschungsprojekt Feudvar, geleitet von Bernhard Hänsel (Freie Universität Berlin) und Predrag Medović (Vojvodjanski Muzej Novi Sad), wurde in den 1980er und frühen 1990er Jahren ein neues Kapitel der archäologischen Erforschung des Theißmündungsgebietes aufgeschlagen. In vier Grabungskampagnen (1986, 1987, 1988, 1990) wurden auf dem Siedlungshügel von Feudvar vier parallele Grabungsschnitte von 10 m Breite und einer Länge zwischen 40 und 72 m geöffnet. Auf 1.900 m2 Ausgrabungsfläche gelang es, Siedlungsstrukturen der früh- bis mittelbronzezeitlichen Vatin-Kultur sowie der früheisenzeitlichen Bosut-Gruppe in repräsentativem Umfang zu untersuchen. Dabei konnte eine Abfolge frühbronzezeitlicher Bebauungsphasen bis in Tiefen von 2,50 m bzw. 1,80 m erfasst werden.
Daneben fanden in den Jahren 1988 bis 1991 umfangreiche Feldbegehungen, Siedlungsprospektionen und einige Sondierungsgrabungen auf dem Tieler Plateau und seinem Umfeld statt, die das Ziel hatten, die abgeschlossene Siedlungslandschaft inmitten des Theißmündungsgebiets archäologisch zu erschließen.
Mit Ausbruch des Jugoslawienkrieges mussten die Forschungen vor Ort jedoch im Jahre 1991 eingestellt werden und fanden bis heute keine Fortsetzung.
Die umfangreiche Dokumentation zu den Feldforschungen von 1986 bis 1991 wird vom Würzburger Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie archiviert und weiter bearbeitet.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Frank Falkenstein
Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
Institut für Altertumswissenschaften
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Residenzplatz 2, Tor A
97070 Würzburg
frank.falkenstein@uni-wuerzburg.de
Bibliographie zu Feudvar
Monographien und Sammelwerke
Roeder, M., Feudvar in der Eisenzeit. Studien zu einem Siedlungszentrum im Theißmündungsgebiet (Freie Universität Berlin 1995).
Kroll, H.J. / K. Reed, Die Archäobotanik. F. Falkenstein (Hrsg.), Feudvar Ausgrabungen und Forschungen in einer Mikroregion am Zusammenfluss von Donau und Theiß III. Würzburger Studien zur Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie 1 (Würzburg 2016).
Medović, P., Stubarlija. Nekropola naselja Feudvar kod Mošorina (Bačka). Muzej Vojvodine (Novi Sad) Posebna izdanja 20 (Novi Sad 2007).
Einzelbeiträge
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