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MUS-IC-ON

Spurensuche (1)

Die Suche nach der Musik der Vergangenheit beginnt mit ihren Hinterlassenschaften. Bilder, Figuren und Schriftwerke enthalten Hinweise darauf, wo, wann, warum und auf welche Art und Weise Musik erklang. Die Erforschung antiker Musikwelten gestaltet sich daher als eine Spurensuche.

Beispielhaft sind an der rechten Flurwand verschiedene Objekte und Fundstücke ausgestellt, die Rätsel aufgeben und gleichzeitig die Herausforderungen beim Verständnis der antiken Musikzeugnisse aufzeigen.

Aber auch der Blick auf die jüngere Musikgeschichte, der eigenen und benachbarter Kulturen ist wichtiger Bestandteil der Spurensuche nach den Klängen der Antike. An der linken Flurwand ist beispielhaft das Weiterleben antiker Klangwerkzeuge bis in unsere moderne Zeit dokumentiert.

Rollsiegel aus Elam

Mit einer größeren Fläche als Stempelsiegel ist das Rollsiegel ein wichtiges Bild-und Textmedium. Seit dem späten 4. Jahrtausend v. Chr. ist es im gesamten vorderorientalischen Raum bis zum Iran verbreitet. Im Zentrum ist hier eine wasserspendende Gottheit zu sehen, die auf ihrem drachenartigen Symboltier thront. Im oberen Register ist ein krummbeiniger Lautenist abgebildet, der angesichts der ihn umgebenden Fische, wohl der Gottheit zugeordnet ist.
Susa (Iran), 15. Jh. v. Chr.
Archäologisches Museum der Universität Münster, 3638

Terrakottafigur aus Babylon (3D-Rekonstruktion und Abguss)

Aus allen antiken Kulturen sind unzählige und vielgestaltige Terrakottafiguren, häufig in fragmentarischem Zustand auf uns gekommen. Sie wurden aus Modeln geformt und konnten somit vervielfältigt werden. Die Figur spielt eine Harfe, die in Vorderansicht abgebildet wird, weshalb nicht das ganze Instrument sichtbar wird.
Babylon (Irak), 300–400 n. Chr.
© Staatliche Museen zu Berlin – Vorderasiatisches Museum, VA Bab 654

Eingewebte Musiker

Kleidung wurde bereits in der Antike als ein Statussymbol angesehen. In dem Purpurstreifen einer Tunika koptischer Zeit hält die linke Figur je zwei löffelförmige Gegenstände in der Hand. Dabei handelt es sich um Klappern, wie sie im spätantiken Ägypten in Gebrauch waren.
Panopolis (Ägypten), 5.–6. Jh. n. Chr.
Martin von Wagner Museum, H389

Ein Instrument – Verschiedene Spielweisen

Die griechischen Vasenbilder stellen als zentrales Bildmedium für die Kultur Athens auch aus musikgeschichtlicher Perspektive eine unerschöpfliche Quelle dar. Auch auf kleinen Fragmenten lassen sich noch Details zur unterschiedlichen Spielweise der Doppelschalmei erkennen.

Attika (Griechenland), um 510 v. Chr.
Martin von Wagner Museum, K2028;
München, Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek,
NI 8952;

Klingende Münzen

Neben ihrem klangvollen Eigenwert bewahren Münzen als Bildträger musikalische Themen. Insbesondere ein Instrument, die griechische Kithara, wird auf diesen Münzen in ihren baulichen Details wiedergegeben.

Kolophon (2x), Makedonien (Griechenland) 330–300; 389–350; 430–427 v. Chr.
Martin von Wagner Museum, H6659, H6660, H6540

Ägyptische Malerei

Farbige Malereien haben sich vermehrt aus dem ägyptischen und griechisch-römischen Raum erhalten. Auf dem Fragment einer Mumienkartonage ist eine kniende Frau abgebildet, die eine Doppelschalmei spielt. Beachtenswert sind die ungewöhnlichen trichterförmigen Ausläufe des Instruments sowie die unübliche, überkreuzende Position ihrer Arme. All dies sind Indizien, dass es sich hier um eine Fälschung handeln könnte.

Ägypten (?), um 300 v. Chr. (?)
Martin von Wagner Museum, K3298

Kleine Bilder – große Musiker?

Im kleinen Format der antiken Glyptik treten gerne rätselhafte Protagonisten auf. Neben der tanzenden Muse können wir den hängenden Satyrn Marsyas erkennen, vor ihm scheinen die Auloi im Boden zu stecken. Er hatte als Aulet den Wettstreit gegen den Kitharöden Apoll verloren, weshalb ihm zur Strafe die Haut abgezogen wird. Unbenannt bleiben müssen hingegen die beiden musizierenden Auleten.

Herkunft unbekannt, 2. Jh. v. Chr. – 2. Jh. n. Chr.
Martin von Wagner Museum (3x), G387; G606; G79
Privatsammlung Carina Weiß (Würzburg)

Ein musikalisches Urteil

Hermes geleitet die Göttinnen Aphrodite und Athena zu dem trojanischen Prinzen Paris, der die schönste Göttin auswählen soll. Die prominente Leier zwischen den beiden Männern kann als Hinweis auf die Verkündung des Schiedsspruchs zu verstehen sein. Paris wird einen Hymnus an Aphrodite anstimmen und sie damit zur Siegerin küren.

Böotien, Ende 6. Jh. v. Chr.
Martin von Wagner Museum, L466

Grabkegel einer Priesterin und Musikerin

Schriftwerke informieren über die genauen Hintergründe von Musik. Dieser Grabkegel erinnert an Schep-en-mut, der Sängerin des Amun und Priesterin der Hathor in Theben. Ihre Aufgaben im Kult werden in der ägyptischen Schriftaußerdem über die sogenannten ‚Deutzeichen‘ – den Determinativen – wiedergegeben: 'Sistrum spielen' und 'Tanzen'.

Theben (Ägypten), 1000–550 v. Chr.
Martin von Wagner Museum, K750

Piktographische Schriftzeichen (3D-Reproduktion)

Die frühesten Schriftzeichen aus Mesopotamien wurden aus vereinfachten Bildern (Piktogrammen) entwickelt. Diese Tafel dokumentiert eine Ausgabe von unterschiedlichen Getreidemengen. Das Bild der Harfe meint dabei nicht das
Instrument, sondern seinen Spieler – den Harfenisten – der hier drei Einheiten (ca. 72 Liter) erhält.

Uruk (Irak), um 3000 v. Chr.
© Staatliche Museen zu Berlin – Vorderasiatisches Museum, VAT 15061

Audioguide: Klangwerkzeug oder nicht?

Knochen mit Löchern = Flöte?

Bei dem fragmentierten Oberschenkelknochen eines Höhlenbären könnte es sich um eine der ältesten Flöten handeln. Allerdings wird ebenso diskutiert, ob die runden Löcher nicht die Folge von Bissspuren einer Hyäne sind.

Divje Baba Höhle (Slowenien), 58.000–48.000 v. Chr.
Ljubljana, National Museum of Slovenia, D. b. 625
Replikat: Deutsches Archäologisches Institut; Orient-Abteilung (Berlin);
EMAP: Archaeomusica with the Support of the Culture Programme of the EU

Lituus (Original und Rekonstruktion)

Das längliche Blasinstrument mit dem gekrümmten Schalltrichter wurde lange Zeit als antiker Lituus angesehen, der im Bereich des Kastells auf der Saalburg gefunden und entsprechend nachgebaut wurde. Mittlerweile ist aber gesichert, dass es sich um ein mittelalterliches oder neuzeitliches Instrument handelt.

Saalburg (Deutschland)
Saalburg, Saalburgmuseum A1040

Koptische Klappern

Kein Ess-Utensil, sondern die Hälfte einer dickbauchigen Gefäßklapper aus Kirschbaumholz liegt mit diesem Objekt vor. Solche Idiophone (griechisch Krotala) wurden vermehrt beim Tanz gespielt.

Ägypten, 5.–6. Jh. n. Chr.
Martin von Wagner Museum, Würzburg, K1305

Das Menit

Zwischen den Schulterblättern positioniert, sorge dieses Gegengewicht zu einem Menit, einem Schmuckstück, für den richtigen Sitz der Halskette. Bei religiösen Festen wurde das Menit in Händen gehalten und geschüttelt. Es wurde somit zu einem bedeutenden kultischen Klanginstrument – einer Rassel – und zugleich zu einem Göttersymbol.

Ägypten, ca. 664–332 v. Chr.
Martin von Wagner Museum, K1546

Pfeifenfüße (Original und Rekonstruktion)

Die unscheinbaren Fragmente wurden erst vor kurzem im Museumsdepot entdeckt. Sie waren als Pfeifenfüße einst Teil einer römischen Orgelpfeife, die hier rekonstruiert ist. In Ihren Ausmaßen entsprechen sie den Pfeifen der Orgel von Aquincum.

Saalburg (Deutschland), nachantik
Saalburgmuseum, A1040

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