Grabkegel
Der Grabkegel der Schep-en-mut – Sängerin des Amun und Priesterin der Hathor in Theben
Altägyptische Grabkegel sind vergleichbar mit modernen Grabsteinen. An den Fassaden der Gräber angebracht informieren sie den Passanten über den an dieser Stelle Bestatteten, indem sie dessen Namen, Titel und häufig noch dessen Abstammung nennen und so eine eindeutige Identifizierung weit über den Tod hinaus ermöglichen. Im Falle der Schep-en-mut, deren Grabkegel hier präsentiert wird, erfolgte die Identifizierung über den Namen und den Titel des Ehemannes sowie die ihrer beiden Söhne:
Die Ehefrau des Dritten Amun-Priesters Pa-di-Amun-neb-nesut-tawi, gerechtfertigt, Schep-en-mut; (ihre) zwei Söhne sind der Amun-Priester, Vorlesepriester und Schreiber des Gottesbuches Ben-iu-u-tehi-Hor und der Amun-Priester Hor-em-chet.
Vor allem der Titel ihres Mannes war so bedeutend, dass Schep-en-mut diese Identifizierung einer allein auf ihre Person weisende vorgezogen hatte. Dabei führte sie selber, anders als die mei-sten anderen ägyptischen Frauen ihrer Zeit, eigene Titel, wie wir der Inschrift auf einer Gruppenstatue (Paris Louvre A.117) entnehmen können. Schep-en-mut war Priesterin der Göttin Hathor und Musikerin des Gottes Amun.
Die gängigen Titel der Musikerinnen lauteten Schemait, Hesit und Ihit. Schep-en-mut war eine Ihit, was dem üblichen Musikerinnentitel ihrer Zeit (Mitte des 7. Jh. v. Chr.) entspricht. Zeitgenössische Darstellungen der Ihit in Ausübung ihrer Tätigkeit gibt es ebenso wenig wie Texte, die über die Tätigkeit der Titelträgerinnen Auskunft geben könnten. Anhand des für die Titel in der Regel verwendeten Determinativs, also dem Deutzeichen, das eine Sistrumspielerin abbildet, kann allerdings geschlossen werden, dass es sich bei den Schemait, Hesit und Ihit um Sängerinnen handelte, die sich selbst mit einfachen Instrumenten wie Sistrum und Menit begleiteten. Daneben gehörte das Tanzen zu den Tätigkeiten einer Musikerin wie ein anderes Determinativ auf einem Fragment aus dem Tempel von Karnak (Luxor) zeigt. Die meisten Musikerinnen aus dem südägyptischen Theben standen im Dienst des Hauptgottes Amun und seiner Gattin Mut. Der Einsatz Schep-en-muts als Offiziantin im Kult für Amun erfolgte nicht ganzjährig. Ihr Titel ist mit einer sogenannten Phylenangabe versehen, das heißt sie war nur drei Monate im Jahr tätig.
Schep-en-muts zweiter Titel, der einer Hathorpriesterin, bringt sie neben dem Sistrumspiel, Gesang und Tanz zu Ehren der Göttin wohl auch mit den traditionell von ägyptischen Priestern ausgeübten Tätigkeiten wie Opfern, Libieren und Rezitieren in Verbindung.
Carola Koch