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Professur für Museologie

Studium

Museologie / Museumswissenschaft in Würzburg

Warum sammeln Menschen Gegenstände? Wie werden diese Objekte in Museen bewahrt, erforscht und öffentlich ausgestellt? Was sagen sie über die jeweilige Gesellschaft aus, wie sind sie entstanden, verbreitet und genutzt worden? Wie gestaltet man Ausstellungen mit Anspruch und Spannung für unterschiedliche Besuchergruppen? Und wie prägen die in Museen arrangierten Geschichts-Bilder unser kollektives Gedächtnis? 

Einrichtung und Etablierung 

Obige Fragen beantwortet die Professur für Museologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Sie nahm im Wintersemester 2010/11 ihren Lehrbetrieb auf und wurde im Sommersemester 2010/11 als erste Professur im Fach Museologie an einer deutschen Universität” (Arbeitsstelle Kleine Fächereingerichtet. Der Impuls zur Gründung des Fachs geht auf die sog. Ausbauplanung zurück, in deren Rahmen die bayerischen Universitäten neue Studienplätze aufgrund steigender Studierendenzahlen einrichten konnten (G8, Abschaffung der Wehrpflicht). Inzwischen ist das Fach Museologie/Museumswissenschaft in Würzburg als Universitätsdisziplin im Rahmen eines eigenständigen Instituts akademisch etabliert.

Universitäres und museales Umfeld

Für den Standort Würzburg spricht neben der reichhaltigen Museumslandschaft in Stadt und Region (vgl. Überblicksartikel), dass die hiesige Universität selbst mehrere Museen betreibt sowie verschiedene naturkundliche, kultur- und technikgeschichtliche Sammlungen unterhält . Neben dem bekannten „Martin von Wagner-Museum” (1837), einem der größten Universitätsmuseen Europas mit Gemäldegalerie, Ägyptischer, Antiken-, Grafik- und Münz-Sammlung sind der „Botanische Garten” (ab 1696, seit 1960 in seiner jetzigen Form), das „Mineralogische Museum” (1978) sowie die ständige „Ausstellung zur Geschichte der Psychologie” (2009) zu nennen. Hinzu kommt die starke Präsenz von traditionell museumsnahen Disziplinen, z. B. Ägyptologie, Altorientalistik, Europäische Ethnologie/Volkskunde, Geschichte, Klassische Philologie, Klassische Archäologie, Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Pädagogik, Vor- und frühgeschichtliche Archäologie. Dieses universitäre und museale Umfeld bereichert das Spektrum unserer Studiengänge.

Studienprofil

Im Gegensatz zu Studiengängen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (auch University of Applied Sciences, früher: Fachhochschulen) studiert man Museologie und Museumswissenschaft an der traditionsreichen Voll-Universität Würzburg immer in einer Zwei-Fach-Kombination: Das museologische Studium wird also stets durch das gleichzeitige Studium einer museumsrelevanten Disziplin inhaltlich wie methodisch ergänzt, vertieft und erweitert. Damit erwerben die Studierenden zusätzlich Kompetenzen in einem traditionellen Museumsfach (Quellenwissenschaft) und setzen sich aus dessen Fachperspektive mit Gegenständen und Themen auseinander, die in Museen und Heritage Sites eine wichtige Rolle spielen. Oftmals weist die Wahl des zweiten Fachs schon den Weg in die Museumsgattung, in der man später arbeiten wird.

Anders als bei museologischen Zertifikatskursen an Akademien oder MA-Studienangeboten an anderen deutschen Universitäten, die erst nach einem inhaltlich anders gearteten Bachelor-Studium erfolgen, bietet die Würzburger Museologie eine aufeinander aufbauende, mehrstufige Ausbildung: Sie beginnt mit dem grundständigen Bachelor-Studiengang, an den sich einer der drei konsekutiven Master-Studiengänge anschließen kann, und bietet überdies noch die Möglichkeit zur museumswissenschaftlichen Promotion. Damit umfasst sie alle universitären Qualifikationsstufen

Leitbild

Wir verstehen Museologie als eigenständige Disziplin im Sinne einer fächerübergreifenden modernen Kulturwissenschaft und akademischen Grundlage für die Museumsarbeit und die Museumsforschung. Den gesteigerten Anforderungen an eine innovative Museumsarbeit entsprechend, werden in Würzburg neben den klassischen Feldern der Museumsarbeit (Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln, Ausstellen) auch übergeordnete theoretische Perspektiven sowie zukunftsweisende Aspekte gelehrt. Bei alldem werden theoretisch-analytische Kompetenzen ebenso vermittelt wie museumspraktische Fertigkeiten, um optimal für die Museumsforschung und die verschiedenen Felder der Museumsarbeit zu qualifizieren. Charakteristisch ist hierbei die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Museen und anderen Kultureinrichtungen auf allen Ausbildungsebenen sowie ein intensiver Austausch in allen Praxisfeldern. Dabei setzt die Würzburger Museologie auf diskursfördernde und inhaltlich aufeinander aufbauende Präsenzveranstaltungen in Kombination mit praxisbezogenem/forschendem Lernen, die den Service Learning-Gedanken mit den sozialen Aspekten der Face-to-Face-Kommunikation verknüpfen. 

Ein weiteres Anliegen ist es, die Studierenden frühzeitig an aktuelle Forschungen, Debatten und internationale Entwicklungen heranzuführen. Hierfür hat die Würzburger Museologie im Hinblick auf Auslandssemester/-praktika und Gastdozenturen mehrere internationale Partnerschaften aufgebaut. Eigene Tagungen und Veranstaltungen mit wechselnden Kooperationspartnern, Forschungs- und Drittmittelprojekte sowie zwei Schriftenreihen prägen das Forschungsprofil der Würzburger Museologie.

Kompetenzen 

Im Verlauf ihres Studiums der Museologie bzw. Museumswissenschaft an der Universität Würzburg erarbeiten sich unsere Studierenden durch die enge Verbindung von akademischer Lehre und praktischer Museumsarbeit fundierte Kompetenzen, kulturgeschichtliche, künstlerische, technische und naturwissenschaftliche Objekte zu sammeln, zu bewahren, zu deuten, auszustellen und zu vermitteln. Die Praxisnähe und das Zwei-Fach-Studium versetzen sie in die Lage, museale Standards, zeitgemäße Anforderungen des Kulturbetriebs und wissenschaftlich erarbeitete Inhalte im komplexen Museumsalltag kreativ und lösungsorientiert umzusetzen, damit Museumsdinge ihr gesellschaftliches Potenzial als kulturelles Erbe entfalten können. Neben der Museumsarbeit qualifiziert das Studium ebenso für die Museumsforschung.

Karrieremöglichkeiten

Die beruflichen Perspektiven unserer Absolvent*innen (vgl. Berichte von Alumni) zielen – je nach Abschluss (BA, MA, PhD) – auf eine qualifizierte Tätigkeit bzw. wissenschaftliche Karriere im Museums- und Ausstellungssektor, in vergleichbaren Kultureinrichtungen (Ausstellungshäuser, Galerien, Gedenkstätten, Heritage Sites etc.) oder in öffentlichen Museumsberatungsstellen ab. Ergänzend kommen eine freiberufliche Tätigkeit in der privatwirtschaftlichen Museumsberatung, in Ausstellungs- und Mediengestaltung, aber auch eine Laufbahn im Bereich der akademischen Museumsausbildung und Museumsforschung in Betracht. Je nach gewählter Fächerkombination und Schwerpunktsetzung befähigt das Studium überdies für Tätigkeiten, bei denen es um die reflektierte Präsentation und das Management kultureller Dienstleistungen geht oder bei denen Kommunikations- und Informationskompetenzen gefragt sind, wie etwa in der Bildungsarbeit, im Mediensektor oder in der Freizeit- und Tourismusindustrie.