Forschungsprofil
1. Forschungsansatz
Ausgehend von dem Werk praktiziere ich in meiner Forschung unter Berücksichtigung einer historischen Perspektive den Anschluss der Werke/Objekte an aktuelle Forschungsfragen: Produktions- und Rezeptionspraktiken, Mechanismen kultureller Prägung, Objektbiographien, epistemische Prozesse und deren Notationsverfahren, Verfahren der künstlerisch-wissenschaftlichen Wissensaneignung und -generierung. Interdisziplinäre Impulse aus Wissenschaftsgeschichte und -theorie sowie aus kultur-, bild- und objektwissenschaftlichen Fragestellungen erweitern das methodische Portfolio der klassischen Kunstgeschichte und erlauben polyfokale Einschätzungen der Werke. Geisteswissenschaftliche Forschung stellt mich vor die Aufgabe, vergangene Wissenskulturen mit ihren Relikten durch differenzierte Kontextualisierungen – sowohl in ihrem historisch ursprünglichen Zusammenhang als auch in heute denkbare Spielräume versetzt – lesbar und verständlich zu machen.
2. Forschungsprojekte
- Die Kopie nach Raffaels »Heiliger Familie für Franz I.« im CICS
Köln, TH, Cologne Institute of Conservation Science
10/2021 – 03/2022: Werkvertrag zur Vorbereitung eines Projektantrags,
angesiedelt bei Prof. Dr. Susanne Wegmann
- Friedrich Christian von Sachsen (1722–1763): Thronfolger und Förderer der Künste
Tagung (2021) an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Publikation der Tagungsakten in Vorbereitung
In Kooperation mit der Strukturbezogenen Kommission »Kunstgeschichte Mitteldeutschlands« an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und dem Institut für Kunst- und Musikwissenschaft, TU Dresden.
Förderung durch die DFG, Mittelabruf: Sächsische Akademie der Wissenschaften.
- Nichts Neues schaffen: Perspektiven auf die treue Kopie 1300–1900 (abgeschlossen)
Tagung (2014) mit Publikation der Tagungsakten (2018)
in Kooperation mit Antonia Putzger und Marion Heisterberg
Förderung durch die VolkswagenStiftung, Mittelabruf: Prof. Dr. Magdalena Bushart, TU Berlin
Publikation: Antonia Putzger, Marion Heisterberg, Susanne Müller-Bechtel (Hg.): Nichts Neues schaffen. Perspektiven auf die treue Kopie 1300–1900. Berlin 2018.
- Die akademische Aktstudie 1650–1850 (abgeschlossen)
TU Dresden
Habilitation 2015
Förderungen: Forschungsaufenthalt als scientist in residence in Salzburg (2009, 2 Monate), Einladung der Stadt Salzburg/Reisestipendium der Landeshauptstadt Dresden; Kurzzeitstipendium an der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom (2011–2012, 4 Monate); Habil.-Stipendium im Maria-Reiche-Förderprogramm der TU Dresden (2012 – 2013, 18 Monate), Mentee im Mentoring-Programm der TU Dresden.
Publikation: Von allen Seiten anders. Die akademische Aktstudie 1650–1850. Berlin 2018.
Gefördert durch einen Druckkostenzuschuss der VG Wort Förderungsfonds Wissenschaft.
- Kunstwissenschaftliche Zeichnung am Beispiel Giovanni Battista Cavalcaselle (abgeschlossen)
Ludwig-Maximilians-Universität München
Promotion 2006
Förderung: Promotionsstipendien Deutsches Studienzentrum in Venedig, e.V. (6 Monate) und Evangelisches Studienwerk Villigst, e.V. (30 Monate), September 2000 – August 2003.
Publikation: Die Zeichnung als Forschungsinstrument – Giovanni Battista Cavalcaselle (1819-1897) und seine Zeichnungen zur Wandmalerei in Italien vor 1550, München Berlin 2009.
Gefördert durch einen Druckkostenzuschuss der VG Wort Förderungsfonds Wissenschaft.
3. Internationale Projektbeteiligung
Beteiligung am Projekt / Proyecto de investigación: «El artista en el ámbito académico madrileño (1759-1833): su formación, producción artística y clientela», ref. PGC2018-094432-B-I00. Entidades: Ministerio de Ciencia, Innovación y Universidades I+D+i – AEI – FEDER – EU Generación de conocimiento, Convocatoria RETOS Investigación I + D + i. IP: Dra. Mª Teresa Cruz Yábar. 2019-2022.
Beteiligung am Projekt PR75/18-21638: «El artista en el ámbito académico madrileño (1759-1808). Su formación, producción artística y clientela», María Teresa Cruz Yábar, Madrid, Universidad Complutense (Nov. 2018 – Nov. 2019)
4. Forschungsschwerpunkte: Themen und Methoden
- Zeichnen als Grundlage von Denken und Gestalten in Kunst und Wissenschaft in der (Frühen) Neuzeit
Einen roten Faden in meiner Forschung bildet das Zeichnen in seinen vielfältigen Formen und Funktionen – die bedeutendste Grundlage für Denken und Gestalten in Künsten und Wissenschaften seit dem Mittelalter.
Themenfelder: Die akademische Aktstudie – Funktionen von Zeichnen: Abbilden, Nachvollziehen, Aneignen – Zeichnen in Werkprozess und Entwurf – Zeichnen in Ausbildung und Wissenschaft – Zeichnen in der Kunstforschung im 19. Jahrhundert
Methodisch liegen Fragen nach Funktion und Verfahrensweisen der Kulturtechnik Zeichnen näher als Kennerschaft und Zuschreibungsfragen.
- Künstlerische Produktions- und Rezeptionsprozesse und ihre Medien
Künstlerische Prozesse schließen oft Produktion und Rezeption ein und verbinden sie miteinander. Der Blick auf die spezifischen Medien von Produktion und Rezeption und ihre Wirkräume zieht die Reflektion von Arbeitstechniken, von Transformationsprozessen und von Dokumentationsweisen nach sich.
Themenfelder sind: Medien der künstlerischen Produktion und Rezeption – die akademische Aktstudie – der künstlerische Werkprozess und seine Bilddokumente – Praktiken der Antikenrezeption – künstlerische Arbeit in der Moderne und ihre fotografische Dokumentation – Kunst des Kombinierens.
Methodisch richtet sich das Interesse multiperspektivisch auf Objekte, Prozesse, Akteure sowie die visuelle Dokumentation. Interdisziplinäre Impulse kommen aus der Wissenschaftsgeschichte und -theorie sowie aus dem Bereich artistic research.
- Wand- und Deckenmalerei (Italien: 1300–1600; Deutschland: 18. Jahrhundert)
Malerei im intermedialen Kontext mit Architektur gehorcht oftmals anderen Gesetzen als die Tafelmalerei. Der Kontext bietet zugleich einen bedeutenden Mehrwert bei der Erforschung der Werke.
Themenfelder: Wandmalerei in der Geschichte der Kunstgeschichte – Scheinarchitektur der Renaissance und Bildtheorien – Kapellenausstattungen in Florenz
Methodisch ein klassisches Feld der Kunstgeschichte, das mit bildtheoretischen Fragen, liturgiegeschichtlichen Konzepten und/oder wissenschaftsgeschichtlichen Ansätzen auf vielfältige Weise interdisziplinär anschlussfähig ist.
- Friedrich Christian von Sachsen (1722–1763) und die Kunst
Der langjährige Kurprinz und Thronfolger Friedrich Christian von Sachsen gehört einer Art verlorenen Generation an, deren Lebensleistung von der französischen Revolution und ihren Folgen verdeckt wurde. In Kindheit und Ausbildung noch den Prinzipien der barocken Gesellschaft verbunden, stellt Friedrich Christian wichtige Weichen für die Aufklärung und den Beginn der Moderne in Sachsen.
Themenfelder: Fürstliche Zeichenausbildung im 18. Jahrhundert – Die fürstliche Grand Tour und das Bildnis des Thronfolgers – Geschichte der Kunst-Akademie in Dresden – Ausstattung der Hofkirche in Dresden
Die Konturen der historischen Person werden mit selbst geschaffenen künstlerischen Zeugnissen und Artefakten des nächsten Umfeldes nachgezeichnet. Die Untersuchung von Intermedialität in der höfischen Repräsentation hinterfragt die herkömmliche Systematisierung kunsthistorisch relevanter Gegenstände nach Gattungen (Architektur, Malerei, Bildhauerei, angewandte Künste). Bilder und Objekte dienen als Dokumente zur Rekonstruktion der nachaugusteischen sächsischen Hofkultur zwischen Barock, Aufklärung und Frühromantik.