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Institute of Art History

Klausurtagung/Workshop: Die Ilias-Zeichnungen Martin von Wagners - Interdisziplinäre Perspektiven auf die Homer-Rezeption des 19. Jahrhunderts

06/13/2022

Martin von Wagner (1777–1858) war Künstler, Sammler, Archäologe, Antiquar und Kunstagent des Kronprinzen und späteren Königs Ludwig I. von Bayern; insbesondere letztere Tätigkeit ließ ihn, obwohl über fünfzig Jahre in Rom ansässig, zu einer Schlüsselfigur der bayerischen Kulturpolitik werden. Zu den nahezu unbekannten, weil nur in winzigen Ausschnitten publizierten Schätzen des nach ihm benannten Universitätsmuseums gehören rund 3.300 Zeichnungen von seiner Hand. In den letzten Jahren konnten sie, infolge der Beteiligung des Museums an einem vom BMBF geförderten Projekt, erstmals in toto erschlossen und digitalisiert werden.

Innerhalb dieses gewaltigen Corpus bilden Wagners Illustrationen zur homerischen Ilias mit rund 700 Blättern – viele davon mit Darstellungen auf der Vorder- und Rückseite – die mit Abstand größte Werkgruppe. Es handelt sich um Bleistift- und Federzeichnungen; der Zustand der künstlerischen Ausarbeitung variiert von skizzenhaften Anlagen bis zu bildmäßig ausgeführten Kompositionen. Aus fast allen Gesängen des homerischen Epos sind einzelne Szenen illustriert, manche hat sich Wagner über fast fünf Jahrzehnte hinweg immer wieder vorgenommen; die Datierungen reichen von 1806 bis 1853. Die Gründe für diese obstinate Beschäftigung mit der Ilias, der Wagner in bildkünstlerischer Hinsicht das umfangreichste Monument überhaupt setzte, sind einerseits seine lebenslange Neigung zu Homer, andererseits die – wahrscheinlich anfangs bestehende – Absicht, eine Druckfassung herauszugeben.

Mittelfristig plant das Museum eine Edition sämtlicher Ilias-Zeichnungen mit wissenschaftlichem Kommentar. Auf dem Weg dorthin sollen tragfähige heuristische Zugänge erkundet und die hermeneutischen Potenziale der Zeichnungen ausgelotet werden. Um dafür eine möglichst breite Basis zu schaffen (und der Breite von Wagners Ansätzen zwischen Künstlerschaft und Wissenschaft gerecht zu werden), wurden Fachleute aus den Fächern Klassische Archäologie, Griechische Philologie und Kunstgeschichte, die in der jüngeren Vergangenheit zu homerischen Themen gearbeitet haben, zu einem wissenschaftlichen Workshop an der Universität Würzburg eingeladen. An sie wurden Referate zu jeweils einer prägnanten Ilias-Szene verteilt. Die Zeichnungen werden von den Referentinnen und Referenten aus ihrer jeweiligen disziplinären Sicht bearbeitet, um im nächsten Schritt einen interdisziplinären Diskurs zu initiieren. 

Erstmals werden die Ilias-Zeichnungen nicht nur punktuell behandelt, sondern im Rahmen des Zyklus als Ganzes; das Erkenntnisinteresse gilt der spezifischen Erzählweise (Wagners ‚epischem Verlangen‘), aber auch den sich darin abzeichnenden Antikenrekursen vor dem Hintergrund sich wandelnder Stilformen. Die zweitägige Veranstaltung verspricht die Erarbeitung von Grundlagen für den zukünftigen Umgang mit Wagners zwar weithin unbekanntem, aber bedeutendstem Werk.

 

Die Veranstaltung ist als Klausurtagung konzipiert und somit nicht öffentlich zugänglich. Vom Institut für Kunstgeschichte nehmen Prof. Eckhard Leuschner und Prof. Damian Dombrowski daran teil. Das Programm finden Sie hier.

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