Gemeinsam stark am Berg
12/03/2024Zusammenarbeit im Rahmen der Allianz CHARM-EU: Die Universität Würzburg und die Universität Bergen bündeln ihre Kräfte für die Erdbeobachtung im alpinen Raum.
Ein Projekt der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) mit der Universität Bergen (UiB) verstärkt die Partnerschaft im Rahmen der Universitätsallianz CHARM-EU. Gemeinsam entwickelt man innovative Ansätze für die fernerkundliche Erforschung von alpinen Geo- und Ökosystemen.
Über Charm hatte die UiB erste Fördermittel für ein Pilotprojekt erhalten. Die im Januar bei einem Würzburger Besuch in Norwegen angestoßenen Kooperationsgedanken wurden während eines Aufenthalts von Benjamin Robson und Jostein Bakke – Fakultät für Technologie der UiB – konkretisiert.
Kooperationsreise nach Würzburg
„Während unserer Gespräche sind viele spannende Ideen entstanden. Dazu gehören zukünftige Vorhaben zur gemeinsamen Betreuung von Doktorarbeiten, die Organisation von Feldkursen und die Kombination von Geoinformatik und Fernerkundung mit klassischer geomorphologischer Forschung“, erklärt JMU-Professor Tobias Ullmann. Die Unterstützung durch das CHARM-Programm erlaubte den Forschern aus Bergen, die Forschungs- und Lehrinfrastruktur an der Universität Würzburg besser kennenzulernen und so potenzielle gemeinsame Projekte auszuloten.
Die Reise beinhaltete auch einen Besuch des Earth Observation Research Clusters (EORC) am Institut für Geographie und Geologie der JMU. Hier lag ein besonderer Fokus auf zukünftigen Kooperationen im Bereich der studentischen Lehre (norwegisches Projekt „iEarth“) sowie dem geplanten Projekt „Mohn Mountain Centre“, welches sich mit den Herausforderungen des Klimawandels in Gebirgsregionen beschäftigen wird.
Wichtige Besuche und beeindruckende Naturerlebnisse
Anschließend ging es für die Forscher aus Bergen und Würzburg hochhinaus: Sie besuchten die Zugspitze, den höchsten Berg Deutschlands, sowie Garmisch-Partenkirchen und Umland. Vor Ort verschafften sie sich einen Überblick über mögliche Standorte für gemeinsame Feldkurse beider Universitäten. Besonders beeindruckend war dabei ein Ausflug zur Partnachklamm – einer natürlichen Schlucht, die seit dem letzten Eiszeitalter vor rund 20.000 Jahren durch den Einfluss von Gletscherbewegungen und Flusserosion geformt wurde.
Modernste Lehr- und Forschungseinrichtungen
Ein weiterer Höhepunkt der Reise war der Besuch der bayerischen Umweltforschungsstation Schneefernerhaus an der Zugspitze. Mit dieser ist die JMU 2024 eine Konsortialpartnerschaft eingegangen. Das beeindruckende 12-stöckige Gebäude, 300 Meter unterhalb des Gipfels gelegen, bietet eine atemberaubende Aussicht auf die bayerischen und österreichischen Alpen.
Neben alpinem Flair und herrlichem Panorama bietet das Schneefernerhaus aber vor allem exzellente Möglichkeiten für Forschung und Lehre.
„Es war faszinierend, die hochmodernen Instrumente zu sehen, die sowohl innen als auch außen auf der Forschungsstation installiert sind. Besonders beeindruckend war der Permafrost-Tunnel, der bis nach Österreich führt und der seit mehr als einem Jahrzehnt Messungen innerhalb des Berges ermöglicht“, berichtet Ullmann.
„Mit dem bevorstehenden Rückgang der Gletscher und den spektakulären aktiven Hangprozessen sowie den modernen Lehr- und Unterbringungseinrichtungen wird diese Forschungsstation für Studierende sehr attraktiv sein“, freut sich Jostein Bakke. „Wir werden andere Fakultäten an der UiB dazu ermutigen, ebenfalls CHARM-Startmittel zu beantragen, um Kooperationen mit passenden Partnern zu entwickeln.“
Chancen durch CHARM
Einen weiteren Stopp stellte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) dar, welches zusammen mit der JMU den Lehrstuhl für Fernerkundung und den Lehrstuhl für Globalisierung und urbane Fernerkundung in Würzburg unterhält. Am German Earth Observation Center (EOC) in Oberpfaffenhofen bei München, erkundeten die Wissenschaftler die hochmodernen Ressourcen für gemeinsame Forschungsprojekte.
In einer umfangreichen Diskussion mit Kollegen des DLRs wurden zudem mögliche zukünftige Ideen für Forschungsarbeiten und die studentische Lehre, beispielsweis durch gemeinsame Kurse in CHARM-EU oder dem internationalen JMU-Studiengang EAGLE, besprochen. Eine Führung bot die Gelegenheit, neben dem Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) auch das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum (GSCO) zu besuchen. Dieses kommuniziert mit der Internationalen Raumstation ISS und unterstützt die Astronauten bei ihrer täglichen Arbeit.
Zurück in Bergen und Würzburg, betonen Bakke, Robson und Ullmann, welche enormen Potenziale eine Zusammenarbeit durch den Zugang zu leistungsstarken Technologien und Rechner für zukünftige gemeinsame Forschungsprojekte eröffnet: „Die Erforschung von Hochgebirgsregionen bietet besonders vielversprechende Perspektiven für eine engere Zusammenarbeit, spannende gemeinsame Forschungsprojekte und kooperative Ansätze in der studentischen Lehre“, so Ullmann abschließend.