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Philosophische Fakultät

Leseabend: Briefe aus dem Krieg

02/25/2025

Aus dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 hat ein Würzburger Offizier Briefe in die Heimat geschickt. Um sie dreht sich ein öffentlicher Leseabend am Montag, 10. März, im Stadtarchiv Würzburg.

Der Krieg in der Ukraine und andere Krisenherde der Welt haben der Lektüre von Kriegskorrespondenzen eine beklemmende Aktualität verliehen. Auch die 79 Briefe, die der Würzburger Offizier Johannes Schmidt aus dem Feldzug 1870/71 gegen Frankreich nach Hause an seine Eltern schrieb, geben erschreckende Einblicke in die Rohheit des Krieges.

Dieser Krieg mündete 1871 in die Gründung des Deutschen Reichs. Er vertiefte den deutsch-französischen Gegensatz und die daraus resultierenden Ressentiments erheblich.

Neben kriegerischer Gewalt spiegeln die Briefe des Würzburger Soldaten auch die Wahrnehmungen und Werte eines gebildeten jungen Mannes. Sie geben Einblicke in die engen familiären Bindungen zu seinen Verwandten in Würzburg, zeigen aber auch seine Wertschätzung für die Lebensweise der französischen Bevölkerung. So klingt es zum Beispiel fast bewundernd, wie er die Schönheit französischer Gärten beschreibt. Krieg wird in dieser Korrespondenz erkennbar sowohl als Raum brutaler Auseinandersetzung als auch kultureller Begegnung.

Wer sich für die Briefe des Würzburger Soldaten interessiert, sollte am Montag, 10. März 2025, einen Leseabend im Stadtarchiv Würzburg in der Neubaustraße 12 besuchen. Ab 18 Uhr werden dort ausgewählte Stellen aus den Briefen vorgelesen. Die Veranstaltung dauert etwa 80 Minuten, der Eintritt ist frei.

Veranstalter des Leseabends sind der Lehrstuhl für Europäische Ethnologie / Empirische Kulturwissenschaft der Universität Würzburg und das Stadtarchiv.

Lesekurse: Lernen zwischen den Generationen

Der Lehrstuhl hat seit 2020 seine für Studierende bestimmten Lesekurse historischer Quellen auch für Bürgerinnen und Bürger geöffnet. „Die Beteiligten erleben die Kurse als spannende Form des Lernens zwischen den Generationen“, sagt Professorin Michaela Fenske, Leiterin des Lehrstuhls.

Inzwischen ist aus den Kursen zusätzlich das Bürgerforschungsprojekt „Lesegruppe Selbstzeugnisse“ erwachsen. Unter der Leitung von Michaela Fenske und Dr. Susanne Dinkl erschließt die Gruppe in ihren Kooperationsprojekten mit regionalen Institutionen und Vereinen immer wieder neue Nachlässe. So wird das kulturelle Erbe für die zukünftige Forschung und weitere Interessierte verfügbar gemacht.

Kurrent- und Sütterlinschrift lesen lernen

Mit dem Lesen und Transkribieren des Nachlasses des Würzburger Offiziers ging es der Gruppe zunächst um den vertieften Erwerb von Lesekompetenz in Kurrentschrift. Diese erhielt ab 1911 in der Sütterlinschrift ihre heute bekannteste Ausprägung.

Die Beschäftigung mit den Kriegsbriefen aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts öffnete aber noch weitere Horizonte: Sie ermöglichte eine Einordnung und ein besseres Verständnis der Kriegskorrespondenzen des Ersten und Zweiten Weltkriegs, die die Gruppe bereits erschlossen hatte.

Weitere Informationen  über die Lesegruppe


Kontakt

Prof. Dr. Michaela Fenske, Lehrstuhl für Europäische Ethnologie / Empirische Kulturwissenschaft der Universität Würzburg, michaela.fenske@uni-wuerzburg.de

By Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Würzburg

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