Deutsch Intern
Lehrstuhl für Ägyptologie

Nachruf auf Prof. Dr. Karl-Theodor Zauzich

03/24/2021

Mit Karl-Theodor Zauzich verlieren wir nicht nur einen Wissenschaftler, der sein Forschungsfeld über Jahrzehnte und bis zuletzt entscheidend geprägt hat, sondern auch einen verlässlichen akademischen Ratgeber und Mentor. Als streitbarer Individualist forderte und förderte er Generationen von Schülerinnen und Schülern und blieb ihnen weit über das Studium hinaus verbunden. Seine Leidenschaft für das Alte Ägypten, sein feinsinniger Humor und sein Ideenreichtum werden uns unvergessen bleiben.

Am Morgen des 23. März 2021 ist Karl-Theodor Zauzich im Würzburger Uniklinikum in Anwesenheit seines Sohnes Martin verstorben. Meine Gedanken sind bei seinem Sohn, der in den letzten Jahren für seinen Vater immer da und eine wichtige Stütze war.

Karl-Theodor Zauzich war von 1981 bis 2004 Ordinarius für Ägyptologie an der Universität Würzburg. Er hat die Demotistik durch sein Wirken als Wissenschaftler wesentlich vorangebracht, sei es durch die Erarbeitung wichtiger Ersteditionen, sei es durch die Mitbegründung der Zeitschrift Enchoria, sei es durch die Begründung des internationalen Demotistenkongresses und der Demotischen Sommerschule. Er war auch eine der Schlüsselfiguren bei der Begründung und Einwerbung der Finanzierung für das International Committee for the Publication of the Carlsberg Papyri, wodurch die wissenschaftliche Erschließung der Papyrussammlung der Universität Kopenhagen den entscheidenden Schub bekommen hat. Es ist ihm zu verdanken, daß die Demotistik ein heute in der Ägyptologie so zentrales Teilgebiet ist, nachdem inzwischen alle seine ehemaligen wissenschaftlichen Assistenten und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen auf Professuren oder äquivalenten Stellen in den USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland wirken. Er hat damit mehr für das Fach geleistet als es sich in den heute modernen Parametern zur Messung von Forschungsleistung abbilden läßt, auch wenn Herr Zauzich ein Forschungsgebiet erschlossen hat, das auch heute noch einen wesentlichen Schwerpunkt der Würzburger Ägyptologie bildet, und dies sich in dem von ihm erfolgreich eingeworbenen DFG-Projekt "Soknopaiu Nesos nach den demotischen Quellen" niederschlug.

Schon durch diese Traditionspflege werden wir ihm ein ehrendes Andenken bewahren. In den letzten Wochen wollte ich ihn immer wieder anrufen, um mit ihm zu besprechen, wie wir gemeinsam das Vorwort bzw. die Einleitung zum Bestandskatalog der Aegyptiaca aus der Sammlung Kiseleff schreiben, aber es kam immer etwas anderes, vermeintlich Wichtigeres dazwischen. Dieser Band lag ihm sehr am Herzen und es ist traurig, daß er sein Erscheinen in diesem Jahr nicht mehr erleben wird. Es ist uns umso mehr ein Ansporn, den Band 2021 zu seinem Gedenken erscheinen zu lassen.

Die Beisetzung wird coronabedingt im engsten Kreis stattfinden.

Im Namen des Lehrstuhls für Ägyptologie

Martin Stadler

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