Frauen im Bestattungswesen
Besonderer Orte des Gedenkens am Beispiel des Uettinger Friedhofs
Bestattungen, das Verbinden viele Menschen wahrscheinlich zuerst mit dem Bild eines älteren, blassen Mannes in dunklen Klamotten neben Holzsärgen stehend. Mit dem heutigen Beruf hat dieses Bild jedoch nicht mehr viel gemein.
Das Bestattungswesen hat sich in den letzten Jahren stark verändert: So ist der „aktuelle Wandel der Bestattungskultur ein Abbild gesellschaftlicher Veränderungen,“ (Thieme 2013). Damit wird die Auseinandersetzung mit dem Tod (wieder) mehr ins Licht gerückt und eine neue Herangehensweise etabliert, bei der besonders die Dienstleistung in Form der Trauerbewältigung, Beratung und Organisation eine Rolle spielt (BDB 2022). Auch treffen heute viel mehr Frauen die Entscheidung, diesen Beruf auszuüben.
Wie kommt es dazu?
Ich habe mit der Bestattungsfachkraft Alena Weidlich aus dem Bestattungsinstitut Trauerhilfe Stier in Nürnberg ein Interview geführt. Dabei ging es insbesondere um den Stand der Frau im Bestattungswesen.
Laut Frank-Eric Müller, Gründer der Bestatter-Akademie, sind rund 80 Prozent der Bewerber*innen für die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft mittlerweile weiblich (Müller 2018). Auch während der Ausbildung von Weidlich gab es bereits mehr Frauen als Männer in ihrer Berufsschulklasse. Ihrer Meinung nach liegt dies am Wandel vom reinen Handwerk hin zur Dienstleistung im Bestattungswesen.
Mittlerweile stehen neben der Büroarbeit und den handwerklichen Arbeiten vor allem die Beratung und Betreuung der Angehörigen im Vordergrund. Diese Aufgaben benötigen primär Empathievermögen, Kommunikationsstärke und auch Emotionalität. Genau diese Eigenschaften werden oft Frauen zugeschrieben und Müller und Weidlich stimmen dieser Aussage in Bezug auf die Arbeit als Bestatter*in zu: Frauen seien meist einfühlsamer und könnten noch eher die passenderen Worte finden und sind da vielleicht geeigneter (Weidlich 2022).
Auf die Frage nach dem Stand der Frau im Beruf sagt Weidlich, dass sie eine wichtige Rolle einnimmt und sie sich selbst als Begleiterin der Angehörigen sieht (Weidlich 2022).
Das alte, eingangs skizzierte Image scheint so langsam der Vergangenheit anzugehören. Es bildet sich eine neue Arbeitsweise heraus, die das Bild von Bestatter*innen und ihrem Beruf nachhaltig verändern kann. Auch Weidlich ist Teil dieses Wandels und hat mit der Arbeit als Bestatterin „ihren absoluten Traumjob“, gefunden (Weidlich 2022).
Bundesverband Bestattungsbedarf: Frauenpower: Ist „sie“ der bessere Bestatter? Online abrufbar unter: https://www.bundesverband-bestattungsbedarf.de/blog/frauenpower-ist-sie-der-bessere-bestatter/. (Zuletzt abgerufen am 20.09.2022).
Bundesverband Deutscher Bestatter (2022): Berufsbild des Bestatters. Online abrufbar unter: https://www.bestatter.de/beruf/bestatter-beruf/. (Zuletzt abgerufen am 30.09.2022).
Müller, Frank-Eric (2018): Die Bestatterin. Online abrufbar unter: https://www.bestatter-akademie.de/die-bestatterin/. (Zuletzt abgerufen am 30.09.2022).
Thieme, Frank (2013): Der gegenwärtige Wandel der deutschen Bestattungskultur als Widerspiegelung gesellschaftlicher Entwicklungstrends. SWS-Rundschau, 53 Jg., Heft 3, S. 320-336.