Intern
Lehrstuhl für Europäische Ethnologie / Empirische  Kulturwissenschaft

Die Rückkehr der Wölfe

DFG-Projekt: „Die Rückkehr der Wölfe. Kulturanthropologische Studien zum Prozess des Wolfsmanagements in der Bundesrepublik Deutschland.“

Leitung:  Prof. Dr. Michaela Fenske  

Mitarbeiterinnen: Irina Arnold, M.A. und Marlis Heyer, M.A.

Studentische Hilfskraft: Laura Duchet

Projektförderung: DFG

Dauer: 2017-2022

Im Mittelpunkt des beantragten Projekts steht die Analyse der wachsenden gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die Rückkehr der Wölfe nach Mitteleuropa. Der in Gesellschaft und Politik etablierte Begriff Wolfsmanagement wird im geplanten Vorhaben forschungspragmatisch operationalisiert und weit gefasst. Er bezieht die in der Gesellschaft geführten Debatten, handlungswirksamen Vorstellungen, Praktiken, Haltungen und Werte sowie nicht zuletzt die konkreten Mensch-Tier-Interaktionen ein. Die an den Begriff gebundenen Annahmen, etwa der Kontrollier- und Beherrschbarkeit von Leben (hier konkret des Lebens von Wölfen) durch Menschen, werden dezidiert reflektiert. Anhand der Rückkehr der Wölfe in die Bundesrepublik Deutschland fragt das geplante Projekt nach dem sich im Wolfsmanagement manifestierenden Zusammenwirken von Vorstellungen, Wissen und Praktiken (inklusive Emotionen); nach der Aushandlung von Räumen, Werten sowie Rechten der beteiligten menschlichen und tierlichen Akteur/innen; nach Beziehungen zwischen Menschen und Wölfen; nach den zu Grunde liegenden Verständnissen von Natur sowie den verschiedenen Inwertsetzungen. Konkret geht es darum zu verstehen, was in Deutschland an und über „den Wolf“ sowie mit dem Wolf bzw. mit den Wölfen verhandelt wird. Wofür stehen Wölfe in den jeweiligen Debatten, in verschiedenen sozialen Milieus und Medien? Sind Wölfe Auslöser, Betroffene oder gar Profiteure aktueller gesellschaftlicher Konflikte? Decken die mit der Rückkehr der Wölfe verbundenen Konflikte sozio-ökonomischen Wandel wie den Strukturwandel im ländlichen Raum auf? Wirken die tierlichen Einwanderer womöglich als Katalysatoren eines im Zuge der Globalisierung beschleunigten Wandels in der „Vielfachkrise“ des 21. Jahrhunderts?

Mit seinen Fragestellungen knüpft das Projekt an unterschiedliche Forschungskontexte an, positioniert sich in spezifischen Forschungsfeldern (kultur- und sozialwissenschaftliche Wildtierforschung, „Anthropology beyond humanity“), und kombiniert diese Zugänge mit weiteren Forschungsperspektiven und –ansätzen (kulturanthropologische Erforschung narrativer Kulturen, Emotionsforschung, Verfahrenswissenschaften, Rural und Valuation Studies, Multispecies Ethnography).

Um den komplexen Prozess des Wolfsmanagements analytisch möglichst weit zu fassen, wird im geplanten Projekt auf zwei verschiedene, miteinander interagierende Ebenen fokussiert, die in zwei Teilprojekten analysiert werden:

Teilprojekt 1:

Marlis Heyer fokussiert sich in ihrer Forschung auf Narrative zu Wolfsrückkehr, Wolfsmanagement und dem Zusammenleben von Menschen und Wölfen. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf die Lausitz als Wolfskerngebiet und findet in Zusammenarbeit mit dem Sorbischen Institut statt. Historische Überlieferungen werden genauso einbezogen wie aktuelle Diskurse sowie Alltagsnarrationen der menschlichen Akteur_innen im Feld.  

Teilprojekt 2:

Das am Beispiel des Bundeslandes Niedersachsen arbeitende Teilprojekt von Irina Arnold fokussiert im Besonderen auf die Erforschung der Mensch-Tier-Interaktionen und –Beziehungen. Es zielt darauf, den Lernprozess zwischen Wölfen, Menschen und anderen tierlichen Akteuren (Schafe, Rinder, Pferde, Hunde) zu verstehen, fragt nach Erfahrungen, den damit verbundenen Vorstellungen und dem erworbenen Wissen sowie Emotionen und den Möglichkeiten eines konfliktarmen Zusammenlebens.   

Wölfen begegnen

Ende Juni findet in Bautzen die internationale Tagung: „Encounters with Wolves: Dynamics and Futures“ statt. Interessierte können sich bis 17. Juni 2018 anmelden.

Die Rückkehr der Wölfe nach Mittel- und Zentraleuropa wird seit den 1990er-Jahren mit wachsender Aufmerksamkeit verfolgt. Die Lausitz ist gewissermaßen das Kernland der deutschen Wolfspopulation. Darum bietet diese ostdeutsche Region eine ganz spezifische Atmosphäre, um über Begegnungen zwischen Wölfen und Menschen zu diskutieren.

Die internationale und interdisziplinäre Tagung „Encounters with Wolves: Dynamics and Futures“ findet vom 27. bis 29. Juni 2018 in Bautzen statt. Dort wird das Thema aus vielfältigen Perspektiven und unterschiedlichen europäischen Sichtweisen betrachtet.

Die Teilnehmenden werden Entwicklungen und Dynamiken im Aufeinandertreffen von Wölfen und Menschen (und vielen anderen Lebewesen) in europäischen Ländern kennenlernen. Fachleute aus Albanien, Polen, Finnland, Norwegen, Großbritannien, Deutschland und der Schweiz halten die Vorträge.

Drei Einrichtungen als Veranstalter

Veranstaltet wird die Tagung vom Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), vom Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich und vom Sorbischen Institut Bautzen.

Wer teilnehmen möchte, soll sich bis Sonntag, 17. Juni 2018, bei Dr. Susanne Hose vom Sorbischen Institut anmelden, susanne.hose@serbski-institut.de

Zwei Forschungsprojekte über Wölfe

Die Tagung wird im Rahmen zweier kulturwissenschaftlicher Forschungsprojekte ausgerichtet, die in Deutschland und der Schweiz angesiedelt sind:
- das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Die Rückkehr der Wölfe. Kulturanthropologische Studien zum Prozess des Wolfsmanagements in der Bundesrepublik Deutschland“ wird von Professorin Michaela Fenske geleitet, Inhaberin des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie/Volkskunde an der JMU. Im Projekt arbeiten die Doktorandinnen Irina Arnold und Marlis Heyer mit.

- vom Schweizerischen Nationalfonds wird das Projekt „Wölfe: Wissen und Praxis. Ethnographien zur Wiederkehr der Wölfe in der Schweiz“ finanziert. Leiter ist Professor Bernhard Tschofen von der Universität Zürich; zu seinem Team gehören die Promovenden Elisa Frank und Nikolaus Heinzer.

Weitere Infos:

Projekt Prof. Tschofen, Zürich

Tagungsband, erschienen in der Kleinen Reihe des Sorbischen Instituts Bautzen. Herausgegeben von Marlis Heyer und Susanne Hose

Kontakt

Prof. Dr. Michaela Fenske, Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde

Rotkäppchen-Syndrom: Was ist dran am Mythos vom "bösen Wolf" . Ein Interview mit Marlis Heyer im Schwarzwälder Boten vom 08.März 2022

"Reaktionen auf Rückkehr des Wolfes" Das aktuelle Interview aus Franken (BR2 Podcast). Michaela Fenske im Gespräch mit Frank Müller. Vom 29.07.2020

"Von göttlich bis schrecklich. Kein Tier polarisiert wie der Wolf, auch weil viele ihm zugedachte Attribute menschengemacht sind." Ein Beitrag von Franziska Kiedaisch für das Badischen Tagblatt vom Samstag, 19. Januar 2019

"Die Angst vor den Wölfen" Radiobeitrag des Deutschlandfunks vom 06. Juli 2018, 20:11 Uhr (Autor: Bastian Brandau). Michaela Fenske, Susanne Hose und Bernhard Tschofen und im Interview

"Wölfen begegnen" - Pressemitteilung der Universität Würzburg zur internationalen Wölfe-Tagung in Bautzen

"Wo der Wolf Fährten hinterlässt" - Pressemitteilung zum Workshop "Wölfe in Niedersachsen" im Museumsdorf Hösseringen am 25.05.2018

Böser Wolf? Das Raubtier beschäftigt auch Alltagsforscher" Bericht in der Main-Post vom 4. Dezember 2017