English Intern
Lehrstuhl für Europäische Ethnologie / Empirische  Kulturwissenschaft

­AquaNaturenKulturen

Projektleitung: Prof. Dr. Laura Otto

Emmy Noether Programm

Dauer: Start 2025

Projektnummer: 545621262

AquaNaturenKulturen – Stillgewässerökonomien im Anthropozän

Stille Wasser sind tief – ein Sprichwort, das besagt, dass ruhige Menschen eine bemerkenswerte Tiefe und Komplexität besäßen. Nimmt man diesen Ausdruck jedoch wörtlich, eröffnet sich eine faszinierende Perspektive: Unter der oft unscheinbaren Oberfläche stiller Gewässer, wie Seen oder Teichen, verbirgt sich eine Welt, die für das Leben auf der Erde von entscheidender Bedeutung ist. Diese Bedeutung zeigt sich in ihrer Funktion als Lebensraum, als Nahrungsquelle und als Grundlage für vielfältige wirtschaftliche Produktionsformen. Das Forschungsprojekt untersucht Stillgewässer und entwickelt, durch die systematische Konzeptualisierung als AquaNaturenCulturen, eine anthropologische Perspektive auf landwirtschaftliche Ökonomien, die mit und in stillen Gewässern im Anthropozän operieren. Dabei rückt es Gewässer in den Fokus, die bislang in der anthropologischen Fachfamilie weitgehend vernachlässigt wurden. Das Projekt verbindet Ansätze der Anthropologie des Ländlichen, der NaturenKulturen-Debatte und der Multi-Spezies Forschung. Im Mittelpunkt stehen vier ethnographische Teilprojekte in ländlichen Regionen Bayerns – Deutschlands Vorreiter im Bereich der Stillgewässerökonomien. Diese Projekte untersuchen sowohl tradierte Wirtschaftsformen wie die Teichwirtschaft und die Seenfischerei als auch neuere Industrien wie Aquaponik und Algenkultivierung. Die Forschenden analysieren dabei Wissensweitergabe und -produktion, Multi-Spezies Kooperationen und Konflikte sowie die Zukunft der Stillgewässer basierter Produktionsweisen. Die Ergebnisse des Projekts liefern wertvolle Erkenntnisse zu resilienter Landwirtschaft, Artenschutz und nachhaltiger Nahrungsmittelproduktion. Diese tragen nicht nur zur Weiterentwicklung der Anthropologie und verwandter Disziplinen bei, sondern bieten auch Anknüpfungspunkte für Akteur:innen aus der landwirtschaftlichen Praxis. Schließlich geht das Projekt der zentralen Frage nach: Wie sieht die Zukunft der Landwirtschaft – und nicht zuletzt des Lebens auf der Erde – aus?