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Lehrstuhl für Europäische Ethnologie / Empirische  Kulturwissenschaft

­Algenblüten

Projektleitung: Prof. Dr. Laura Otto

Dauer: 2021-2025

Projektnummer: 461841531

Während Mikroplastik, Industrieabfälle, die ins Meer gelangen und Überfischung die häufigsten anthropogenen Bedrohungen für die ökologische Integrität der Ozeane darstellen, wurde einer neueren Entwicklung bisher deutlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt: schädlichen Algen, die sowohl die Ozeane als auch die Küsten bedrohen. Diese Algen verursachen eine Erosion der Strände, verhindern die Photosynthese von Korallen sowie Seegras und führen zu langfristigen Veränderungen im Wasser und an Land. Die Häufigkeit ihres Auftretens, ihr Volumen und die Gebiete, in denen sie sich ausbreiten, nehmen zu. Dieses Phänomen lässt sich derzeit besonders gut in mehreren karibischen Ländern Mittel- und Lateinamerikas beobachten, wo Sargassum-Algen in den letzten Jahren in untypisch hohen Mengen an Land gespült wurden. Die Algen bedrohen vor Ort den Tourismus, das Ökosystem und die menschliche Gesundheit. Sargassum-Algen und neu entstehende Praktiken des Umgangs mit ihnen, sind zentraler Gegenstand des Forschungsprojektes. Das bis 2025 laufende Projekt verortet das Phänomen entlang den Karibikküsten von Mexiko und Barbados, wo das „Algenproblem“ am prominentesten ist. In diesem Kontext anthropogener Umweltveränderungen werden Fragen nach Verantwortlich-Machung und Governance auf Basis ethnographischer Feldforschung beantwortet. Das Projekt befasst sich mit den folgenden Forschungsfragen: Wie wird mit anthropogenen Umweltveränderungen entlang der karibischen Küste umgegangen? Wie werden Kommodifizierung, Verantwortungs-Machung und (in-)formelle Governance entlang touristisch erschlossener Küstenzonen mit und durch anthropogene Umweltveränderungen im Alltag der Akteur:innen ausgehandelt? Und wie sind nicht-menschliche Akteure involviert? Methodisch basiert das Projekt auf ethnographischer Feldforschung und ist als multi-sited, multi-akteurische und multi-species Studie konzipiert. Das Projekt ist am Nexus der Kulturwissenschaften, der Kulturanthropologie und innerhalb der „Naturkulturen“-Debatte angesiedelt, wobei die analytisch-theoretischen Konzepte Kommodifizierung, Verantwortung und Governance eine zentrale Rolle spielen.