Forschung
Gärten in Transformation
Projektleitung und -durchführung: Prof. Dr. Michaela Fenske
Weitere Informationen: Seite des Projekts
Gärten sind Orte besonderer Möglichkeiten. Mit dem Soziologen Michel Foucault lassen sie sich als Heterotopien, eine Art gelebter Utopien, deuten. In den heutigen Zeiten der Vielfachkrise gewinnen Gärten auch sozial-ökologisch an Bedeutung. Das Forschungsprojekt fragt danach, wie die gegenwärtigen Krisen in Gärten von den hier Tätigen wahrgenommen, erlebt und gestaltet werden. Welche Rolle spiele Gärten hinsichtlich der menschlichen Wahrnehmung des Artensterbens? Welche Erfahrungen machen Menschen in Gärten mit dem Klimawandel? Welche Möglichkeiten bieten Gärten zur Gestaltung der sozial-ökologischen Transformation unserer Gesellschaften?
REKLINEU - Sozial-ökologische Transformation des Campus
Projektteam: Prof. Dr. Michaela Fenske, Dr. Sandra Eckardt
Dauer: 2022-2025
Weitere Informationen: Seite des Projekts
Ein Universitätscampus ist Lernort, Ort der Nahrungsmittelproduktion, Lebensraum vieler Arten, Raum der Erholung, möglicher Ort der Energieerzeugung, potentieller Bauplatz zur Erweiterung der universitären Gebäudeflächen und vieles mehr. Ein lebendiger Campus lädt zum Verweilen ein, ist Ort der Begegnung und schafft eine positiv anregende Atmosphäre für Lernen und intellektuellen Austausch. Damit gehört der Universitätscampus zu den weichen Faktoren der positiven Entwicklung universitärer Standorte. In der heutigen Zeit verbindet sich dies zunehmend mit der Herausforderung, den Campus im Sinne der notwendigen sozial-ökologischen Transformation neu zu gestalten.
Wie sehen am Beispiel des Campus Hubland die Bedingungen für das Gelingen einer sozial-ökologischen Transformation aus? Was bedeutet eine nachhaltige Bewirtschaftung der Campusflächen für die Akteur:innen und Mitglieder verschiedener Statusgruppen? Welches Verständnis von Nachhaltigkeit vertreten die beteiligten Akteur:innen? Was ermöglicht, was erschwert eine nachhaltige Bewirtschaftung? Welche unterschiedlichen Interessen müssen im Sinne einer erfolgreichen Umsetzung der Transformation berücksichtigt werden?
Dies sind die zentralen Fragen, die im Mittelpunkt des kulturanthropologischen Teilprojekts von REKLINEU stehen. WUELAB
Äpfel handeln. Eine Multispecies Ethnografie ländlicher Ökonomie
Projektleitung: Dr.in Arnika Peselmann
Dauer: 2022-2024
DFG-Geschäftszeichen: PE 3514/1-1
Weitere Informationen: Seite des Projekts
Das Projekt erforscht Menschen-Pflanzen-Beziehungen in der intensiv betriebenen Landwirtschaft aus Perspektive der Multispecies Studies. Am Beispiel von Apfelzucht und -anbau im Alten Land nahe Hamburg untersucht die europäisch-ethnologische Studie speziesübergreifende Interaktionen in ländlichen Ökonomien und fragt nach handlungswirksamen Vorstellungen und Wissensbeständen ‚vom Apfel‘ ebenso wie nach Formen pflanzlichen Handelns. Die Studie leistet damit einen Beitrag zur Entwicklung eines vertieften Verständnisses für die Interdependenzen von Menschen mit anderen Lebensformen, vor allem unter den Bedingungen einer globalen Klimaerwärmung und anderer, häufig unter dem Begriff des Anthropozäns gefasster ökologischer Krisen.
Daniel Best: Umbruch ländlicher Ökonomien am Beispiel des fränkischen Weinbaus (Arbeitstitel)
Trotz der in den 1950er Jahren gefällten Grundsatzentscheidung, auf den Qualitätsweinbau zu setzten, hatte der Frankenwein noch bis in die 1980er den Ruf billiger Massenware. Dies hat sich inzwischen grundlegend geändert. Zum einen ist dies auf ein verstärktes Marketing und entsprechende Imagekampagnen zurückzuführen und zum anderen und wesentlichem Teil auf einen Bewusstseinswandel der Winzer*innen selbst. Ganz selbstverständlich werden heute „Naturweine“ produziert, Lagen nachhaltig und umweltschonend bewirtschaftet und das Terroir in seiner Gesamtheit der natürlichen Faktoren beschworen. Diese Entwicklung, die nicht ohne Widerstände verläuft, ist dabei maßgeblich von einem Generationenwechsel und der Zusammenarbeit mit staatlichen und nichtstaatlichen Akteur*innen geprägt.
Gegenwärtig stehen die fränkischen Winzer*innen vor großen Herausforderungen. Auf der einen Seite sind dies ökonomische Zwänge, die durch globalisierte Märkte, veränderte Konsumgewohnheiten der Verbraucher*innen sowie einem anhaltenden strukturellen Wandel in der Landwirtschaft erzeugt werden. Auf der anderen Seite kommen neue Herausforderungen auf die Winzer*innen zu, die sich in Zeiten ökologischer Krisen etwa in dem Klimawandel oder einem dramatischen Rückgang der Artenvielfalt manifestieren. Vor diesem Hintergrund werden insbesondere die Bewirtschaftungsformen der Kulturlandschaften problematisiert und darüber hinaus die Entwicklung neuer Strategien im Weinbau und der Weinproduktion nötig.
Das Dissertationsprojekt stellt diesen Prozess in den Fokus und leitet daran zwei Erkenntnisinteressen ab. Unter der Prämisse, Weinbau und Weinproduktion als ein gemeinsames Werden der daran beteiligten verschiedenen menschlichen und nichtmenschlichen Akteur*innen zu verstehen, wird mittels der ethnographischen Feldforschung der Frage nach dem Selbstverständnis der jungen Winzer*innen-Generation im Verhältnis zu Natur und Kultur nachgegangen. Darüber hinaus wird gefragt, inwiefern der Faktor Zeit als analytische Kategorie für die Produktion von Wein in einem multispecies-Netzwerk, das von Phasen der Beschleunigung und Phasen der Entspannung im Jahreskreislauf geprägt ist, eine Rolle spielt.
Pearl-Sue Carper: Eine Superfrucht: Kulturanthropologische Perspektiven auf die Hagebutte (Arbeitstitel)
Das geplante Dissertationsprojekt beschäftigt sich aus kulturanthropologischer Perspektive mit der Bedeutung der Hagebutte und den sich dadurch eröffnenden Diskursen und Möglichkeiten. In der Alltagskultur als ‚heimische‘ Wildfrucht bekannt und regional verortet, wird die Frucht der Rose auf vielfältige Weise genutzt und ist als Heckengewächs nicht nur Bestandteil der Landschaftsgestaltung, sondern etwa in Gestalt von Nahrung ebenso essentiell für die Alltage menschlicher und anderer als menschlicher Lebewesen. Trotz ihrer weiten Verbreitung als heimisches Rosengehölz und ihrer lokalen Kultivierung wird sie in Deutschland für die industrielle Verarbeitung zu Tees, Marmeladen, in der Kosmetik etc. zum Großteil importiert.
Im Fokus dieser Arbeit stehen die Verwobenheiten von Lokalität und Globalität, nicht menschlich angepflanzten Beständen und Plantagenanbau, ökonomischen und ökologischen Aspekten sowie das gemeinsame Werden von Menschen, Pflanzen und Tieren. Am Beispiel der Alltagsfrucht Hagebutte werden vor dem Hintergrund gegenwärtiger ökologischer Krisen unter Rückgriff auf postanthropozentrische Theorien diese komplexen Beziehungen analysiert sowie die Handlungs- und Wirkmächtigkeit der Hagebutte herausgearbeitet. Derart möchte die Studie einen Beitrag zum Verständnis der Gestaltungsmöglichkeiten ländlicher Räume und Ökonomien sowie der Produktion von basalen Produkten menschlichen Lebens unter den Bedingungen des Anthropozäns leisten.
Isabella Kölz: (Welt-)gestalten lernen. Eine ethnografische Annäherung an Wissenspraktiken in der Hochschulausbildung von Designer*innen.
In einer weiten Definition beschreibt Designen ein bewusstes und intuitives Bemühen, eine sinnvolle Ordnung herzustellen und betont Gestalten damit als soziokulturelles Kernphänomen, über das Menschen ihre und die Lebenswelten anderer herstellen. Damit rücken politische, wirtschaftliche, technologische, kulturelle, moralische und soziale Funktionszusammenhänge von Design in den Blickpunkt. Dies eröffnet Fragen nach Design im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Ordnungen, Macht- und Herrschaftsverhältnissen sowie den Institutionen und Akteur*innen, die als Expert*innen für Design gelten.
Ausgehend von einem weiten Designbegriff, geht es bei Design um mehr als um Form und Ästhetik: zentral ist die Gestaltung von Lebenswelten. Woher aber glauben Gestalter*innen zu wissen, wie Menschen leben wollen? Wie stellen sie sich die Welt vor, für die sie gestalten? Wie verstehen sie Zusammenleben, Mensch-Umwelt-Beziehungen und Kultur(en)? Wie also lernen angehende Designer*innen nicht nur Objekte sowie Anwendungen zu gestalten, sondern damit, die Welt in der wir leben?
Um nachzuvollziehen, wie Soziales, Gesellschaftliches und Kulturelles von Gestalter*innen in der Phase des Werdens von (analogen und digitalen) Produkten imaginiert, erzählt, vermittelt, umgesetzt und ausgehandelt wird, soll in diesem Promotionsprojekt der Prozess des Gestalten(lernens) in der Hochschulausbildung ethnografiert werden. Das Feld Gestaltungshochschule wird hierbei als ‚epistemische Gemeinschaft‘ (Cirado & Estalella 2018) verstanden. Innerhalb dieser Gemeinschaft produzieren unterschiedliche Akteur*innen und Aktanten gemeinsam Wissen. Das Promotionsprojekt konzipiert die ethnografische Forschung in diesem Feld daher als kollaborativ: Die Akteur*innen des Feldes werden als ‚epistemische Partner*innen‘ (Cirado & Estalella 2018) verstanden und das Feld Hochschule als Ort epistemischer Zusammenarbeit und experimenteller Interventionen gefasst. Die Ethnografie erfolgt damit durch unterschiedliche Formen der epistemischen Zusammenarbeit im Feld und der daraus entstehenden Wissensproduktion. Ziel des Projekts ist es aufzuzeigen, wie die Welt in die Gestaltung(sausbildung) kommt und die Gestaltung Welt wird. Zentral stehen die diversen Akteur*innen und Aktanten der Design-Hochschulausbildung und deren Wissenspraktiken des Designer*innen-Werdens.
Estalella, Adolfo, and Tomás Sánchez Criado, eds. Experimental collaborations: Ethnography through fieldwork devices. Vol. 34. Berghahn Books, 2018.
Felix Linzner: Biologistisch-rassistische Gesellschaftskonzeptionen im Zeichen der Krise: Willibald Hentschels Einfluss auf das Bürgertum in Kaiserreich und Weimarer Republik
Der Chemiker, Biologe sowie Schriftsteller und Agitator Willibald Hentschel nahm eine besondere Stellung in der völkischen Bewegung in Deutschland ein. Dies äußerte sich vor allem in der Kritik an dem 1904 von ihm verfassten Mittgart-Projekt, das auch aus den völkischen Kreisen selbst scharfe Ablehnung erfuhr. Hentschels Welt- und Geschichtsbild kann als Produkt eines völkischen Pessimismus gesehen werden, der von Degenerationsangst, vermeintlichem Rassenverfall, Antiurbanismus, Antisemitismus und Rassismus geprägt war. Diesem Pessimismus begegnete Hentschel mit dem Werk Mittgart – Ein Weg zur Erneuerung der germanischen Rasse. Er beschrieb darin ein Zuchtprogramm mit dem Ziel der 'rassischen Erneuerung'. Durch bewusste Eingriffe in die `natürliche Selektion´ sollten positive Auswahlprozesse bewirkt werden, die letztendlich zu einer Verbesserung, `Aufartung´ oder `Veredlung´ der betreffenden Population führen sollte. Diese Konzepte sind symptomatisch in der häufig als Krisen- oder Umbruchszeit interpretierten Moderne. Sie dienten vor allem dem wilhelminischen Bürgertum sowie dem der Weimarer Republik als Impuls und sammelte durchaus heterogene Vorstellungen sowie Ideologien, deren jeweilige AgitatorInnen inklusive. Der weitverbreitete Antiurbanismus, Natur- und Agrarästhetisierung, die Kritik an Industrialisierung sowie die Ängste und Sorgen um `Degeneration, rassischen und nervlichen Verfall fanden ihren fatalen Konnex in Sozialdarwinismus, Rassismus und Eugenik. Hinzu kam die Popularisierung der Biologie und Evolutionstheorie.
Hentschels Wirken zeigte Schnittmengen mit der Lebensreform, Jugend- und völkischer Bewegung und bildet gleichzeitig den Rand des Diskurses ab. Über Hentschels rege Publikationstätigkeit und vor allem über seine Zeitschriftenartikel und deren Rezensionen sowie die Rezeption soll das Eindringen seiner Ideen in breitere gesellschaftliche Schichten nachgezeichnet werden. Die Arbeit soll darüber hinaus einen Beitrag zur Analyse des Netzwerkes Völkische Bewegung leisten.
Krister Steffens: Vegane Landwirtschaft im Spannungsverhältnis zwischen Wissen und Praxis. (Arbeitstitel)
Obst und Gemüse sind vegan. Oder doch nicht? Wer der Argumentation von Akteur:innen ‚veganen Landbaus‘ beziehungsweise ‚veganer Landwirtschaft‘ folgt, wird diese Aussage nicht uneingeschränkt bejahen können. Durch den breiten Einsatz tierlicher Düngemittel in der landwirtschaftlichen Produktion sind auch die meisten Obst- und Gemüseerzeugung mittelbar oder unmittelbar Teil von Viehwirtschaft und damit aus entsprechender Perspektive nicht vegan. In der Kritik stehen aber auch weitere Praktiken, die im Sinne veganer Landwirtschaft fragwürdig erscheinen (bspw. die Anwendung von Pestiziden). Konzepten 'klassisch‘ biologischer oder konventioneller Landwirtschaft stellt vegane Landwirtschaft demgemäß alternative Verständnisse und Praktiken entgegen.
Das vorliegende Dissertationsprojekt nähert sich im Sinne einer kulturanthropologischen Forschung dem Themenfeld ‚Vegane Landwirtschaft' / ‚Veganer Landbau', indem es dieses mit entsprechenden Methoden und theoretischen Zugängen erschließt, konzeptualisiert und historisch einordnet. Untersucht werden soll, wie sich das Konzept ‚Vegane Landwirtschaft' / 'Veganer Landbau' entwickelte, welche Wissensordnungen, Diskurse, Akteure und Praktiken diesem Phänomenbereich zugrunde liegen und welche kulturellen und sozialen Praktiken durch sie hervorgebracht werden. Dabei spielen unter anderem Fragen zur Agrarwirtschaft, zum ländlichen Raum, zu Ernährungs- und Lebensweisen, Tier-Mensch-Beziehungen, Multispecies-Perspektiven sowie verschiedene Bereiche von Ethik (etwa Umwelt- und Tierethik) eine wichtige Rolle.
Im Sommersemester 2024 zogen Studierende des Seminars „Gärten, Parks, Wälder und Wiesen erzählen“ (Leitung: Prof. Dr. Michaela Fenske, gestalterische Beratung: Luise Stark M.A.) des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaft der Universität Würzburg aus, um von den Menschen in Stadt und Land Geschichten über die Bedeutung von Grünräumen in ihren Alltagen zu hören.
Im Sommersemester 2021 fragten Masterstudierende der Europäischen Ethnologie im Rahmen des Seminars „Alltagspraktiken, die uns retten“ danach, welche Praktiken ihren Mitmenschen helfen, Krisen zu bewältigen. Durch Interviews und wissenschaftliche Deutungsangebote entdeckten die Forschenden dabei teils Unerwartetes. Ihre aufschlussreichen Befunde verdichteten sie in kurzen vignettenartigen Texten.
Diese Miniaturen aus dem und über den Alltag veröffentlichen wir ab der kommenden Woche in loser Folge auf der Homepage des Lehrstuhls. hier
eLearning-Kurs „Gender“ geht online
Der neue eLearning-Kurs zum Themenfeld „Gender“ entstand aus einer Kooperation des Projekts „Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz“ und dem Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde. Der online Kursraum ist das Ergebnis eines Lehrprojekts aus dem Sommersemester 2019 an dem sechzehn Bachelor-Studierende der EEVK mitwirkten.
Das eLearningportal finden Sie aufWueCampus
Den Genderkurs nach Selbsteinschreibung hier
Plurale Literalitäten
In diesem Sommersemester 2018 findet am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde ein Forschungskolloquium mit dem Titel „Plurale Literalitäten“ statt. Literalität beschränkt sich nämlich heute keineswegs nur auf das klassische Lesen und Schreiben. Die Digitalisierung konfrontiert uns mit einer Vielzahl an neuen Zeichensystemen, die es zu verstehen gilt. Für sog. „digital natives“, also mit digitalen Medien aufgewachsene Menschen, ist das kein Problem. Andere stellt dies allerdings zunehmend vor eine große Herausforderung.
Möglichkeitsräume (autobiografischen) Schreibens im Internet am Beispiel der Plattform www.meet-my-life.net
In ihrem Projekt Möglichkeitsräume (autobiografischen) Schreibens im Internet beschäftigt sich Julia Gilfert B.A., Masterstudierende am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde an der Universität Würzburg, im Rahmen des das Forschungskolloquium „Plurale Literalitäten" begleitende Modul „Konzipieren, Forschen, Präsentieren" mit der Plattform www.meet-my-life.net.
„Meet my life“ ist eine Schweizer Internetseite, auf der Menschen dazu eingeladen werden, ihre eigene Biografie zu verfassen – online und für die Öffentlichkeit zugänglich. Ziel des Projekts ist es, möglichst viele Lebensgeschichten in schriftlicher Form festzuhalten, die sonst – wenn überhaupt – nur im Rahmen oraler Traditionen bewahrt werden würden.
Von den zurzeit 98 Autor*innen auf „Meet my life“ sind etwa zwei Drittel über 60 Jahre alt und blicken auf eine bewegte Schreibhistorie zurück. Beim autobiografischen Schreiben am Computer werden Erinnerungen an das eigene Leben formuliert, verworfen, umformuliert, gespeichert. Doch anders als beim Schreiben mit Stift und Papier sind die Spuren des digitalen Schreibprozesses nicht mehr sichtbar, die Werkzeuge nicht mehr greifbar. Neben den sich wandelnden Materialitäten wird sich die Forschungsarbeit auch Aspekten der Körperlichkeit und der Ästhetik verschiedener Schreibpraxen widmen. Ein weiterer Ansatz wird darin liegen, das öffentliche autobiografische Schreiben auf „Meet my life“ als Form der Selbstermächtigung und der gesellschaftlichen Teilhabe zu untersuchen und so verschiedene Möglichkeitsräume digitalen Schreibens zu skizzieren.
Julia Gilfert B.A.
Masterstudierende am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde an der Universität Würzburg
Weitere Informationen: Meet My Life
Kooperation zwischen dem “Internet – Von Senioren für Senioren e.V.” und dem Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
In diesem Kontext haben drei Master-Studierende des Faches Europäische Ethnologie/Volkskunde der Universität Würzburg ein Projekt geplant, das sich ebenfalls mit diesen Herausforderungen im Rahmen des Forschungskolloquiums „Plurale Literalitäten“ beschäftigen wird. Sie werden deshalb in der Zeit zwischen Juni und September regelmäßig das Internetcafe im Seniorenzentrum St. Thekla besuchen und dort auch selbst ehrenamtlich tätig sein. Dabei soll direkt im Lebensalltag nachvollzogen werden, wie Seniorinnen und Senioren mit den Herausforderungen der Digitalisierung umgehen und diese zu meistern versuchen.
In Folgendem sollen die drei Studierenden kurz vorgestellt werden:
Pearl Sue Carper B.A.
Master-Studierende und wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Universität Würzburg
Stephanie Müller B.A.
Master Studierende am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Universität Würzburg
Alexander Zwurtschek B.A.
Master Studierender, wissenschaftliche Hilfskraft, Tutor und Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde der Universität Würzburg
Weitere Informationen: Internet „Von Senioren für Senioren“ e. V.
Bienen − Menschen – Gärten. Ausstellungsprojekt für die Landesgartenschau 2018. Kooperation von Europäischer Ethnologie/Volkskunde und Museologie
Bienen gelten als Schlüsselspezies des 21. Jahrhunderts. Sie verbinden Naturen und Kulturen sowie Flora und Fauna, Menschen mit Räumen, aber auch mit anderen Menschen unterschiedlicher Herkunft. Kaum ein Tier erfreut sich momentan einer vergleichbar hohen Aufmerksamkeit in Wissenschaften und Gesellschaften wie die Honigbiene. Die im April 2018 in Würzburg beginnende Landesgartenschau (LGS) haben Studierende und Lehrende der Europäischen Ethnologie/Volkskunde sowie Museologie nun zum Anlass genommen, um die Potentiale kulturwissenschaftlicher Bienenforschung in die öffentliche Auseinandersetzung einzubringen. Sie setzen dabei auch auf den Dialog mit der in Würzburg bereits seit langem überaus erfolgreich betriebenen naturwissenschaftlichen Bienenforschung. In engem Austausch stehen die Kulturwissenschaftler*innen zudem mit den lokalen Imker*innen.
Inhaltlich erarbeiteten die rund 50 Studierenden im Verlaufe des WS 2017/18 unter Leitung von Prof. Dr. Guido Fackler, Prof. Dr. Michaela Fenske, Franziska Gleichauf BA und Anna-Sophie Karl MA historisch-kulturwissenschaftliche Perspektiven zum Thema, etwa: in der Populärkultur, Symbolische Dimensionen oder Ökonomien sowie Mythologie und Glaubensvorstellungen. Den spezifischen Rahmenbedingungen einer LGS trägt die in Planung befindliche Ausstellung wiederum Rechnung, indem sie sich auf die typischen Zielgruppen und Rezeptionsbedingungen einstellt. Es wird sich also um keine trockene, wissenschaftliche Poster-Präsentation, sondern um eine richtige Ausstellung handeln. Die Ausstellungsgestaltung leitet sich dabei aus dem Inhalt ab und hat den Anspruch, durch didaktische und szenographische Mittel die Aufmerksamkeit der Besuchenden zu erregen. Zudem wird die Präsentation auf der LGS durch ein Begleitprogramm und ein gestalterisch an die Ausstellung angelehntes Werbe- und Marketingkonzept abgerundet. Das im Rahmen des Ausstellungsprojekts erarbeitete Fachwissen wird also didaktisch reduziert und abwechslungsreich aufbereitet präsentiert.
Weitere Informationen:
Bericht aus der NeuePresse Coburg vom 05. Juni 2018
Bildergalerie zur Ausstellung "Aus der Wabe in die Welt"
Flyer des Begleitprogramms für die Bienenausstellung
Bericht in der Main-Post vom 27. März 2018
Ausstellungskatalog "Aus der Wabe in die Welt"
W. ist eine schöne Stadt
"Stadtfotografie" heißt das Seminar, das ich im Sommersemester 2017 an der Universität Würzburg im Fach Europäische Ethnologie/Volkskunde angeboten habe. Die Idee dazu kommt von der Feststellung, dass das offizielle Bild vieler Städte extrem konzentriert ist auf eine Reihe besonders fotogener Postkarten-Ansichten. In Würzburg sind das in erster Linie:
Die Festung, die Residenz und das sog. Käppele.
Die Aufgabe im Seminar war es, ausgehend von der Beschäftigung mit diesen Klischees einen umfassenderen Blick auf Würzburg zu entwickeln und die Stadt dann fotografisch zu erforschen.
Die grundlegende Methode ist dabei der Wahrnehmungsspaziergang, das Erkunden zu Fuß. Zuerst war nur Beobachtung gefragt. In einer späteren Phase sollten diese Beobachtungen dann mit den Mitteln der Fotografie in eine Form gebracht werden, die uns einen Erkenntnisgewinn liefert.
Meine Teilnehmerinnen studieren an der Uni das Fach Europäische Ethnologie/Volkskunde, sie sind also keine Fotografen oder Gestalter, sondern angehende Kulturwissenschaftler. Deswegen war es sinnvoll, das Projekt als kollektive Fotoarbeit umzusetzen. Das heißt: Die Studierenden haben selbständig verschiedene Stadtteile erkundet und nach aussagekräftigen Motiven gesucht. Die Aufnahmen haben wir dann gemeinsam in der Gruppe gemacht.
Thematisch zeigen die entstandenen Bilder vor allem die Peripherie der Stadt, also Bereiche, die nicht zum geläufigen image von Würzburg gehören und die sonst auch keine besondere Beachtung bekommen.
Uns ist dabei klar geworden, wie gut Fotografie als Prozess einer Bewusstmachung funktionieren kann: Über das Machen und Auswählen der Bilder ergeben sich Gedanken und Diskussionen, wie Lebensräume gestaltet sind – ganz konkret:
wie viel Fläche unserer Umwelt wir heute verbrauchen für eine Infrastruktur, die die Menschen aber am liebsten nicht sehen möchten.
Ein wesentlicher Punkt im Seminar war die Frage, ob und wie sich Fotografie für eine sinnvolle Form von gesellschaftlicher Einmischung eignet. Wir waren uns einig, dass Forschung nicht bedeuten muss, sich neutral herauszuhalten aus gesellschaftsrelevanten Themen.
Die Frage ist also, wie wir mit unseren Stadtbildern visuelle Denkimpulse in die Stadtgesellschaft zurückgeben können.
Diese Rückbindung ins Feld halten wir für ganz wichtig. Allein mit dem Herstellen der Bilder und dem Zeigen im akademischen Rahmen ist es nicht getan. So haben wir unsere Intervention "W. ist eine schöne Stadt" geplant mit zehn Motiven auf 2500 Postkarten, die wir in Würzburg verbreiten, etwa, indem wir die Postkartenständer von Touristenläden damit füllen.
Zusätzlich zu unserer wissenschaftlichen Erkenntnis geht es uns auch um den medienkritischen Aspekt, simplifizierende, auf Stereotype fixierte visuelle Kommunikation zu hinterfragen, die ein bestimmtes image einer Stadt erzeugt und zu stabilisieren versucht. Diese visuelle Deutungshoheit von Stadtmarketing wollen wir ein Stück weit unterwandern. Ich denke, eine ästhetisch ausgelöste Irritation kann dafür ein erster Schritt sein.
Seminarleitung und Text: Christoph Naumann-Zimmer
Beteiligte Studierende: Julia Montero Deistler, Laura Duchet, Lara Kühn, Laura Meuser, Josephine Neubert, Rafael Siegemund, Richarda Truchseß von und zu Wetzhausen
Weitere Informationen: Homepage des Projekts; Film
Berufspraxis-Seminar zu Besuch im Historischen Museum Bayreuth
Das Seminar „Berufspraxis“ ermöglicht den Austausch zwischen Studierenden und Absolvent*innen der Europäischen Ethnologie. Um das Berufsfeld „Museum“ näher kennen zu lernen, besuchten wir am 16.11.19 die Leiterin des Historischen Museums Bayreuth, Martina Ruppert, vor Ort. Martina Ruppert berichtete von ihrem Werdegang, ihrer alltäglichen Berufspraxis und gab wertvolle Tipps für Berufseinsteiger*innen. Ein Gang durch das Museum, die Depots und das Archiv lieferte weitere Einblicke in ihre Arbeit als Museumsleitung.
Europäische Ethnolog_innen auf der Konferenz der European Association for Social Anthropologists (EASA) in Stockholm, 13.-18. August 2018
Exkursionen gehören zu den wichtigen Lern- und Lehrformaten der Europäischen Ethnologie. Hier erfahren Studierende und Lehrende buchstäblich ein Themenfeld ihrer Disziplin im sozialen Zusammenhang. Dabei sind Exkursionen gewissermaßen ein „Lernen aus der streunenden Bewegung heraus“ (Rolshoven 2016: 43), indem sie gemeinsames Erarbeiten und Verstehen von Themen außerhalb der Seminarräume und Hörsäle ermöglichen. Als Alltagskulturwissenschaft baut die Europäische Ethnologie auf diese Formen des Lehrens und Lernens, weshalb Exkursionen auch an fast allen Fachstandorten ein unverzichtbarer Bestandteil der Studienordnungen sind. Das ist auch in Würzburg so, wo die Studierenden auch dank der Unterstützung der Philosophischen Fakultät sowie der EASA im Sommer 2018 Gelegenheit bekamen, die internationale Konferenz des Verbandes der Schwesterdisziplin ihres Faches in Stockholm zu besuchen. Zum Bericht
Interdisziplinäres Kooperationsprojekt zum Insektensterben
Am 27. April 2018 fand mit dem Workshop "Insektendämmerung? Interdisziplinäre Gespräche über das beschleunigte Artensterben im 21. Jahrhundert" der Auftakt zu einem interdisziplinären Kooperationsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Michaela Fenske und Prof. Dr. Jürgen Tautz statt.
Pressemitteilung Workshop "Insektendämmerung?"
Pressebericht in der Main-Post über die Auftaktveranstaltung
Ausstellungsbegleitende Projekte:
"Main & Meer" - Interdisziplinäres Projektseminar zur Bayerischen Landesausstellung 2013
Vom Wintersemester 2011/2012 bis zum Sommersemester 2012 fand an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ein interdisziplinäres Seminar als Kooperation der Fächer Museologie und Europäische Ethnologie/Volkskunde mit dem Haus der Bayerischen Geschichte mit dem Titel „Main und Meer – Recherchen zur und Einblicke in die Bayerische Landesausstellung 2013 des Hauses der Bayerischen Geschichte in Schweinfurt“ statt. Virtuelle Ausstellung zur Bayerischen Landesausstellung 2013 "Main & Meer"
"Bettler, Jauner, Galgenvögel - Fahrendes Volk im Focus der Justiz"
Vom Wintersemester 2012/13 bis zum Sommersemester 2013 entstand in Zusammenarbeit mit dem Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld die Ausstellung "Bettler, Jauner, Galgenvögel - In den Fängen der Justiz". Mehr zur Ausstellung.
Forschungsprojekte:
„Die Rückkehr der Wölfe. Kulturanthropologische Studien zum Prozess des Wolfsmanagements in der Bundesrepublik Deutschland.“
Verantwortlich: Prof. Dr. Michaela Fenske, Irina Arnold, M.A., Marlis Heyer, M.A. und Laura Duchet
Dauer: 2017-2020
Weitere Informationen: Seite des Projekts
Würzburger Zeitzeug_innen 1945-1954
Verantwortlich: Prof. Dr. Christoph Daxelmüller, weitere Beteiligte: Jörg Fuchs M.A. sowie Julia Hasenstab, Constanze Köppe, Christoph Naumann und Margareta Sauer
Status: Abgeschlossen
Nachkriegszeit auf dem Land
Verantwortlich: Prof. Dr. Christoph Daxelmüller und Jörg Fuchs M.A.
Status: Abgeschlossen
Weitere Informationen: Homepage des Projekts
Das Lied der Moorsoldaten 1933-2000
Verantwortlich: Fietje Ausländer, Susanne Brandt, Guido Fackler
Status: Abgeschlossen
Ergebnis: Tondokumentation in Form einer Doppel-CD mit unterschiedlichen Aufnahmen des KZ Börgermoor von Häftlingen verfassten "Moorsoldatenlieds" aus den Jahren 1937 bis 1999 und weiteren Tondokumenten sowie 64seitigem Beiheft.
Bibliographie: Ausländer, Fietje/Brandt, Susanne/Fackler, Guido: Das Lied der Moorsoldaten 1933 bis 2000. Bearbeitungen - Nutzungen - Nachwirkungen. Hg. vom Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager (Papenburg) in Kooperation mit der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv (Frankfurt a.M./Potsdam - Babelsberg). Papenburg 2002.
Informationen: Das Lied der Moorsoldaten
Wallfahrtsinventarisation
Verantwortlich: Dr. Hans Dünninger, Horst Schopf
Status: Abgeschlossen
Ergebnis: Publikation
Pilgerzeichenkartei
Verantwortlich: Birgit Jauernig, M.A. in Verbindung mit Prof. Dr. Kurt Köster, Frankfurt
Status: Abgeschlossen
Materialien: im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg
Ethnologie Française und deutsche Volkskunde
Verantwortlich: Dr. Michaela Brandstetter-Köran M.A., Rosemarie Griebel-Kruip, M.A., Wassilia von Hinten, M.A.
Status: Abgeschlossen
Bibliographie zur Massenbilderforschung
Verantwortlich: Prof. Dr. Wolfgang Brückner
Status: -
Verbleibstudie Würzburger Volkskundler und Volkskundlerinnen 1975-1995
Verantwortlich: Bettina Keß, M.A.
Status: Abgeschlossen
Ergebnis: Publikation
Heimat und Arbeit in Thüringen und Franken
Verantwortlich: Prof. Dr. Wolfgang Brückner, Matthias Wagner M.A.
Status: Abgeschlossen
Ergebnis: Wanderausstellung und Begleitpublikation
Superstitio
Verantwortlich: Prof. Dr. Dieter Harmening
Status: Abgeschlossen
Ergebnis: Publikation
Hexen
Verantwortlich: Prof. Dr. Dieter Harmening
Status: Abgeschlossen
Ergebnis: Publikation
Ausstellungen
200 Jahre Franken in Bayern (2006)
Landesausstellung des Bayerischen Hauses für Geschichte
GeWOHNheiten (2005)
Vom alltäglichen Umgang mit Möbeln
Soundscapes (2004)
Würzburger Klangräume - Eine Ausstellung über Musik in Würzburg
Von "Euro" bis "Herr der Ringe" (2003)
Die Highlights 2002
Magie des Wissens (2002)
Athanasius Kircher - 1602-1680