Dromos
Vom Anlegeplatz zum Prozessionsweg zum Ehrenhof
Der 'Dromos' auf Delos als Fallstudie einer sich dynamisch verändernden Denkmälerlandschaft in der hellenistischen Polis
Im Fokus des Projektes stehen die Statuenbasen am sog. Dromos auf Delos. Dabei handelt es sich um einen unweit des 'Heiligen Hafens' gelegenen Prachtboulevard im Vorfeld des Haupteingangs zum delischen Apollon-Heiligtum, das als zentrale Kultstätte der Ägäis vor allem in hellenistischer Zeit als Pendant zu den panhellenischen Heiligtümern von Olympia und Delphi fungierte. Als Resultat zweier einander gegenüber errichteter Hallenbauten aus der 2. Hälfte des 3. Jhs. v. Chr. bot er einen besonderen Anziehungspunkt für die Aufstellung zahlreicher Porträtstandbilder höfischen wie bürgerlichen Hintergrunds, die unmittelbar vor den beiden Säulenhallen um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlten. Dabei zeichnen sich im Verlauf der letzten drei vorchristlichen Jahrhunderte wechselnde repräsentative Strategien in der formalen Gestaltung und Anordnung der Statuenbasen ab.
Das Projekt beinhaltet die zeichnerische Aufnahme von bislang nicht hinreichend dokumentierten Postamenten und Anbringungsspuren der hellenistischen Porträtstatuen sowie der übrigen Weihgeschenke, die einst am 'Dromos' aufgestellt waren. Ziel ist eine Gesamtrekonstruktion des Erscheinungsbildes der Denkmäler an den Rändern der Straße bzw. vor den angrenzenden Hallenbauten. Erschließung und Analyse der Monumente sollen in eine ausführliche Vorlage und Auswertung innerhalb des Bulletin de Correspondance Hellénique (BCH) münden.
Das von der École française d'Athènes (ÉfA) unterstützte deutsch-französische Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ralf Krumeich (Universität Bonn), Prof. Dr. François Queyrel (École Pratique des Hautes Études, Paris) und Dr. Frédéric Herbin (Université Paris 1 - Panthéon Sorbonne). Es ist aus dem 2016 abgeschlossenen DFG-Projekt EIKON (Universität Freiburg/École Pratique des Hautes Études, Paris) hervorgegangen. Für die 2019 geplante Kampagne (Zeichnungen: Yannis Nakas) haben der Universitätsbund Würzburg und der Forschungsfonds der Philosophischen Fakultät Fördergelder bewilligt.