Die Diskussion um ideale Weiblichkeit in sumerischen literarischen Frauenstreitgesprächen
Datum: | 14.07.2025, 18:15 Uhr |
Ort: | Residenzplatz 2 (Residenz), Toscanasaal |
Veranstalter: | Würzburger Zentrum für Altertumswissenschaften |
Vortragende: | Prof. Dr. Jana Matuszak (University of Chicago) |
Sumerische literarische Streitgespräche aus der altbabylonischen Zeit (2000–1600 v. Chr.) bieten Einblicke in die ältesten bezeugten Debatten um die Definition von Geschlechterrollen. Auf Grundlage einer eingehenden Studie von überlieferten Keilschriftquellen, von denen viele noch nicht ediert und übersetzt sind, zeige ich, dass die von gelehrten Männern für ihre überwiegend männlichen Schüler verfassten Texte für eine strikt binäre, geschlechtsbasierte Arbeitsteilung plädieren. Im Gegensatz dazu besaßen gesellschaftliche Standards und Verhaltensregeln jedoch universelle Gültigkeit; ihre Einhaltung wurde demnach von Männern und Frauen gleichermaßen erwartet. In diesem Spannungsfeld zwischen kategorischer Andersartigkeit und geschlechtsübergreifenden Verhaltensnormen untersuche ich mesopotamische Reflexionen zu doing und undoing gender. Die Rekonstruktion der sumero-babylonischen Definition idealer Weiblichkeit, welche die Performativität von Gender voraussetzt und illustriert, leitet über zu einer Untersuchung antiker Aufführungspraktiken, gefolgt von Schlussbetrachtungen zu Autoren und Publikum in Antike und Moderne.