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Philosophische Fakultät

Sprachforscher Jakob Halfmann erhielt den Ruchti-Preis

11.06.2024

Der Wilhelm H. Ruchti-Preis für herausragende Nachwuchsforschende der Uni Würzburg geht in diesem Jahr an Jakob Halfmann. Der Linguist ist Experte für indo-iranische Sprachen.

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Preisträger Jakob Halfmann mit dem Vorstand der Ruchti-Stiftung und deren Beiratsmitglied (v.l.) Unikanzler Dr. Uwe Klug, Professor Ignacio Czeguhn, Gertrud Schrödl und André Illmer. Das Foto an der Wand zeigt Wilhelm H. Ruchti, den Gründer der Stiftung. (Bild: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Jakob Halfmann (29) vom Lehrstuhl für vergleichende Sprachwissenschaft hat den mit 5.000 Euro dotierten Wilhelm H. Ruchti-Preis 2024 erhalten. Die gleichnamige Würzburger Stiftung vergibt diese Auszeichnung jedes Jahr an herausragende Nachwuchsforschende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Halfmann bekam den Preis am 6. Juni bei einer Feierstunde in den Räumen der Stiftung überreicht.

Was den Preisträger auszeichnet, erklärte Professor Ignacio Czeguhn, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, in einer kurzen Laudatio. Jakob Halfmann hat in einer herausragenden Doktorarbeit, 2023 an der Universität zu Köln abgeschlossen, grundlegend neue Erkenntnisse über die seltene Katë-Sprache gewonnen. Diese Sprache wird in Afghanistan und Pakistan gesprochen, insgesamt gibt es dort nur rund 90.000 Sprecherinnen und Sprecher.

Die Dissertation bietet eine detaillierte Beschreibung der Grammatik der Katë-Sprache nach den Standards der modernen Sprachwissenschaft. Sie geht über das allgemein Übliche in der deskriptiven Linguistik hinaus, indem sie auch die dialektale Variation der Sprache in ihrer vollen Breite mitberücksichtigt.

Digitale Feldforschung entwickelt

Wegen der Reisebeschränkungen in der Corona-Pandemie entwickelte Jakob Halfmann im Lauf seiner Doktorarbeit eine „digitale Feldforschung“ über soziale Medien: Er kommunizierte mit Muttersprachlern in Afghanistan und Pakistan und wertete Audioaufnahmen und Texte grammatisch aus. Schließlich konnte er auch Feldforschungen mit Diasporasprechern in Wien und in der ursprünglichen Sprachregion in Pakistan durchführen.

„Die Kombination von Feldforschung und Sprachbeschreibung mit historischer Analyse und Epigraphik stellt eine Besonderheit des Forschungsprofils von Herrn Halfmann dar, das wir in dieser Form in der Sprachwissenschaft nur selten finden“, sagt Professor Daniel Kölligan, Leiter des JMU-Lehrstuhls für vergleichende Sprachwissenschaft, der an der Feierstunde bei der Stiftung teilnahm.

Unbekannte mitteliranische Sprache aufgedeckt

Der Preisträger hat außerdem maßgeblich an der Teilentzifferung der „Unbekannten Schrift“ mitgewirkt, die im Kuschana-Reich im antiken Zentralasien verwendet wurde. Die Forschungen brachten eine bis dahin unbekannte mitteliranische Sprache ans Licht.

Auch von seinem aktuellen Postdoc-Projekt an der JMU verspricht sich die Fachwelt frisches Wissen über die Geschichte der indo-iranischen Sprachfamilie. Mit Förderung durch das Walter-Benjamin-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) arbeitet Halfmann an einem digitalen etymologischen Wörterbuch des nominalen Wortschatzes der Nuristan-Sprachen. Diese sind nur wenig erforscht; ihre historische Position im Verhältnis zu den anderen beiden Sprachzweigen Indoarisch und Iranisch ist bisher unklar.

Werdegang des Preisträgers

Jakob Halfmann, Jahrgang 1995, stammt aus Oldenburg. Er studierte die Fächer Linguistik und Sprachen & Kulturen der Islamischen Welt an den Universitäten Leipzig und Köln. Nach dem Masterabschluss begann er 2020 in Köln mit seiner Doktorarbeit, gefördert durch ein Promotionsstipendium der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne. Seit Oktober 2023 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am JMU-Lehrstuhl für vergleichende Sprachwissenschaft.


Der Wilhelm H. Ruchti-Preis

Die Auszeichnung wird seit 2006 an herausragende Nachwuchsforschende der Universität Würzburg vergeben; sie geht abwechselnd in die Natur- und Lebenswissenschaften sowie in die Sozial- und Geisteswissenschaften.

Benannt ist der Preis nach Wilhelm H. Ruchti (1912-2005), Gründer der gleichnamigen Stiftung, die den Preis auch vergibt. Ruchti war ein Würzburger Unternehmer, der seiner Stadt und der Universität zeitlebens eng verbunden war. Als er nach dem Zweiten Weltkrieg sein Anzeigenkontor aufbaute, war die Universität seine erste Kundin: Viele Jahre lang akquirierte er für sie Werbeanzeigen, unter anderem für das gedruckte Vorlesungsverzeichnis.

Wilhelm H. Ruchti Stiftung im Web

Von Robert Emmerich

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