Götterklang und Historikersprache
28.01.2019Das Zusammenspiel unterschiedlicher Medien in den Kulturen des Altertums steht im Fokus der neuen Ringvorlesung des Altertumswissenschaftlichen Zentrums. Ihr Titel: „Mixed Media. Text // Bild // Ton in der Antike“.
Wie erreicht man die Götter? – Was macht Musik mit uns? – Wie bringt man Bilder zum Sprechen? – Wie fesselt man ein lesendes oder schauendes beziehungsweise zuhörendes Publikum? Diese und weitere, ähnliche Fragen stehen im Zentrum einer neuen Ringvorlesung, die das Würzburger Altertumswissenschaftliche Zentrum (WAZ) im jetzt gestarteten Wintersemester anbietet. Sie beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel unterschiedlicher Medien in den Kulturen des Altertums, berührt jedoch stets auch Fragen, die über den Aspekt der Intermedialität hinausreichen und grundsätzliche Kommunikationsinteressen zu erfassen suchen, die nichts an Aktualität eingebüßt haben.
Intermedialität war in der Antike selbstverständlich
Das Zusammenspiel unterschiedlicher Medien war ein nahezu selbstverständliches Charakteristikum antiker Kommunikationsstrategien. Ilias und Odyssee, die großen Epen Homers, wurden ursprünglich von fahrenden Sängern aus dem Gedächtnis vorgetragen; der Klang der deklamierten Verse war entscheidende Voraussetzung nicht nur für die Wirkung der Erzählungen, sondern überhaupt für ihr Erinnern. Das in spätarchaischer Zeit bei den Griechen entstandene Theater wäre ohne die komplexe Interaktion von Text, Schauspielern, Masken und Bühnenbild gar nicht denkbar.
Denkmäler der Antike bestanden im Wesentlichen stets aus Bildern, bedurften aber auch der Begleitung durch Inschriften, dank derer die Bildaussagen personalisiert und mit komplementären Botschaften versehen werden konnten. Rituale jedweder Art waren nicht nur im Handlungsablauf genau festgelegt, sondern stets auch intoniert beziehungsweise von Musik begleitet, um den kollektiven Erlebnissen zu feierlicher Atmosphäre und Dramaturgie zu verhelfen.
Der zeitliche und geographische Rahmen des Vortragsprogramms ist weit gespannt und reicht vom Alten Ägypten über Babylon, das archaisch-klassische Griechenland bis in die römische Kaiserzeit. Neben den üblicherweise im Zentrum stehenden Text- und Bildzeugnissen wird diesmal die akustische Dimension antiker Kulturtechniken besondere Aufmerksamkeit erfahren.
Zeit und Ort
Die Ringvorlesung richtet sich an Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber vor allem auch an ein breiteres Publikum. Der Vorträge finden jeweils montags statt im Toscanasaal im Südflügel der Residenz. Beginn ist um 18:15 Uhr; der Eintritt ist frei.
Das Programm
- 5. November 2018: Wie muss ein Historiker erzählen: nüchtern – anschaulich – dramatisch? Denkanstöße aus dem antiken Griechenland zu einer aktuellen Frage (PD Dr. Felix Maier, Universität Würzburg)
- 19. November 2018: Stumme, aber aussagekräftige Zeugen. Musiker und Musikinstrumente auf römischen Grabdenkmälern (Dr. Cristina Alexandrescu, Wissenschaftliche Akademie Bukarest)
- 3. Dezember 2018: Hinweise. Zum Verhältnis von Vasenbild und -inschrift in spätarchaischer Zeit (Prof. Dr. Martin Langner, Universität Göttingen)
- 7. Januar 2019: Theaterdonner. Die Parodos des Chores in den Wolken des Aristophanes (Prof. Dr. Peter von Möllendorff, Universität Gießen)
- 28. Januar 2019: Der Kult des Soknopaios. Text und Klang eines altägyptischen Rituals in Raum und Bild (Prof. Dr. Martin Stadler, Universität Würzburg)
Mit dem Thema der Ringvorlesung in diesem Wintersemester bietet das Würzburger Altertumswissenschaftliche Zentrum seinen Zuhörern und -schauern erstmals ein Programm an, das sich inhaltlich als Ergänzung zur ähnlich titelnden Vortragsreihe "TextBildMusik" des Kollegs Mittelalter und Frühe Neuzeit begreift und so einen Dialog über Epochengrenzen hinaus zu entfachen sucht.