Ein Menü in elf Gängen

Nach der coronabedingten Absage 2020 und rein digitalen Wettbewerben in den beiden darauffolgenden Jahren richtete das Unterfränkische Dialektinstitut (UDI) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) den Schülertag 2023 wieder in gewohnter Form als Präsenzveranstaltung aus.

Die sechzehnte Auflage am 21. März 2023 griff noch einmal das Thema der digitalen Wettbewerbe „Dialekt und Essen“ auf. Elf Klassen mit rund 260 Schülerinnen und Schülern aus folgenden Schulen hatten sich hierzu angemeldet: Frankenlandschulheim Schloss Gaibach/Außenstelle Gymnasium Gerolzhofen, Gymnasium Bad Königshofen, Maria-Ward-Gymnasium Aschaffenburg, Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld, Hanns-Seidel-Gymnasium Hösbach und Wolffskeel-Realschule Würzburg. Mit drei Gymnasien war also der Untermain stark vertreten, aber mit Klassen aus dem Steigerwaldvorland, aus dem Grabfeld und aus Würzburg spiegelte sich in den Wettbewerbsbeiträgen doch die Vielfalt der Dialekte in Unterfranken wider.

Abwechslungsreiche Vorträge

Den Schülertag eröffneten die Grußworte von Professor Wolf Peter Klein, Leiter des Dialektinstituts, und der stellvertretenden Bezirkstagspräsidentin Eva Maria Linsenbreder –  die testete mit einem kleinen Quiz gleich die Dialektkenntnisse der Schülerinnen und Schüler.

Einen einführenden Vortrag zu den Dialekten in Unterfranken hielt Dr. Monika Fritz-Scheuplein (UDI). Anschließend beleuchtete Alexander Sazyma unter dem Titel „So kocht die Karschter Oma“, dass Dialekt auch durch den Magen gehen kann. Sazyma ist Oberstudienrat für die Fächer Deutsch und Katholische Religionslehre am Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt und hat mit Schülerinnen und Schülern des Abiturjahrgangs 2019 im Rahmen eines P-Seminars alte Rezepte gesammelt und in den ortsüblichen Dialekt übertragen. Ergebnis dieser Arbeiten ist ein Mundart-Kochbuch, das im Würzburger Echter-Verlag bereits in einer zweiten Auflage erschienen ist.

Arbeitsaufträge und Wettbewerb

Wie üblich gab es für die angemeldeten Klassen auf den Schülertag vorbereitende Arbeitsaufträge, anhand derer sich im Deutschunterricht Themen wie „Varietäten des Deutschen“ oder „Gesprochene vs. Geschriebene Sprache“ gut aufgreifen ließen: Die Schülerinnen und Schüler mussten ein Rezept ihrer Wahl in ihrem ortsüblichen Dialekt digital aufzeichnen. Dieses Tondokument galt es dann in je einer möglichst sprachnahen und einer standardsprachlichen Fassung zu verschriftlichen. Beide Versionen sollten miteinander verglichen und ihre Unterschiede analysiert werden.

Den Rahmen der Aufgabe bildete ein fiktives Szenario, in dem die Schülerinnen und Schüler dazu aufgefordert waren, im Ausland lebenden Verwandten ein Kochrezept in einer mundartlichen Sprachnachricht zu übermitteln.

Im Wettbewerb wurde die Sprachnachricht dann nicht einfach abgespielt, sondern live vorgetragen. Die Wahl der Speisen blieb weitestgehend authentisch fränkisch, was ihrer Vielfalt aber keinen Abbruch tat: Von „Kasplotz“ über „Apfelkräpfle“ bis hin zum „Schäufele“ war für jeden Geschmack etwas dabei.

Die Wartezeit bis zur Siegerehrung verkürzten ein Lernzirkel und ein Dialektquiz, bei dem die Schülerinnen und Schüler per Smartphone miträtselten.

Und die Gewinner sind…

Bei sechs verfügbaren Preisen konnten sich gleich vier Klassen über ihre dritten Plätze freuen: Eine Betriebsführung mit Verkostung bei der Fischzucht in Maidbronn, gesponsert vom Bezirk Unterfranken, gewann die Klasse 8b des Gymnasiums Bad Königshofen. Auch die Klasse 8a vom Gymnasium Bad Königshofen zählte zu den Gewinnern, sie durfte sich über einen Verlagsbesuch beim Arena-Verlag in Würzburg freuen.

Eine Studioführung beim BR Studio Mainfranken erhielt die Klasse 8d der Wolffskeel-Realschule Würzburg. Zu guter Letzt darf die Klasse 8b des Maria-Ward-Gymnasiums in Aschaffenburg das dortige Christian-Schad-Museum besuchen.

Allen Drittplatzierten gemeinsam war ihr guter Vortrag, ihre anschaulichen PowerPoint-Präsentationen sowie ihr sehr authentischer Dialekt, der sich auch in den sprechsprachnahen Verschriftungen widerspiegelte.

Tatsächlich aus dem fast 100 Jahre alten und in altdeutscher Handschrift geschriebenen Kochbuch einer Großmutter eines Schülers stammte das Rezept „Frängisches Hochzeitsessn – Subbnfläsch mit Gree“. Der originelle Beitrag bescherte der Klasse 8a der Wolffskeel-Realschule Würzburg den zweiten Platz und wurde mit einem Klassenbesuch im Medienhaus der Main-Post belohnt.

Auf dem ersten Platz landete die Klasse 8d des Julius-Echter-Gymnasiums Elsenfeld, die mit ihrem Rezept „Grummbannsubbe mit Äbbl-/Quetschebloz“ das Menü mit elf Gängen eröffnet hatte. Für ihren hervorragenden Auftritt gewann die Klasse einen Besuch beim Medienhaus Main-Echo in Aschaffenburg.

Dank und Vorfreude

Neben allen Teilnehmenden bedankt sich das UDI besonders bei den verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrern, die ihren Klassen – neben dem normalen Unterricht – diese Projektarbeit ermöglichten. Ohne die Bereitschaft zu diesem großen Engagement wäre der UDI-Schülertag nicht möglich! Ein großes Dankeschön geht zudem an die treuen Sponsoren für ihre Unterstützung durch Sachpreise.

Nach vier Jahren Schülertagsabstinenz also eine mehr als würdige Rückkehr der Veranstaltung, die schon jetzt Lust auf den 17. UDI-Schülertag im März 2024 macht.

Kontakt

Dr. Monika Fritz-Scheuplein, Institut für Deutsche Philologie, Tel: 49 931 31 85 631, E-Mail: monika.fritz-scheuplein@uni-wuerzburg.de