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  • Der Bastet-Tempel von Bubastis.
Lehrstuhl für Ägyptologie

Barkensanktuar und Mesenit

Ritualpraxis in Sanktuar und 'Axialkapelle' (Mesenit) des Horus-Tempels von Edfu: Theologische Traditionen und Kultablauf im innersten Kern eines ägyptischen Tempels

Erstmals sollen das Barkensanktuar und die Axialkapelle ('Mesenit') des Horus-Tempels von Edfu mit ihren Wandreliefs einer ausführlichen und vergleichenden Untersuchung unterzogen werden, um eine Grundlage für zukünftige systematische Studien des gesamten Heiligtums, seiner Theologie und seines Kultbetriebs zu schaffen. Dafür bewilligt die DFG der Würzburger Ägyptologie gut 350.000 EUR für zunächst drei Jahre und schließlich für die Fortsetzung weitere fast 420.000 EUR.

Der Horus-Tempel von Edfu (Oberägypten, 237-57 v. Chr.) enthält mit seiner Wanddekoration Informationen sowohl zu den durchgeführten Ritualen und dem Inventar des Tempels, als auch zur regionalen und überregionalen Kulttopographie, Mythologie, Ikonographie und theologischen Konzepten in einer Ausführlichkeit, die ihresgleichen sucht. Er bietet somit ein einmaliges Potential für das Verständnis des Kultablaufes und der religiösen Konzeption ägyptischer Heiligtümer, das bisher nur unzureichend ausgeschöpft worden ist.

Sanktuar und Mesenit bilden den inneren Kern des Tempels. Sowohl ihre architektonische Anlage als auch ihre Wanddekoration unterstreichen ihre zentrale kultische Bedeutung. Demnach bestand zwischen den beiden Räumen eine enge, komplementäre Beziehung, für deren Kennzeichnung als Arbeitshypothese die Bezeichnungen "vorderes (oder offenes) Sanktuar" und "hinteres (oder geheimes) Sanktuar" vorgeschlagen werden.

Die genaue kultische Funktion und Konzeption der beiden Räume und ihre konkrete Interrelation sind aber bisher nicht systematisch untersucht worden. Das Projekt will dem Desideratum begegnen. Es wird sich den beiden Tempelräumen mit einem methodisch ganzheitlichen Ansatz und unter Einbeziehung aktueller Forschung zu ägyptischen Ritualen sowie Neueditionen von Papyri und Tempelinschriften widmen.

Das Projekt ist auf zwei Phasen zu je drei Jahren angelegt: Phase I hat die philologische Erschließung der Quellen zum Ziel. Phase II, für die ein Fortsetzungsantrag gestellt werden wird, wird sich der text- und religionsgeschichtlichen Analyse, Deutung und Kontextualisierung sowie der ikonographischen Untersuchung widmen.

Die Grundlage für die sorgfältige Analyse der Wanddekoration bilden jährliche epigraphische Kampagnen in Ägypten, in deren Verlauf und Nachbereitung die gesamten Reliefs der beiden Räume photographisch und zeichnerisch neu dokumentiert und abschließend kollationiert werden. Auf Basis der Photographien und Zeichnungen erfolgen in Phase I Transliteration, Übersetzung und philologischer Kommentar der Ritualszenen, die in der Abschlußpublikation am Ende von Phase II in Umzeichnung gemeinsam mit einer ausführlichen inhaltlichen Analyse der Szenen und Inschriften in Buchform vorgelegt werden wird. Die photographische Dokumentation hingegen wird bereits am Ende der Phase I online und open access zugänglich gemacht werden.