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  • Der Bastet-Tempel von Bubastis.
Lehrstuhl für Ägyptologie

Apotropäische Schutzrituale

Apotropäische Schutzrituale

Das Teilprojekt zu den  apotropäischen Schutzritualen in Edfu ist ein Teil des ägyptologischen Beitrags zur Kollegforschungsrguppe MagEIA. Das Ägyptologie-Team wird sich in der ersten Förderphase mit königlichen apotropäischen Texten befassen. Texte dieser Gattung sind in Clustern hauptsächlich von drei Orten bezeugt: die Papyri aus den Tempelbibliotheken von Elephantine und Tebtynis sowie die Inschriften des Tempels von Edfu. Die Situation der Edfu-Inschriften ist einzigartig, da die Texte in einem vollständig erhaltenen Kontext gefunden wurden, zusammen mit anderen Texten, die Licht auf die variierende Verwendung von Schutz- und Vernichtungsritualen für den König werfen und teilweise lediglich auf Horus adaptiert wurden.

Die Inschriften bedecken die Innenseite der Umfassungsmauer des Tempels von Edfu, wo sie in der Regierungszeit von Ptolemaios IX. Philometor Soter eingemeißelt wurden. Im zweiten Register der Nordwand sind zwei apotropäische Rituale eingetragen, das Buch sꜣ pr "Schutz des Hauses" in der westlichen Hälfte und, in der östlichen Hälfte, das Buch mk.t ḥꜥ.w "Bewachung des Körpers". Die präskriptiven Teile der Rituale waren in Beschreibungen ritueller Handlungen eingebettet, darunter auch ein Hinweis auf die Rezitation von Zaubersprüchen gegen das Böse Auge. Darüber hinaus befanden sich die Edfu-Inschriften in unmittelbarer Nähe von Ritualszenen, die die Verwendung von Zaubersprüchen gegen das Böse Auge, Rezitationen gegen die Gefahren des neuen Jahres, die Litanei für das gute (neue) Jahr, den berühmten Großen Horus-Mythos von Edfu und andere einschlägige Texte anführen. Obwohl die Edfu-Texte erst 2014 vollständig transliteriert und übersetzt wurden, fehlt ein analytischer Kommentar, der die Edfu-Fassungen mit den Belegen aus den Papyri vergleicht, wie sie in den Tempelbibliotheken von Elephantine und Tebtunis gefunden wurden. Zudem fehlt eine umfassende epigraphische Dokumentation. Somit ist das für die ägyptische Tempeldekoration charakteristische komplexe Zusammenspiel von Bild und Hieroglyphentext in den Publikationen nur unzureichend zu erfassen.

Stadler wird diese Desiderate im Rahmen von MagEIA angehen, indem er zum ersten Mal eine umfassende epigraphische Dokumentation und Analyse dieser Texte liefert. Das Arbeitsprogramm gliedert sich in vier Schritte: (1) Die Texte und Bilder der Wand werden nach den etablierten Würzburger epigraphischen Standards photographisch und zeichnerisch dokumentiert. Dies bildet die Grundlage für eine umfassende Auswertung des Kontextes. (2) Eine eingehende Lektüre der Papyrusquellen anderer Fundorte (insbesondere Elephantine und Tebtunis), die apotropäische Rituale gegen Dämonen, aber auch konkrete physische Bedrohungen, wie z.B. giftige Tiere, enthalten, wird die Grundlage für (3) die Analyse der Überlieferungs-, Adaptations- und Umdeutungsmethoden bilden. Dies wird zu einem besseren Verständnis des Wesens der ägyptischen Magie beitragen und Einblicke in die sich entwickelnde Einstellung der alten Ägypter zu magischen Ritualen geben. (4) Die Studie wird weit über den traditionellen ägyptologischen Ansatz hinausgehen, indem sie die Belege im Rahmen des vergleichenden Ansatzes analysiert, der den Kern von MagEIA bildet, und so die Besonderheiten und gemeinsamen Merkmale der Rituale zum Schutz des ägyptischen Königs in einem breiteren altorientalischen Kontext beleuchtet.