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  • Der Bastet-Tempel von Bubastis.
Lehrstuhl für Ägyptologie

Dimê im Fayum

Eine Würzburger Forschungstradition

Die Stadt Dimê, auch als Soknopaiu Nesos bekannt, blühte zwischen dem 2. Jahrhundert v. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. auf. Die Siedlung war von einer beeindruckenden Tempelanlage geprägt, von der auch heute noch bis zehn Meter hohe Abschnitte der Umfassungsmauer stehen. Sie befindet sich im Fayum-Becken, etwa zwei Autostunden von Kairo entfernt. Das Fayum ist eine Senke, in der inmitten von Sümpfen ein riesiger, von einem Seitenarm des Nil gespeister See lag. Hier muss es von Krokodilen nur so gewimmelt haben. Vor fast 4000 Jahren begannen die Ägypter damit, dieses Gebiet landwirtschaftlich zu erschließen.

Dimê ist der arabische Name, der sich aus dem altägyptischenTa-mai Sebek neb Pai pa netjer a’a „die Insel des Sobek, des Herren von Pai, des großen Gottes“ herleitet. Der Tempel gehörte in der römischen Kaiserzeit zu den ägyptischen Heiligtümern der ersten Steuerklasse und war entsprechend bedeutend. Doch der Fayumsee verlandete teilweise und versalzte, das Umland desertifizierte um 250 n. Chr. So wurde der Orte aufgegeben und die Gegend nie wieder besiedelt. Das reine Wüstenareal war hier besonders günstig für den Erhalt antiken organischen Materials, so dass der Tempel in der Ägyptologie vor allem durch seine Papyrusfunde bekannt ist. Wichtige Teile werden heute in den großen Papyrussammlungen von Berlin und Wien aufbewahrt.

Aus kaum einem anderen Fundort in Ägypten sind derart reichhaltig Papyri überliefert wie aus Dimê - und das in ägyptischer und griechischer Sprache. Trotz der Masse an Handschriften (oder vielleicht gerade deswegen) wurde dieses Corpus bisher kaum systematisch und nur selten zusammenführend bearbeitet. Die Papyrustexte erlauben einmalige Einblicke sowohl in das Wirtschaftsgefüge eines ägyptischen Tempels in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten als auch die Theologie des Heiligtums und die Religion im römerzeitlichen Ägypten. In Würzburg hat die Erforschung dieses schier unerschöpflich scheinenden Quellenmaterials eine lange Tradition. Das erste von der DFG geförderte Projekt Soknopaiu Nesos nach den demotischen Quellen römischer Zeit nahm 2000 in Würzburg seine Arbeit auf. Ihm folgten eine weitere Reihe von DFG-Forschungsprojekten, die auf den folgenden Seiten vorgestellt werden: