Blutrache, Kontroverse und Gnostische Schriften entdeckt in Nag Hammadi
Datum: | 16.01.2020, 18:15 Uhr |
Ort: | Residenzplatz 2 (Residenz), Hörsaal 1 |
Veranstalter: | Lehrstuhl für Ägyptologie |
Vortragende: | Dr. Dylan Michael Burns (FU Berlin) |
Geheimwörter eines verheirateten Jesu, ein beschimpfter Weltenschöpfer - kein Wunder, dass die koptische gnostische Bibliothek aus Nag Hammadi (Oberägypten) kontrover diskutiert wurde. Doch geht es in der jüngsten Kontroverse in den Nag Hammadi-Studien nicht um Gnosis oder Gnostizismus, um die negative Darstellung des jüdischen Gottes oder umstrittene Datierungen der Geheimwörter Jesu, sondern um die Entdeckung der Bibliothek selbst. Denn die Geschichte dieser Entdeckung ist ein oberägyptisches Abenteuer, wie etwas aus Karl May, wo Araber und Wissenschaftler mit Betrug, Blutrache und sogar einem Dschinn operieren. Die Geschichte der Nag Hammadi-Entdeckung ist ein Seemannsgarn, ein Groschenroman, lustig zu erzählen, und - so behaupten ihre heutige Kritiker - romantisiert, orientalisiert, unwissenschaftlich, unmoralisch und besser vergessen. Das Thema dieses Vortrags ist diese Geschichte, die berechtigte Kritik daran - und die Notwendigkeit, sie trotzdem zu erzählen, wenn wir die Nag Hammadi-Bibliothek verstehen möchten.
Dr. Burns ist Dienststellenleiter für das Projekt Database and Dictionary of Greek Loanwords in Coptic an der Freien Universität Berlin und co-Herausgeber von Nag Hammadi and Manichaean Studies.